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Ich glaube, der Fliesenleger ist tot!

Ich glaube, der Fliesenleger ist tot!

Titel: Ich glaube, der Fliesenleger ist tot! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Karnick
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Toiletten noch Waschbecken, keine Wasserhähne und Duscharmaturen. Mit den Worten meines Mannes: »Ich muss schon sagen, Hut ab vor Tiedemann und Jacobs. Das muss man erst mal schaffen, so konstant unzuverlässig zu sein.«
    Die Heizkörper in den Schlafzimmern fehlen ebenfalls, das aber beunruhigt mich nicht weiter. Erstens ist Sommer. Zweitens habe ich meine Ansprüche an den Zustand des Hauses bei Einzug extrem heruntergeschraubt. Binnen zwei Wochen hat sich mein Perfektionismus in Pragmatismus verwandelt.
    »Das Haus ist toll geworden, noch toller wäre es, wenn wir bis zum Einzug am Freitag ein Klo und ein Waschbecken hätten. Duschen können wir ja bis zum 30. Juni noch in der alten Wohnung«, poste ich vier Tage vor dem Einzug auf Facebook. Ich habe erstaunlicherweise sehr gute Laune, als ich dies schreibe. Ob mit oder ohne Dusche, wir werden es uns im neuen Haus schon gemütlich machen. Hauptsache, wir sind endlich drin. Hauptsache, ich hab’s endlich hinter mir.
    Zwei Tage vor dem Einzug, der Tag, an dem kein Handwerker mehr im Haus sein sollte: Herrn Tiedemanns Leute sind im Elternbad zugange, immerhin gibt es dort inzwischen ein Waschbecken, und sämtliche Toiletten im Haus sind befestigt. Die Dogge spricht mich an: »Haben Sie einen Augenblick Zeit? Wir müssten da mal etwas besprechen. Die WC -Drücker, die Sie sich ausgesucht haben, die passen gar nicht auf die WC -Spülkästen, die eingebaut wurden.«
    »Wieso das nicht?«, frage ich.
    »Na ja, weil die WC -Drücker, die Sie sich ausgesucht haben, von einer anderen Firma stammen als die WC -Spülkästen. Auf diese Spülkästen können keine WC -Drücker von einer anderen Firma montiert werden«, erklärt mir die Dogge. »Sie müssten sich bitte WC -Drücker von der gleichen Firma aussuchen, von der die WC -Spülkästen stammen, die haben ja auch sehr schöne. Ich maile Ihnen mal den Katalog, und bis Sie sich entschieden haben, montieren wir Ihnen vorläufig ein möglichst ähnliches Modell, damit Sie die Toiletten benutzen können. Das ist ja erst mal das Wichtigste.«
    »In der Tat«, sage ich. »Und wer hat die WC -Spülkästen eingebaut, die nicht zu den WC -Drückern passen, die wir bestellt haben?«
    »Na ja, wir«, sagt die Dogge.
    »Was Sie mir sagen wollen«, sage ich, »ist also: Sie haben die falschen WC -Spülkästen eingebaut, und deshalb müssen wir jetzt andere WC -Drücker nehmen, als wir eigentlich wollten?«
    »Ja, also …«, sagt Herr Tiedemann, ausnahmsweise sichtbar verlegen, »so könnte man das ausdrücken, ja.«
    »Und wenn wir darauf bestehen, dass Sie die WC -Drücker einbauen, die wir schriftlich bestellt haben?«, frage ich. »Was dann?«
    »Dann müssen die Trockenbauwände in den Bädern und im Gäste- WC aufgehauen werden, damit man die Spülkästen austauschen kann, und danach müssen die Wände repariert und neu verputzt und neu gestrichen werden«, sagt Herr Tiedemann. »Aber das schaffen wir nicht bis übermorgen.«
    Ich denke: Der Typ ist so absurd, das ist fast schon wieder komisch. Na ja, es sind erstens nur WC -Drücker. Zweitens: Ausflippen nützt nichts mehr. Und drittens, wie gesagt, mein neues Motto heißt: Pragmatismus statt Perfektion.
    »Na, dann mailen Sie mir mal die Drückermodelle, die passen«, sage ich.
    Ein Tag vor dem Umzug: Ich bin mittags mit Katja im Haus verabredet, das ab morgen unser Haus sein wird. In unserer Wohnung, die ab morgen die alte Wohnung sein wird, sind die Umzugsleute gerade dabei, Kisten zu packen und den Möbelwagen zu beladen. Die Gebäudereiniger sind zu dritt da und reinigen das Haus, soweit dies möglich ist. Es ist so gut wie unmöglich, das Haus zu reinigen, weil Herr Jacobs und die Leute von Gebr. Nadler ebenfalls da sind. Herr Jacobs und ein Kollege schneiden Fliesen. Die Gebr.-Nadler-Leute sägen Rohre, irgendeiner ist dabei, die Heizkörper zu installieren. Überall fliegt Staub umher, überall liegt Werkzeug herum. Die Fliesenleger und die Installateure rennen aus dem Haus, um irgendetwas zu holen oder eine zu rauchen, wenn sie wieder reinkommen, schleppen sie jedes Mal einen halben Zentner Sand ins Haus. Zum Glück liegt noch überall auf dem Fußboden Malerflies. Katja ist auch da. Das erste Mal, seit ich sie kenne, sieht sie verstört aus.
    »Ich bin gerade gekommen«, sagt Katja. »Ich bin total ausgeflippt, als ich Jacobs und die Leute von Gebr. Nadler hier gesehen habe. Die hatten mir versprochen, gestern fertig zu werden. Mann, habe ich die angeschrien, wir

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