Ich greife an
Februar 1945 kehrten wir ohne „Beute" von der Jagd zurück. Ich war verärgert, aber die Erfahrung hatte mich gelehrt, die Hoffnung bis zur Landung nicht aufzugeben.
Als ich mich dem Flugplatz näherte, hörte ich im Funk meine Rufzeichen. Der Regimentskommandeur teilte mir mit, daß über dem Flugplatz zwei feindliche Flugzeuge kreisten. Ich hielt Umschau und erblickte zwei neue, glänzende „Focke-Wulf". Aus dem Anflug heraus setzte ich mich ans Heck der einen. So, dachte ich, du wirst mir nicht entkommen! Die zweite Feindmaschine verschwand Hals über Kopf in den Wolken. Ohne noch lange zu zögern, eröffnete ich das Feuer. Die Maschine zog eine weiße Rauchfahne hinter sich her und näherte sich rasch der Erde. Aber der Faschist zog sein Flugzeug wieder hoch; wahrscheinlich hoffte er, das eigene Gebiet noch erreichen zu können. Die Frontlinie war nahe. Mit einem zweiten Feuerstoß schoß ich den Motor in Brand. Der Flieger sprang mit dem Fallschirm ab und landete einige Meter von unserem Flugplatz entfernt. Er versuchte, in den Wald zu flüchten, doch unsere Leute waren schneller und nahmen ihn gefangen.
Als ich gelandet war, kam Kumanitschkin als erster auf mich zugelaufen: „Das hast du ausgezeichnet gemacht! Der Faschist ist direkt auf unseren Flugplatz gefallen, du hast ihn sozusagen ,mit Lieferung frei Haus' abgeschossen!"
Man führte den deutschen Flieger in den Gefechtsstand und verhörte ihn. Er war der Sohn eines Barons. Er hatte eine modernisierte „Focke-Wulf" mit wassergekühltem Motor geflogen. Als er unseren Flugplatz angeflogen hatte, war er überzeugt gewesen, daß er ungestraft ein sowjetisches Flugzeug abschießen und dann entkommen würde. Als er dies erzählte, zitterte er. Er sah mich mit einem hündischen Blick an und hielt mir plötzlich die Hand hin. Ich fühlte mich so angewidert, daß ich ihm den Rücken zudrehte und den Gefechtsstand verließ.
Seine „Focke-Wulf" war mein fünfzigster Abschuß.
SECHS GEGEN DREISSIG
Über Berlin und über den Zugängen zu dieser Stadt kreisten ständig feindliche Jagdflugzeuge. Von oben waren die Umrisse der riesigen Stadt schon aus der Ferne zu sehen. Ich rief mir alles ins Gedächtnis, was ich über Berlin gelesen hatte, und erinnerte mich der Berichte der Flieger in Posen. Da war die Stadt, in der die faschistischen Pläne der Unterjochung unseres Landes geboren worden waren, da war die Höhle des Feindes!
Die Faschisten klammerten sich an jede, auch die geringste Möglichkeit, um sich vor dem endgültigen Zusammenbruch zu retten.
Am Himmel über der Oder entspann sich mit den Faschisten ein Kampf um die Höhenüberlegenheit. Nicht ohne Grund pflegen die Flieger zu sagen: „Herr der Höhe - Herr des Kampfes!" Während der Kämpfe über der Oder stiegen die Faschisten 4000 bis 5000 Meter, wir dagegen 5000 bis 6000 Meter hoch.
Der Gegner versuchte uns zu überlisten. Die faschistischen Flieger änderten ihre gewohnte Angriffszeit im Raum der Kampfhandlungen. Sie kamen nicht mehr morgens, sondern, mit der Sonne im Rücken, erst gegen Abend. Aber auch das half ihnen nichts. Wir stiegen ebenfalls erst gegen Abend zur Jagd auf, flogen, den Dunst ausnutzend, weit in das Hinterland des Gegners hinein und kämmten den Luftraum ab.
Durch die aktive Tätigkeit unserer Luftwaffe wurden die feindlichen Flieger gezwungen, in großen Gruppen zu fliegen. Sie versuchten alles und flogen, in der Hoffnung, geringere Verluste zu erleiden, sogar bei ungünstigen Wetterverhältnissen. Aber auch diese Versuche schlugen fehl. Wir beantworteten sie mit der geschickten Anwendung des Tieffluges und gingen stets als Sieger aus den Kämpfen hervor.
Am 12. Februar flog ich mit Gromakowski als Rottenhund in den Raum unseres Brückenkopfes am Westufer der Oder. Gleichzeitig mit mir stiegen auch Kumanitschkin mit Kramarenko und Orlow mit Stezenko als Rottenhund auf. Es war schlechtes Wetter, und nur durch die Wolkenlöcher war der klare blaue Himmel zu sehen. Jede Rotte suchte den Feind in verschiedenen Gebieten, war aber durch den Funk mit den anderen verbunden. Wir hatten schon auf der Erde vereinbart, einander zu benachrichtigen, wenn der Feind auftauchte. Ich flog, wie immer bei diesen Wetterverhältnissen, im Tiefflug.
Unweit der Frontlinie sah ich, wie etwa dreißig „Focke-Wulf"-Maschinen aus der untersten Wolkenschicht hervorgeschossen kamen. Sie hatten die Absicht, unsere Truppen zu bombardieren.
Die Faschisten gruppierten sich zum Angriff. Ich wußte
Weitere Kostenlose Bücher