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Ich greife an

Ich greife an

Titel: Ich greife an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Koshedub
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später außerordentlich nützlich waren.
    Ein Kampfflieger muß rasch denken, blitzartig die Lage erkennen und unverzüglich den richtigen Entschluß fassen können. Dies sind sehr wertvolle, ja sogar unerläßliche Eigenschaften des Fliegers.
    Der Gedanke eilt der Tätigkeit voraus. Mit Hilfe hartnäckigen Trainings muß man daher lernen, rasch, aber dennoch überlegt und ordnungsgemäß zu handeln. Man muß seine Bewegungen und Handlungen kontrollieren und unter kompliziertesten Verhältnissen koordinieren können. Dies läßt sich einzig und allein durch eine ausgezeichnete Flugtechnik erreichen, die man bis zur Vollkommenheit beherrschen muß.
    Ich erinnerte mich häufig der Anweisung meines Fluglehrers vom Fliegerklub: „Nicht überhasten, aber beeilen!" Hast schadet nur. Sie läßt den Flieger, da er die Lage nur unvollkommen berücksichtigt, einen mehr oder minder unüberlegten Entschluß fassen.
    Schnelligkeit und Hast sind zwei verschiedene Begriffe. Ich hatte dies schon in jenen Tagen gelernt, in denen ich als Fluglehrer arbeiten und meine Flugschüler beobachten mußte. Blitzschnell und überlegt handeln - das ist das Ziel, dem jeder Kampfflieger zustreben muß. Durch langes, beharrliches Training kann er dies auch erreichen.
    Im Kampf verrichtet der Flieger gleichzeitig mehrere Tätigkeiten, daher genügt es nicht nur, daß er blitzschnell die gesamte Lage erfaßt, sondern er muß seine Augen überall haben. Von dieser Fähigkeit hängt unter den schwierigen Bedingungen des Luftkampfes, bei dem sich die Ereignisse in Sekundenschnelle abspielen, manchmal der Ausgang des Duells ab. Besonders wichtig ist diese Fähigkeit für den Gruppenkommandeur. Er muß blitzschnell die Kräfte des Gegners erkennen und einschätzen und danach die ihm zur Verfügung stehenden Kräfte verteilen. Ein guter, erfahrener Flieger vermag rasch und bewußt seine Aufmerksamkeit zu verlagern, wenn es die Lage erfordert. Er reagiert blitzschnell auf jedwede Überraschung, zum Beispiel auf den Anflug eines neuen Pulks feindlicher Maschinen oder auf ein unvorhergesehenes Manöver des feindlichen Fliegers.
    Vor dem Start zum Feindflug wird ein Aktionsplan entworfen. Aber der Flieger darf sich nicht dogmatisch an die festgelegte Aufgabe klammern. Die Umstände selbst zeigen ihm, welche Flugfigur er ausführen muß, um nicht zwei oder drei wertvolle Sekunden zu verlieren. Er fliegt blitzartig kombinierte Figuren und führt Manöver aus, die für den Gegner unerwartet kommen - mit einem Wort, er wählt den kürzesten Weg, um den Feind zu vernichten.
    „Es kann keine festgelegte Geschwindigkeit geben", sagte Tschkalow. Im Luftkampf kann es auch keine festgelegten Figuren und Manöver geben. Ein erfahrener und theoretisch gut ausgebildeter Flieger ist in jedem Kampf ein Neuerer, da er ständig neue Kampfverfahren entwickelt, wenn er die Flugfiguren so kombiniert, daß er in der Luft die günstigste Lage für den Angriff auf den Feind einnimmt. Auf der Erde denkt er gründlich über sie nach, begründet sie theoretisch, erörtert sie, vermittelt seine Erfahrung den Kameraden und nutzt diese Erfahrung unter entsprechenden Umständen wieder in der Luft aus.
    Die Fluggruppe muß gleichsam aus einem Guß bestehen. Wenn sich eine Maschine aus dem Verband löst, wird die Kette geschwächt, und der Gegner kann sich dies zunutze machen. Wenn der Kommandeur seinen Entschluß faßt, rechnet er stets damit, daß alle Flieger der Gruppe an ihrem Platz sind. Jede Verletzung der Gefechtsordnung kann den Plan des Kommandeurs zum Scheitern bringen. Daher hängt von den exakten Handlungen jedes einzelnen die Aktionseinheit der gesamten Gruppe ab.
    All meine Gedanken und Schlußfolgerungen teilte ich den Freunden mit. Einmal sagte ein junger Flugzeugführer: „Das ist alles richtig und sehr wichtig, aber wie kann man das erreichen, wie kann man lernen, den Kampf bewußt und überlegt zu führen?"
    Ich hatte mir diese Frage selbst oft gestellt und war zu folgendem Schluß gekommen: Die Hauptsache besteht darin, die Flugtechnik bis zur Vollkommenheit zu beherrschen. Nur der Flieger kann den Feind rechtzeitig und wirkungsvoll angreifen, dessen Aufmerksamkeit nicht allein auf die Steuerung des Flugzeuges konzentriert ist. Je besser ein Kampfflieger die Flugtechnik und die Bordwaffen seiner Maschine beherrscht, desto weniger wird seine Aufmerksamkeit von der Steuerung des Flugzeuges in Anspruch genommen. Dieser Flieger kann sich voll und ganz auf die Suche nach

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