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Ich hab dich im Gefühl

Ich hab dich im Gefühl

Titel: Ich hab dich im Gefühl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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Tochter, Gracie, ich meine Joyce, war gestern total sauer auf mich, weil sie die Zigaretten gefunden hat, die ich in der Sugar-Puffs-Schachtel versteckt habe, und ich wollte das Feuerzeug nicht aus der Tasche holen, damit sie nicht wieder an die Decke geht. Aber ich entschuldige mich dafür. Ich wollte das Flugzeug nicht in die Luft jagen oder so.«
    »Mr Conway, bitte achten Sie etwas auf Ihre Ausdrucksweise. Warum haben Sie sich geweigert, die Schuhe auszuziehen?«
    »Ich hab Löcher in den Socken!«
    Eine Weile herrscht Stille.
    »Ich bin fünfundsiebzig, junger Mann. Warum in aller Welt soll ich die Schuhe ausziehen? Haben Sie gedacht, ich will das Flugzeug mit einem Gummischuh in die Luft sprengen? Oder macht Ihnen die Einlage so zu schaffen? Womöglich haben Sie ja recht, denn man kann ja nie wissen, wie viel Schaden ein Mensch mit einer guten Einlegesohle anrichten kann …«
    »Mr Conway, bitte halten Sie sich etwas zurück und vermeiden Sie besserwisserische Andeutungen, denn sonst können wir Sie nicht ins Flugzeug lassen. Aus welchem Grund wollten Sie Ihren Gürtel nicht abnehmen?«
    »Weil ich sonst die Hose verloren hätte! Ich bin nicht wie diese
Kids
heutzutage, ich hab einen Gürtel nicht deswegen an, weil ich unbedingt
cool
sein will, wie man so schön sagt. Da, wo ich herkomme, zieht man einen Gürtel an, damit die Hose nicht runterrutscht. Und Sie würden mich noch für ganz andere Dinge verhaften, wenn ich keinen Gürtel anhätte, das können Sie mir ruhig glauben.«
    »Sie sind nicht verhaftet, Mr Conway. Wir müssen Ihnen nur ein paar Fragen stellen. Ein Verhalten, wie Sie es heute gezeigt haben, ist in diesem Flughafen verboten, deshalb müssen wir herausfinden, ob Sie die Sicherheit unserer Passagiere gefährden.«
    »Was meinen Sie damit – ›gefährden‹?«
    Der Sicherheitsmann räuspert sich. »Nun, das bedeutet, dass wir untersuchen müssen, ob Sie Mitglied in einer kriminellen Vereinigung oder terroristischen Organisation sind, bevor wir Sie ins Flugzeug lassen können.«
    Schallendes Gelächter von meinem Dad ist die Antwort.
    »Sie werden sicher verstehen, dass wir niemanden an Bord nehmen, dem wir nicht vertrauen, denn ein Flugzeug ist ein sehr beengter Raum. Wir haben das Recht zu wählen, wen wir mitnehmen und wen nicht.«
    »Von mir könnte in einem beengten Raum höchstens dann eine Bedrohung ausgehen, wenn ich ein gutes Curry aus meiner Stammkneipe intus hätte. Und terroristische Organisationen? Mitglied bin ich bloß im Monday Club, sonst nirgends. Treffen uns jeden Montag. Außer an Feiertagen, da verschieben wir uns auf Dienstag. Eine Truppe Mädels und Jungs von meinem Kaliber kommen da auf ein paar Pints und ein paar Lieder zusammen, weiter nichts. Obwohl, wenn Sie auf ein bisschen Tratsch aus sind – Donals Familie war ziemlich intensiv bei der IRA engagiert.«
    Wieder räuspert sich der Mann, der ihn befragt.
    »Donal?«
    »Donal McCarthy. Ach, lassen Sie ihn in Ruhe, der ist siebenundneunzig, es ist ewig her, dass sein Dad da für die Freiheit gekämpft hat. Das einzig Rebellische, was er jetzt noch auf die Reihe kriegt, besteht darin, dass er mit seinem Stock aufs Schachbrett haut, und das auch nur, weil es ihn so frustriert, dass er nicht spielen kann. Arthritis in beiden Händen. Wäre ganz gut, er würde es auch in der Zunge kriegen, wenn Sie mich fragen. Reden ist alles, was er tut. Darüber kann Peter sich ohne Ende aufregen, aber die beiden sind auch noch nie miteinander ausgekommen, seit Peter Donals Tochter den Hof gemacht und ihr das Herz gebrochen hat. Sie ist zweiundsiebzig. Hat man so was Lächerliches schon gehört? Sie hat immer behauptet, er hätte ein Wanderauge, aber er hat schlicht und einfach geschielt. Sein Auge wandert, ohne dass er was davon mitkriegt. Das würde ich ihm nie zum Vorwurf machen, obwohl er wirklich jede Woche das Gespräch beherrscht. Ich kann’s kaum erwarten, dass er zur Abwechslung auch mal zuhört.« Dad lacht und seufzt dann. Pause. »Meinen Sie, ich könnte eine Tasse Tee bekommen?«, fragt er schließlich.
    »Wir brauchen nicht mehr lange, Mr Conway. Was ist denn der Grund Ihres Besuchs in London?«
    »Ich fahre da hin, weil meine Tochter mich in letzter Minute hierhergeschleift hat. Gestern Morgen war sie ganz blass, als sie das Telefon aufgelegt hat. ›Ich fliege nach London‹, hat sie gesagt, als würde man so was einfach so von jetzt auf nachher entscheiden. Ah, vielleicht machen das die jungen Leute von

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