Ich habe einen Namen: Roman
Pflaster auf sie klebte, rissen sie
es ab. Wenn ich eine Wunde behandelte, entzündete sie sich umso mehr, eiterte
und die Leute starben sowieso. Das einzig Gute, was ich je habe tun können,
war, beim Captain für saubereres Wasser, besseres Essen und ein öfteres Säubern
der Laderäume zu kämpfen.«
Falconbridge und ich
hatten die Überquerung des Atlantiks beide überlebt, aber es schien, dass sein
Leiden seit der Zeit auf dem Schiff nur noch größer geworden war.
»Ich sehe, dass Ihnen
etwas auf der Seele liegt«, sagte ich, so sanft ich konnte. »Warum erzählen Sie
mir nicht mehr von Ihrem Leben in jenen Tagen?«
»Ich bin da raus«,
sagte er, »und ich habe es aufgeschrieben.«
»Ja?«
»Ich bin kein großer
Schriftsteller, aber Clarkson sagt, Sie schreiben.«
Ich nickte.
»Sie sind sicher
belesener als ich. Das bewundere ich. Aber ja, ich habe tatsächlich über meine
Arbeit als Arzt auf den Sklavenschiffen geschrieben. Mit großer Hilfe der
Heiligen oben in England.«
»Der Heiligen?«
»Von Leuten wie Ihrem
John Clarkson hier. Davon gibt es in London eine ganze Mannschaft. Wann immer
sie eine arglose Zuhörerschaft in einer Kirche einfangen können, trommeln sie
auf ihren Heiligentrommeln und hören so schnell nicht wieder auf.«
»Tatsächlich?«
»Sie versuchen, den
Sklavenhandel abzuschaffen. Kennen Sie das Wort ›Abolitionist‹?«
»Jemand, der etwas
beendet. Abbricht. Beseitigt. Stimmt das in etwa?«
»Sind Sie sicher, dass
Sie nicht in England geboren sind?«
Ich lächelte. »Sehe ich
aus, als wäre ich das?«
»Sie würden überrascht
sein, was für merkwürdig aussehende Hühner in meiner Heimat geboren werden.«
»Ich bin ja schon
vieles genannt worden«, sagte ich, »aber noch nie ein Huhn.«
Falconbridge lachte und
nippte an seinem Rum. »Wie ich höre, wollen Sie nach Hause.«
Ich nickte und wartete,
dass er fortfuhr.
»Ich könnte Ihnen
helfen, aber dafür müssten Sie noch einmal nach Bance Island«, sagte er.
»Warum?«
»Die einzigen Männer
hier, die sich mit den Wegen ins Landesinnere auskennen, sind die Händler, die
nach Bance Island kommen«, sagte er. »Und die, die drüben im Fort arbeiten,
sind anständige Kerle.«
Ich starrte ihn an.
»Ich meine nur«, sagte
Falconbridge, »wenn Sie die Leute selbst treffen – sagen wir, ich komme mit und
stelle Sie ihnen vor –, dann kann ich Ihnen garantieren, dass Sie mit Anstand
behandelt werden. Sie werden Ihnen die Hand schütteln, Ihnen etwas zu trinken
anbieten, ein bisschen lachen, Essen gegen Rum eintauschen, oder umgekehrt, und
Ihnen eine Zeitung aus London geben.«
Ich seufzte. Ich konnte
mir nicht vorstellen, noch einmal freiwillig den Sklavenumschlagplatz Bance
Island zu besuchen.
»Es stimmt, dass sie da
das Geschäft des Teufels führen«, sagte Falconbridge. »Aber einer von ihnen
könnte mich mit jemandem in Verbindung bringen, der Sie ins Inland mitnimmt.
Womit Ihr Wunsch in Erfüllung ginge.«
Nach einem Jahr des
Handels mit den Temne hatte ich keinen einzigen Hinweis darauf bekommen, wie
ich nach Bayo kommen konnte. Und plötzlich schien es so, als könnte mir ein
weißer Mann die Tür nach Hause öffnen.
»Ich werde darüber
nachdenken«, sagte ich.
Seine Frau Anna Maria
kam in den Messeraum.
»Grundgütiger, was für
eine Überraschung«, rief sie.
»Ich wollte gerade
gehen.«
»Mein Mann ist ein
komplizierter Mensch«, sagte sie. »Habe ich recht, mein Schatz?«
»Ich bin ein
komplizierter Versager«, sagte Falconbridge und schob mir das Traktat zu, das
er für die Männer in England vorbereitet hatte, die, wie er sagte, erfolglos
versucht hätten, den Sklavenhandel abzuschaffen.
Der Bericht war etwa
vierzig Seiten lang. Ich betrachtete den Einband. Ein
Bericht über den Sklavenhandel an der Küste Afrikas, von Alexander
Falconbridge. Vormalig Arzt im Afrikahandel. London, 1788 .
»Was genau bedeutet
›vormalig Arzt‹?«, fragte ich.
»Es bedeutet, dass ich
aufgehört habe, als ich die Arbeit nicht mehr ertragen konnte.«
»Er mag Sie«, sagte
Anna Maria.
»Fang du jetzt nicht
an«, sagte Falconbridge.
»Wenn er Ihnen sein
kostbares kleines Traktat gibt, mag er Sie und möchte, dass Sie auch ihn
mögen«, sagte sie. Sie öffnete den Bericht, deutete auf eine offene Seite und
bat mich, sie zu lesen.
Ich hielt mir den Text
sechs Zoll vor die Augen und sagte, dafür bräuchte ich zwei oder drei Kerzen.
Sie brachten sie, und ich holte meine blaugetönte Brille heraus und setzte
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