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Ich habe einen Namen: Roman

Ich habe einen Namen: Roman

Titel: Ich habe einen Namen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Hill
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könnten, und ich wurde gebeten, eine
Inschrift für Peters’ Grabstein zu verfassen: Thomas
Peters, Anführer der neuschottländischen Siedler. Kämpfte für die Freiheit und
ist endlich frei .
    Als Daddy Moses ein
»Familientreffen« plante, auf dem nur Neuschottländer willkommen sein würden,
beklagte sich Clarkson unter vier Augen bei mir, dass wir eine Barriere
zwischen uns und den Engländern errichteten.
    »Aber die
Neuschottländer sind auch nicht zu den Treffen der Company zugelassen«, sagte
ich.
    »Eine Company zu führen
ist eine Sache, eine ganze Gemeinde eine andere«, sagte Clarkson.
    Wir kamen überein, dass
wir in diesem Punkt geteilter Meinung waren. Aber auf Clarksons Bitte hin
fragte ich Daddy Moses, ob sich die Neuschottländer nicht erst unter sich
treffen und wir dann die Vertreter der Company dazuholen könnten. Daddy Moses
stimmte zu.
    Bei unserem Treffen in
der Kirche verdammte ein Sprecher nach dem anderen die Company dafür, dass sie
sich auf die Seite der Sklavenhändler geschlagen hatte. Manche riefen nach
einer bewaffneten Rebellion und sagten, ein paar Dutzend Company-Männer könnten
sich gegen eine Revolte von tausend Siedlern nicht zur Wehr setzen. Ich wollte,
dass die Company keine Sklavenhändler mehr nach Freetown hineinließ, glaubte
aber nicht, dass sich die Situation durch mehr Gewalt verbessern ließe. Jedes
Mal, wenn ich gesehen hatte, wie sich Männer erhoben, hatten sie sich am Ende
doch nicht durchsetzen können, und viele Unschuldige waren gestorben.
    Daddy Moses gelang es,
den ersten Teil des Treffens ohne den Beschluss einer bewaffneten Revolte
abzuschließen, und als sich die Kirchentüren den Vertretern der Company
öffneten, kam neben Clarkson auch Alexander Falconbridge herein, ein weiterer
Gouverneur der Kolonie Freetown. Falconbridge blieb ruhig hinten stehen,
während Clarkson die Kanzel erklomm.
    Ich empfand Ungeduld,
als Clarkson erneut »die schrecklichen, tragischen Umstände« beklagte, die »zum
Tod zweier geachteter Neuschottländer geführt« hätten, war aber erleichtert,
als er versprach, die Company würde die Beerdigung bezahlen und den Witwen
Hilfe anbieten.
    Daddy Moses fragte, wie
es möglich gewesen sei, dass die Sklaven durch Freetown getrieben worden waren.
Clarkson konnte nur sagen, was er früher schon gesagt hatte: »Wir werden in
Freetown keine Sklaverei dulden. In dem Punkt ist sich die gesamte Leitung der
Company in London einig.«
    Clarksons Worte führten
dazu, dass wir uns alle noch verletzlicher fühlten. Ich fragte mich, wie
energisch die Company protestieren würde, sollten die Sklavenhändler Freetown
angreifen, um uns alle nach Bance Island zu schaffen. Zwanzig mit Musketen
bewaffnete Männer der Company würden kaum wiederholten Angriffen der Temne
standhalten können.
    Als wir die Kirche
verließen, trat Alexander Falconbridge zu mir. »Ich habe schon viel von Ihnen
gehört, Meena«, sagte er und streckte die Hand in meine Richtung.
    »Hallo, Doktor
Falconbridge«, sagte ich. Ich wusste, dass er einmal auf einem Sklavenschiff
gearbeitet, dann aber eine Kehrtwendung gemacht und den Sklavenhandel
öffentlich verdammt hatte. Er war ein großer Mann, hatte breite Schultern und
einen mächtigen Bauch, was seinen Atem schwer gehen ließ. Die Haare seiner
buschigen Augenbrauen ragten wild in alle Richtungen. Seine Pupillen waren
geweitet, und sein Atem stank nach Rum, aber ich sah auch Güte in seinen Augen.
    »Ihr Verlust schmerzt
mich«, sagte Falconbridge. »Peters und Wilson waren gute Männer, die das Beste
für ihre Leute wollten.«
    »Ohne Peters wären wir
nicht hier«, sagte ich. Wir waren längst auf der Straße, und Falconbridge ging
immer neben mir. Ich blieb stehen, um den Mann nicht dazu zu zwingen, mir bis
nach Hause zu folgen.
    »John Clarkson hat ihn
respektiert, auch wenn die beiden oft Streit hatten«, sagte er.
    Ich nickte wieder.
    »John Clarkson ist auch
voller Bewunderung für Sie.«
    »Er ist ein guter
Mensch«, sagte ich.
    »Der letzte anständige
Toubab«, sagte Falconbridge mit einem Glucksen.
    Ich wusste, dass
Falconbridge bereits lange vor Clarkson und allen Siedlern in Sierra Leone
gewesen war. »Lieutenant Clarkson hat mir erzählt, dass Sie früher am
Sklavenhandel beteiligt waren und ihn erst später verdammt haben.«
    »Ja, so ist es. Ich
hätte der Arzt auf dem Schiff sein können, mit dem Sie nach Amerika gebracht
wurden«, sagte er.
    »Es gab nur einen
Doktor auf dem Schiff, und ich habe gesehen,

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