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Ich habe einen Namen: Roman

Ich habe einen Namen: Roman

Titel: Ich habe einen Namen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Hill
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Dolmetscher. Der oberste Sklaventreiber drehte sich um, lächelte,
verbeugte sich leicht und holte ein kleines Säckchen Kolanüsse aus seinem
Gewand. Er gab sie Park, der sie hilflos in der Hand hielt.
    Park redete weiter und
schaffte es, dass die Männer Peters freigaben. Er befahl Peters zurückzutreten,
aber der wich keinen Zoll. Die Sklaventreiber hoben erneut ihre Messer. Endlich
trat Peters ein, zwei Schritte zurück.
    »Das geht Sie nichts
an«, sagte der Dolmetscher zu Park. »Die Männer haben für das Durchqueren
dieses Geländes gezahlt. König Jimmy selbst hat ihnen das Recht dazu
eingeräumt.«
    »Wir erlauben keine
Sklaverei in Freetown«, sagte Park.
    Park wurde erklärt,
dass es sich hier um Temne-Land handle, das die Temne mit dem weißen Mann
teilten, das ihm aber nicht gehöre, und dass andere weiße Männer auf Bance
Island den Zug erwarteten.
    Park ließ die Hände
sinken und wandte sich an uns. »Wir müssen sie ziehen lassen und die Sache mit
König Jimmy besprechen.«
    »Wir werden ihnen diese
Gefangenen nicht überlassen«, sagte Peters.
    Park gab den Männern
der Company ein Zeichen, worauf fünf Offiziere die Gewehre erhoben. »Das ist
ein Befehl«, sagte er, »und ich werde ihn durchsetzen.«
    »Wir weichen nicht, und
die Gefangenen bleiben hier«, sagte Peters.
    »Treten Sie zurück«,
sagte Park. »Sie können diese Sklaven nicht retten. Wenn Sie hier Unruhe
stiften, könnte das höchstens einen Krieg mit den Temne auslösen.«
    »Das würden die Temne
nicht wagen«, sagte Peters.
    »Sie haben es schon
einmal gewagt«, sagte Park.
    Ich erinnerte mich,
gehört zu haben, dass die Temne die erste Kolonie von Schwarzen aus London
zerstört hatten.
    Der oberste
Sklaventreiber machte den ersten Gefangenen los, einen Jungen von vielleicht
fünfzehn Jahren, der genauso viel Angst vor den Neuschottländern zu haben
schien wie vor seinen Fängern, und schob ihn in Richtung der Kanus. Peters
sprang vor, packte den Jungen und versuchte ihn zurück an Land zu ziehen. Die
Männer der Company hoben die Gewehre, Park bedeutete ihnen mit der Hand, nicht
zu feuern. Zwei der Sklaventreiber packten Peters, aber der machte sich los und
griff erneut nach dem Gefangenen. Gerade als ich dachte, Peters könne die
Oberhand behalten, den Jungen befreien und damit ein gemeinsames Aufbegehren
der Neuschottländer auslösen, zog einer der Sklavenhändler einen Säbel aus der
Scheide und stieß ihn tief in Peters’ Brust. Peters ächzte, wankte, Blut
schäumte aus seinem Mund, und er stürzte zu Boden. Die Neuschottländer drängten
Richtung Wasser, aber Park und seine Männer schickten eine Salve über ihre
Köpfe.
    »Das ist meine letzte
Warnung«, rief Park.
    Einer der Siedler
richtete seine eigene Muskete auf einen der Sklavenhändler. Parks Männer
schossen, und der Siedler fiel. Kein weiterer Neuschottländer bewegte sich vor,
aber ich lief zu Peters, der am Rand des Anlegers lag, nur wenige Schritte von
den Gefangenen entfernt, die in die Kanus verladen wurden. Ich kniete mich
neben ihn und legte ihm meine Hand auf die Schulter. Seine braunen Augen
weiteten sich, als wollten sie alles Leben in sich aufnehmen, das er gerade
verlor.
    Ich hielt seine
Schulter gefasst. »Du bist ein guter Mensch, Thomas«, sagte ich, »und ein guter
Führer.«
    Peters schien sein
Schicksal kaum verstehen zu können. Er hob eine Hand um ein paar Zoll, und ich
ergriff sie. Dann hörte er auf zu atmen, seine Finger wurden schlaff, und das
Licht wich aus seinen Augen. Ich sprach weiter zu ihm, ich wollte, dass sein
Geist hörte, was ich ihm sagte. »Du hast uns in die Freiheit geführt, Thomas
Peters. Du hast uns nach Afrika gebracht.«
    Plötzlich hörte ich
Rufe und Befehle. Scott Wilson, der Neuschottländer, der seine Muskete erhoben
hatte, lag nur ein paar Meter entfernt. Er war ebenfalls tot. Die anderen
wurden von Parks Männern in Schach gehalten. Park drängte die Sklavenhändler,
die Gefangenen möglichst schnell in die Kanus zu setzen und abzulegen, bevor
Schlimmeres geschah. Die Kanus fuhren Richtung Bance Island. Die Sklavenhändler
sahen sich nicht um, aber das Mädchen.
    Ich winkte mit der
Hand, um das Kind wissen zu lassen, dass es jemanden auf dieser Welt gab, der
ihr das Beste wünschte. Das Mädchen hob den Arm und trug mein rotes Tuch noch
ums Handgelenk.

Hilfe von den Heiligen
     
    Der Verlust
von Peters und Wilson stürzte unsere Gemeinschaft in Verzweiflung. Wir sprachen
darüber, wie wir die beiden ehren

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