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Ich habe einen Namen: Roman

Ich habe einen Namen: Roman

Titel: Ich habe einen Namen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Hill
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stehen, es sei denn, sie duckten sich zu zweit mit dem an sie geketteten
Mann in den schmalen Gang, in dem wir standen. Auf ihren rauen Latten war kein
Raum zum Sitzen. Einige lagen auf dem Rücken, andere auf dem Bauch. Sie waren
paarweise aneinandergekettet, immer ein rechter Fuß an einen linken. Die Ketten
waren gerade lang genug, dass sie sich, mit Einverständnis ihres Partners, zu
dem manchmal dastehenden Eimer bewegen konnten, in dem ihre Exkremente
gesammelt wurden.
    Hände griffen nach mir,
flehten um Hilfe. Ich wich vor den kratzenden Nägeln zurück. Einer der
Gefangenen biss dem Helfer in die Hand. Der Helfer schlug dem Mann mit dem
Knüppel auf den Kopf.
    Ein wildes
Sprachengewirr hüllte mich ein. Die Männer beteten auf Arabisch, flehten auf
Fulfulde, schrien auf Bambara und in allen möglichen anderen Sprachen, die ich
noch nie gehört hatte, aber alle wollte das Gleiche: Wasser, Essen, Luft und
Licht. Einer brüllte wieder und wieder, er sei an einen Toten gekettet. Im
flackernden Licht konnte ich sehen, wie er auf den leblosen Körper einschlug,
der an seinem Fuß hing. Ich zitterte und wollte schreien. Nein , sagte
ich mir. Sei eine Djeli. Sieh und präge dir alles ein .
    »Schwester, Schwester«,
sagte ein Mann.
    Seine Worte hatten ein
Gewicht, dem ich mich nicht entziehen konnte. Er sprach wie mein Vater. Ich sah
ein Gesicht, das angespannt und müde, aber voller Entschlossenheit war. Der
Mann lag auf der obersten der drei Ebenen, sodass sein Kopf nahe an meinem war.
    »Schwester«, flüsterte
er heiser auf Bambara. »Woher kommst du?«
    »Aus Bayo, bei Ségou«,
sagte ich.
    »Wir haben von dir
gehört. Bist du das Mädchen, das Babys auf die Welt holt, aber noch ein Kind
ist?«
    »Ich bin kein Kind. Ich
habe elf Regenzeiten erlebt.«
    »Wie heißt du, Elf
Regenzeiten?«
    »Aminata Diallo.«
    Ich sagte dem Helfer,
dass zehn Reihen weiter hinten ein Mann an einen Toten gekettet sei. Er ging
den Toten mit zwei Toubabu herausholen. Sie rasselten mit den Ketten, ächzten,
rasselten noch mehr, zogen die Leiche schließlich an den Füßen hervor und
zerrten sie durch die Brühe, in der wir standen. In meinem Kopf drehte sich
alles, meine Knie wurden schwach, aber ich konnte mich nicht in den Schmutz
fallen lassen. Die Rufe der Männer klangen mir in den Ohren.
    »Komm hier vorbei, wann
immer du kannst«, sagte der Mann in einem Befehlston wie ein Vater. »Ohne dass
der Helfer zuhört. Merke dir alles, was du hörst, und berichte es mir. Ich bin
Biton, der Häuptling von Sama. Auch ich bin ein Bambara. Sprich mit mir.
Berichte mir alles. Vergiss es nicht. Hörst du mich, Kind?«
    Ich schluckte und
nickte. »Ich hätte nicht gestohlen werden dürfen«, brach es aus mir hervor.
»Ich bin eine frei geborene Muslimin.«
    »Wir sind alle
gestohlen worden«, sagte er. »Wenn die Zeit kommt, werden wir uns erheben. Aber
jetzt, mein Kind, musst du uns Wasser besorgen.«
    »Wir fahren bald los«,
sagte ich und war froh, dass ich ihm bereits etwas zu berichten hatte.
    »Woher weißt du das?«
    »Ich habe es draußen
gehört. Wir fahren sehr bald schon los.«
    »Gut«, sagte er.
»Einige von uns sind seit Monden hier drin, und wir sterben vor Hitze. Sprichst
du die Sprache der Toubabu?«
    »Nein, aber Fulfulde,
und ich kenne ein paar Gebete auf Arabisch.«
    »Lerne die Sprache der
Toubabu«, sagte er, »aber bringe ihnen nicht unsere bei.« Der Medizinmann
drückte von hinten. Noch einmal sprach Biton zu mir: »Elf Regenzeiten, Aminata
Diallo! Denke an deinen Bambara-Häuptling.«
    Wir drängten weiter
vor. Es ging in diesem Dunkel nur langsam voran. Ein kurzes Stück weiter fasste
eine andere Hand nach mir. Ich wollte sie schon wegschlagen, doch als ich den
Kopf drehte, sah ich Chekura.
    »Aminata«, flüsterte
er.
    »Chekura«, sagte ich.
    »Du hasst mich nicht,
weil ich dich hergebracht habe?«, fragte er.
    »Es ist zu heiß hier
zum Hassen«, sagte ich.
    »Wirst du niemandem
erzählen, was ich getan habe? Bevor sie mich hereingelegt haben?«
    »Nein. Ich will, dass
du lebst.«
    Er wiederholte meinen
Namen wieder und wieder und sagte dann: »Ich muss dich ihn sagen hören. Bitte.
Sag ihn. Sag meinen Namen.«
    »Chekura«, sagte ich.
    »Jemand kennt meinen
Namen. Wenn ich dich sehe, will ich leben.«
    Ich fragte mich, ob ich
ihm Wasser bringen könnte. »Wir wollen alle leben«, sagte ich. »Wer will schon
im Hintern eines Löwen sterben?«
    Mein Ausdruck, »im
Hintern eines Löwen«, machte rasend schnell die

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