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Ich habe einen Namen: Roman

Ich habe einen Namen: Roman

Titel: Ich habe einen Namen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Hill
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Helfer benutzte
Babyworte, um sich verständlich zu machen: »Sie spricht seine Sprache, und sie
spricht Mandinka.«
    Der Toubab
gestikulierte zu einem anderen Toubab hinüber und deutete auf mein Fußeisen.
Der Toubab kam gerannt, beugte sich hinunter, rammte ein Stück Eisen in die
Schelle um meinen Fuß und befreite mich von ihr. Der Helfer zog mich zu Fomba
hinüber.
    »Sag ihm, er soll das
Maul aufsperren und nicht beißen«, erklärte der Helfer mir.
    Ich sagte Fomba, was er
tun sollte. Der Toubab-Inspektor steckte den Finger in Fombas Mund, untersuchte
seine Zähne und schien sie für gut zu befinden.
    »Sag ihm, er soll sich
nicht bewegen«, sagte der Helfer. Der Toubab klopfte Fomba auf die Rippen und
sah, wie er zusammenzuckte.
    »Gebrochen?«, fragte
der Helfer.
    »Fomba, sieh mich an.
Tun dir die Rippen weh?« Fomba murmelte ein kaum vernehmbares »Ja«, aber ich
änderte seine Antwort instinktiv, als ich sie dem Helfer übersetzte. Es schien
mir sicherer zu lügen. »Er sagt, es geht ihm gut, und dass die Rippen nicht zu
sehr schmerzen.«
    Der Mann mit den
orangefarbenen Haaren sah in Fombas Ohren und untersuchte jeden einzelnen Teil
von ihm, selbst sein Geschlecht. Er zog daran. Fombas Mund öffnete sich weit,
aber er sagte nichts. Der Inspektor sprach mit dem anderen Toubab, der neben
mir stand und mit einer Schreibfeder etwas auf ein dünnes Pergament kratzte. Die
Hand bewegte sich in der falschen Richtung über das Pergament und hinterließ
nichts als sinnlose Zeichen. Sie waren mit Fomba fertig. Zwei Heimatländer
zogen eine schwere Tür im Boden auf. Sie öffnete sich weit wie ein
Krokodilsmaul und immer weiter noch, bis sie aufrecht in die Höhe stand. Der
Gestank menschlicher Exkremente waberte in dicken Wolken daraus hervor und mit
ihm das Rufen erwachsener Männer. Fomba und der Mann, mit dem er
zusammengekettet war, wurden in die Tiefe gestoßen und waren nicht mehr zu
sehen. Die Tür knallte zu. Der Toubab-Inspektor sah mich an. Er sagte etwas,
das ich nicht verstand.
    Sein Helfer zeigte auf
Sanu und ihr Baby und sagte: »Der Toubab fragt, ob du das bist.«
    »Sag das noch einmal?«
    »Bist du das Mädchen,
das der Frau geholfen hat, ihr Kind auf die Welt zu bringen?«
    Ich fragte mich, wer
ihm das gesagt haben konnte und was sie sonst noch über mich wussten. Ich
nickte.
    Der Inspektor stellte
mir eine Frage, die ich wieder nicht verstand. Er fragte noch einmal, und ich
hörte das Wort Regen auf Mandinka.
    »Elf«, sagte ich.
    »Lange gelaufen?«,
fragte er.
    »Drei Monde«, sagte
ich.
    »Wo ist die Mutter?«,
fragte er. Ich antwortete nicht. Er deutete auf Sanu. »Die Mutter?«, fragte er
wieder. Ich schüttelte den Kopf. Er deutete auf Fanta, die neben Sanu stand.
»Mutter?« Wieder schüttelte ich den Kopf.
    »Was sagst du ihm da?«,
rief Fanta. Ich versuchte, ihr keine Beachtung zu schenken, aber sie rief, dass
ich mit dem bösen Mann nicht sprechen dürfe. Der Helfer machte einen Schritt in
ihre Richtung, doch der Toubab hielt ihn zurück.
    »Keine Mutter?«, fragte
der Toubab.
    Ich stand stumm da.
    Der Helfer und der
Toubab untersuchten Sanu. Sie und ihr Baby, das jetzt schlief, wurden
weggeschickt. Ich wünschte, ich hätte mit ihnen gehen können.
    Während ein paar
Toubabu Sanu unter Deck brachten, zog mich der Helfer hinüber zu Fanta. Ich war
ohne Fuß- oder Handfesseln, ohne Eisen, und sah über die Seite des Schiffes.
Ich hätte loslaufen und springen können, aber ich wägte meine Angst vor dem
Wasser gegen meine Angst vor dem Schiff ab. Reglos stand ich da.
    »Mach den Mund auf«,
sagte der Helfer zu Fanta. Der Toubab stand wartend daneben.
    Fanta murmelte auf
Fulfulde, dass der Helfer ein Pferdearsch sei. Der Mann spürte die Beleidigung
und zog die Hand zurück. Sie stand vor ihm, unnachgiebig und aufmüpfig.
    »Sie spricht kein
Mandinka«, sagte ich.
    »Sag ihr, sie soll den
Mund aufmachen und sich hüten zu beißen«, befahl der Helfer.
    Ich sagte es ihr.
    »Niemals«, sagte Fanta.
»Die werden uns sowieso essen.«
    Ich wollte nicht, dass
Fanta gegessen wurde, und ich fürchtete, dass sie mich für ihren Ungehorsam
bestrafen würden.
    Diesmal kamen die Worte
völlig ungeplant aus mir heraus. »Er sagt, er tut mir weh, wenn du nicht
gehorchst«, sagte ich.
    Fanta öffnete den Mund.
Der Inspektor prüfte ihre Zähne, stieß einen Finger in ihren runden Bauch und
forderte mich auf, ihr zu sagen, sie solle die Beine breit machen.
    »Sie sagen, du sollst
die Beine breit

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