Ich habe einen Namen: Roman
schob. Ärger stand bevor, wenn sich Mond und Sonne denselben Himmel
teilten.
Der Medizinmann sah das
Baby und ließ erfreute Worte hören. Er klopfte mir auf die Schulter und machte
einen Schritt auf Fanta zu, doch der Ausdruck in ihren Augen hielt ihn auf.
Fanta stand wieder sicher auf ihren Füßen. Ich dachte daran, wie sie drei Monde
lang mit dem Baby im Bauch Richtung Meer gelaufen war und wie sie den sich
wehrenden, kratzenden Papagei zerstochen hatte. Die Sonne trat über den
Horizont, ein wütender roter Ball. Der Mond begann zu verblassen, und ich hatte
das Gefühl, dass er mich verließ. Ich war auf mich allein gestellt.
Der orangehaarige
Toubab war so voller Freude über das Baby, als hätte er es sich aus dem eigenen
Leib gepresst. Er schickte ein paar Toubabu-Seeleute den Häuptling und den
Helfer holen. Die drei redeten miteinander. Dem Helfer wurde etwas aufgetragen,
und er wandte sich an mich, doch ich verstand nicht, was er sagte. Der Helfer
fing noch einmal neu an. Offenbar wollte der Medizinmann, dass ich die Männer
von unten rief. Ich sollte ihnen sagen, dass Fanta ihr Baby bekommen hatte.
Ein Toubab öffnete die
Luke zum Raum der Männer. Ich tat ein paar Schritte hinunter in die Finsternis
und konnte kaum etwas sehen.
»Fanta hat einen Sohn«,
rief ich auf Bambara.
»Lauter«, sagte der
Helfer.
Ich wiederholte meine
Worte und rief gleich noch einmal auf Fulfulde.
Ich erwartete, dass die
Männer jubelten und nach oben kämen, um zu tanzen. Aber es regte sich nichts.
Kein Laut war zu hören. Nicht mal ein Flüstern. Ich hörte das Klacken von
Metall auf Metall. Auf Befehl des Helfers rief ich noch einmal. Immer noch antwortete
niemand, und ich stieg zurück an Deck.
Der Medizinmann
besprach sich ein weiteres Mal mit dem Toubab-Häuptling und dem Helfer. Darauf
wurden zwei Seeleute und der Helfer mit Knüppeln, Feuerstöcken und brennendem
Licht nach unten geschickt. Schon verschwanden sie durch die Luke. Ich hörte
den Helfer auf dem Weg nach unten rufen, dass Fanta ihr Baby bekommen habe und
die Männer nach oben kommen und mit den Frauen tanzen sollten. Ein
Toubab-Seemann wurde geschickt, um die Frauen aus ihrer Luke zu holen.
Jemand fasste meinen
Ellbogen. Ich fuhr herum. Es war Sanu mit ihrem eigenen Baby auf dem Arm. Das
Baby schlief. Sanu wollte Fanta an sich drücken, aber Fanta stand wie
versteinert da. Sanu wich zurück und trat wieder zu mir, und auch die anderen
Frauen sammelten sich um uns. Einige kamen aus ihrem Raum unter Deck, die
anderen aus den Quartieren der oberen Toubabu.
Da plötzlich begannen
die Heimatländer aus ihrem Verließ zu stürmen. Sie bewegten sich schnell, und
die beiden Toubabu an der Luke begriffen nicht gleich, dass sie keine Ketten an
den Füßen trugen. Die Wachen wurden in die Tiefe gezerrt, vorbei an den
heraufstürmenden Männern.
Die Toubabu begannen
mit ihren Feuerstöcken zu schießen. Einige der Heimatländer wurden ins Gesicht
und die Brust getroffen und in die aufsteigende Flut der Nachstürmenden
zurückgeworfen, andere schafften es an Deck und rannten auf die Toubabu zu.
Etwa zwanzig, dreißig Männer kamen aus der Luke, bis das Feuer aus den
Feuerstöcken so mächtig wurde, dass jeder, der sich in der Luke zeigte, gleich
in sie zurückgeschossen wurde.
Biton flog mit einer
Eisenfeile in der einen Hand an mir vorbei, in der anderen schwang er seine
Fußkette. Er stach einen Toubab mit der Feile ins Auge und zertrümmerte einem
anderen mit der Kette das Gesicht. Ein Heimatländer steckte einem Seemann einen
rostigen Nagel ins Auge.
Überall um mich herum
fielen Schüsse, und Männer und Frauen schrien und stöhnten. Ich drückte mich
gegen den Rand des Schiffes und sah, wie eine Frau einem Seemann wie ein Affe
auf den Rücken sprang und ihm die Finger in die Augen stieß. Frauen und Männer
schrien, und auch einige der Toubabu. Andere Toubabu brüllten Befehle. Ihre
Feuerstöcke waren tödlich, aber es schien einige Zeit zu kosten, sie mehr als
einmal zu benutzen. Da waren die Heimatländer mit Messern und Hämmern, Nägeln
und bloßen, wütenden Händen schneller.
Ein paar Schritte links
von mir sah ich, wie sich Fanta auf die Planken kauerte. Erst dachte ich, sie
sei verletzt oder zu erschöpft von der Geburt. Sie krümmte sich zusammen, und
das Baby zappelte auf einem Tuch neben ihr. Fanta griff in die Falten des
Tuches, das sie um sich gewickelt hatte. Ich hörte das Baby jammern und sah,
wie es mit den Füßchen trat. Fanta zog
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