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Ich habe einen Namen: Roman

Ich habe einen Namen: Roman

Titel: Ich habe einen Namen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Hill
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Bord warfen, und so wurde auch er
wieder in Eisen gelegt. Biton war wild verprügelt worden, er trug einen Lumpen
im Mund und war längst wieder gefesselt. Ich sah die Leichen dreier
Toubabu-Seeleute, dazu die des Medizinmannes und ihres obersten Häuptlings. Ich
fühlte mich wie taub. All die Körper, blutend, bewusstlos oder tot. Wie viele
der Gefangenen getötet und über Bord geworfen worden waren, war unmöglich zu
sagen.
    Die Toubabu stolperten
in zerrissenen Kleidern herum, das Haar wirr und die Gesichter aufgewühlt,
blutend. Ein Toubab fing an, den anderen Befehle zuzurufen, und sie folgten ihm
und taten, was er sagte. Die Toubabu legten einen Heimatländer nach dem anderen
wieder in Ketten. Auch ich bekam eine Schelle um den Fuß. Das Eisen schnitt mir
ins Fleisch. Aber ich lebte noch. Ich musste jetzt nur still sein.
    Ich hob den Blick von
meiner Schelle. Ein riesiger Seemann, dem die Hose auf den Knien hing, hatte
Fanta flach auf die Decksplanken gedrückt. Er hielt ihre Arme mit einer dicken
Hand, und sein Geschlecht hing wie eine lange, harte Zunge von ihm herab. Er
schlug sie mit der freien Hand und ließ sich auf sie herunter. Fanta spuckte
ihn an und biss ihm so fest in den Arm, dass er zurückfuhr. Ein anderer Seemann
schlug ihm mit einem Holzeimer auf den Kopf, und der Kerl gab auf, rollte von
Fanta herunter und trat sie. Auch Fanta bekam eine Fußfessel, und sie stopften
ihr ein Stück Tuch in den Mund, damit sie Ruhe gab.
    Ich sah zu, wie die
Toubabu die toten Heimatländer über Bord warfen. Gegen alle herausgeschrienen
Proteste packten sie auch die schwer Verwundeten und hievten sie über die
Reling. Laut schreiend verschwanden sie im Wasser. Sieben oder acht Toubabu
lagen in jeder möglichen Position eines Toten da: mit dem Gesicht nach unten,
nach oben, auf der Seite, verdreht, über Balken und Geländern. Der Häuptling
der Toubabu und der Medizinmann lagen beide auf dem Rücken und waren so tot,
wie ich es mir nur wünschen konnte. Allahu Akbar , murmelte ich leise in mich hinein.
Aber vielleicht hatte Fanta ja recht, und Gott war hier nicht möglich.
    Die Toubabu
richteten Biton nicht hin. Ein paar der Gefangenen hängten sie an den Daumen
auf, peitschten sie aus und machten sie erst wieder los, als sie tot waren.
Aber das machten sie nur mit den Schwachen und Lahmen, die kaum einen Wert für
sie hatten. Ich dachte, sie würden Fanta oder vielleicht auch alle Frauen
umbringen, aber sie machten nicht einmal das.
    Nach der Revolte nahmen
sie uns die Eisen nicht mehr ab. In kleinen Gruppen wurden wir an Deck
gebracht, um den Auspeitschungen zuzusehen, mussten essen und trinken und
wurden zurück nach unten geschickt. Wir durften uns nicht mehr waschen,
sämtliche Vergünstigungen und Kleider wurden uns genommen, und die Anführer der
Toubabu holten sich auch keine Frauen mehr in die Kabinen. Mit Feuerstöcken und
Knüppeln wurden Seeleute unter Deck geschickt, die die Toten heraufholten und
alle Kleider und Waffen zusammensuchten, die sie finden konnten.
    Jeden Morgen bei
Sonnenaufgang waren mehr Leute tot. Wir riefen ihre Namen, während sie an Deck
gehievt wurden. Makeda aus Ségou. Salima aus Kambolo . Aber zumindest konnte ich dort unten
nicht hören, wie ihre Leiber ins Wasser schlugen. Obwohl der Raum unten finster
und verdreckt war, wollte ich nicht länger das Wasser sehen oder die Luft oben
atmen.
    Nach etlichen Tagen, so
kam es mir vor, fingen die Toubabu an, uns erneut in kleinen Gruppen an Deck zu
bringen. Wir bekamen zu essen und ein fürchterliches Getränk mit Früchten. Es
gab ein paar Zuber, in denen wir uns waschen konnten. Die Toubabu verbrannten
Teer unten in unseren Quartieren, und der Rauch ließ uns keuchen und würgen.
Sie wollten, dass wir unsere Schlafplanken abwuschen, aber wir waren zu
schwach. Unsere Rippen standen hervor, und aus unseren Hintern troff es. Die
Toubabu-Seemänner sahen genauso krank aus. Ich habe viele tote Seeleute ohne
jede Zeremonie über Bord gehen sehen.
    Nach zwei Monden auf
dem Meer brachten die Toubabu jeden Einzelnen von uns an Deck. Wir waren nackt
und mussten uns waschen. Nur noch zwei Drittel von uns waren übrig. Wer nicht
mehr gehen konnte, wurde einer nach dem anderen ins Wasser geworfen. Ich
schloss die Augen und hielt mir die Ohren zu, konnte das Geschrei aber nicht
ganz verstummen lassen.
    Irgendwann, nachdem es
wieder still geworden war, öffnete ich die Augen. Die Sonne ging gerade unter,
hing tief über dem Horizont und malte

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