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Ich habe einen Namen: Roman

Ich habe einen Namen: Roman

Titel: Ich habe einen Namen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Hill
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das Messer aus der Kabine des
Medizinmannes hervor, legte eine Hand auf das Gesicht des Babys, zog sein Kinn
hoch und grub die Klinge des Messers tief in den Hals des Kleinen. Sie schnitt
ihm die Kehle durch, zog das blaue Tuch über ihn, stand auf und warf ihn über
Bord. Ich würgte und spürte, wie mich alle Kraft verließ, konnte meinen Blick
aber nicht von dieser Frau lösen. Fanta rannte hinter den Medizinmann, der
seinen Feuerstock in eine andere Richtung reckte, und stach das Messer tief in
seinen Nacken. Er wollte sich umdrehen, sank aber auf die Knie. Ich sah, wie
seine Augen hervortraten, und er fiel mit ausgestreckten Armen nach vorn, in
meine Richtung. Blut strömte ihm aus dem Mund, sein Blick schien auf mich
gerichtet. Ich konnte es nicht ertragen, in die Augen eines Sterbenden zu
sehen, und hoffte, dass es bald um ihn geschehen sein würde.
    Da wurde ich von hinten
umgestoßen. Es war so weit, jetzt würde ich sterben. Allahu
Akbar , murmelte ich und
schlug aufs Deck auf. Aber es legte sich keine Hand um meinen Hals, kein Messer
stach mir zwischen die Rippen. Fomba lag auf mir. Blut troff aus seinem Arm auf
mein Gesicht, und schon sprang er wieder auf. Er hielt einen Hammer in der Hand
seines verletzten Armes und schlug einem Toubab damit den Schädel ein, der
seinen Feuerstock auf Biton richtete.
    Ich konnte mich vor
Angst nicht bewegen. Ich sah Fanta zu Sanu hinüberrennen, die sich aufs Deck
duckte, ihr Baby in den Armen hielt und dem Gemetzel zu entgehen versuchte. Ich
sah, wie Fanta wild vor Sanu gestikulierte und ihr das Baby wegreißen wollte.
Sanu hielt ihr Kind fest, aber Fanta zog schon wieder, riss und rüttelte und
schlug Sanu auf die Nase. Sanu fiel nach hinten. Fanta packte das brüllende
Baby an einem Bein. Ich versuchte aufzuspringen, ich musste zu ihr, musste
dafür sorgen, dass Fanta mir zuhörte. Aber bevor ich mich auch nur bewegen
konnte, hielt Fanta das Baby bereits am Fuß in die Höhe. Ich begriff nicht,
welcher Wahnsinn sie befallen hatte. Fanta lief zur Reling und hielt das Baby
über das wartende Wasser. Sanu sprang auf, den Mund weit aufgerissen, doch ich
konnte ihre Stimme durch all das Schießen und das Schreien von Heimatländern
und Toubabu nicht hören. Sanu kletterte auf die Reling und folgte ihrem Baby
ins Meer.
    Jetzt wollte auch Fanta
auf die Reling klettern, doch ein Toubab packte sie, warf sie aufs Deck und
schlug auf sie ein. Neben mir wurde einem Heimatländer ein Schwert in den Leib
gestoßen. Er fiel auf mich, bedeckte mich, blutete auf mich und hielt mich
fest. Ich steckte unter ihm fest und konnte mich nicht befreien. Zwei Männer liefen
an mir vorbei und sprangen über Bord. Ich duckte mich vor dem doppelten
Platschen. Eine Frau sprang über Bord. Und noch eine. Ich versuchte, den Toten
von mir zu rollen. Es war unmöglich. Biton kämpfte mit dem Toubab-Häuptling,
dessen Feuerstock nicht mehr funktionierte. Der Toubab-Häuptling holte damit
aus. Biton duckte sich, bekam den Fuß des Toubabs zu fassen und riss ihn zu
Boden. Ein anderer Heimatländer mit einem Hammer zertrümmerte den Schädel des
Toubab-Häuptlings. Nach dem ersten Schlag bewegte sich der Toubab noch, nach
dem zweiten war es aus mit ihm. Der Heimatländer war voller Blut. Wessen Blut
es war, konnte ich nicht sagen. Zwei Toubabu schlossen und sicherten die Luke.
Ein Seemann ging auf Chekura los und schnitt ihm in den Arm. Chekura fiel und
hielt sich die Schulter, aber da kam Fomba von hinten. Er packte den Seemann an
den Haaren, riss ihm den Kopf zurück, fasste ihm mit der anderen Hand zwischen
die Beine und warf ihn über Bord. In dem Moment traf ihn das Ende eines
Feuerstocks auf den Kopf, und er sank in sich zusammen.
    Ein Heimatländer nahm
einen der Essensbottiche, um einem Toubab-Seemann den Kopf einzuschlagen, doch
da traf ihn ein Schuss in die Brust. Ich konnte den Anblick des
hervorsprudelnden Blutes nicht ertragen. Zwei Seeleute brachten den Toubabu
armweise neue Feuerstöcke, und die schossen damit auf jeden Heimatländer, der
sich noch rührte.
    Zwei weitere
Heimatländer wurden erschossen. Ich schloss einen Moment lang die Augen. Ich
konnte keine Schlachtrufe angreifender Gefangener mehr hören. Niemand stand
mehr. Da war nur Stöhnen und Ächzen und immer noch das Krachen von
Feuerstöcken. Dann kam das Geräusch wütenden Hämmerns, als die Toubabu uns
wieder in Ketten legten. Fomba bekam eine Schelle um den Fuß. Chekura blutete,
aber nicht so schlimm, dass sie ihn über

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