Ich habe einen Namen: Roman
all den Negern
stand ein Toubab mit einer langen, hoch geknöpften Jacke. Er hatte eine spitze
Nase, ein schmales Kinn und Haare glatt wie Pergament. Das Sonnenlicht
glitzerte auf den Knöpfen seiner langen Jacke, und seine knielange Hose war aus
weichem, glänzendem Stoff. Die Beine leicht gespreizt, die Füße fest auf dem
Boden, sah er aus, als gehörte ihm die Welt. Neben ihm tauchte eine
strohhaarige Frau eine Feder in ein Tintenfass, das ein Schwarzer ihr hinhielt,
und schrieb etwas in ein Buch. Von links nach rechts, von links nach rechts.
Der Toubab-Häuptling
hatte einen Neger zum Helfer, der besser gekleidet war als alle anderen seiner
Hautfarbe und auf einen Stock gestützt dastand. Er machte Fomba ein Zeichen,
sich vorzubeugen, und inspizierte sein Gesicht und seine Brust. Er klopfte ihm
mit seinem Stock vor die Schienbeine, gegen die Brust und auf den Rücken, dann
wandte er sich mir zu.
Der Helfer sah mir
prüfend in die Augen. Er gab einen Befehl. Ich sah eine einzelne Lücke zwischen
seinen unteren Schneidezähnen. Ich verstand ihn nicht. Der Toubab trat vor,
riss mir den Stoff von den Hüften und machte ein paar Bewegungen mit den
Händen. Er wollte, dass ich die Beine spreizte. Alle anderen Neger sahen zu.
Ich regte mich nicht. Der Befehl kam erneut, doch ich konnte mich nicht
bewegen. Ich konnte mich keiner einzigen weiteren Untersuchung unterwerfen. Der
Toubab schlug mich, und ich fiel. Ich blieb auf dem Rücken liegen und dachte,
dass er sich jetzt bücken musste, wenn er mich weiter schlagen wollte. Der
Neger hob den Stock. Ich hob abwehrend die Arme und schloss die Augen. Ich
hörte eine Stimme. Es war der Toubab, der einen Befehl herausbrüllte. Als kein
Schlag kam, öffnete ich die Augen und sah, wie der Stock langsam an der Seite
des Negers herabsank. Der Toubab ging in die Hocke, und ich sah ihm in die
Augen. Sie waren blau und bewegten sich über meinen Körper. Verharrten. Es war
nicht das Zeichen auf meiner Brust, das seinen Blick anzog. Es war etwas
anderes. Ich war mir meiner Nacktheit in diesem Moment überscharf bewusst. Ich
wusste, dass er meine knospenden Brüste begutachtete. Er sagte etwas, und da
ging auch der Neger mit dem Stock in die Hocke, und beide schrien mich an.
In diesem Moment
schnitt die Stimme einer Frau durch den Lärm. Ich sah ein rotes Tuch, einen
Hals so dunkel wie meinen, eine breite Nase, aufblitzende Zähne. Die Frau hatte
auf Hüfthöhe ein kleines Tuch in ihre Kleider gesteckt. Ich sah, wie sie die
Hände daran abwischte, und hörte, wie sie den Neger mit dem Stock ausschalt.
Aus ihrem Mund kamen tausend Worte geflogen. Sie flossen ineinander wie eine
Suppe, und es schien mir unmöglich, dass sie einer verstehen konnte. Der Neger
und der Toubab taten einen Schritt zurück, und die mächtige Frau hob mich auf
ihren Arm.
Auf und ab federte ich
gegen sie, und ich hörte den Atem aus ihren Nasenlöchern strömen. Sie trug
mich, aber sie sagte nichts. Wir gingen über eine Lichtung, an deren Ende wir
zu einer Gruppe Hütten mit Erdwänden und Strohdächern kamen. Die Frau fädelte
ihren breiten Körper durch eine Tür. Zwei Männer standen in einem feuchten
Raum, bogen sich vor Lachen und klatschten in die Hände. Die Frau stellte mich
auf die Beine, hielt aber meinen Arm gefasst, damit ich nicht fiel. Die Männer
hielten inne und verstummten. Es war, als hätten sie niemals etwas wie mich
gesehen.
Dann gingen sie hinaus,
wichen vor einem Wunder, und die Frau führte mich zu einem Bett aus Stroh. Sie
zog eine Decke über mich und brachte mir eine Kürbisflasche mit Wasser. Sie
hielt sie an meine Lippen, und ich nahm einen kleinen Schluck. Ihre Augen waren
dunkelbraun und nicht leicht zu lesen. Sie sah jedoch nicht aus, als würde sie
bald schon sterben. Ich fühlte mich in ihrer Gegenwart sicher und fiel in einen
Schlaf so tief wie seit Monaten nicht mehr.
Manchmal hörte ich die
Frau mit einer Sammlung Kalebassen hantieren, und das Aneinanderstoßen der
harten, ledrigen Oberflächen klang wie Musik. Als wären es kleine
Spielzeugtrommeln. Sie ließen mich von zu Hause träumen. Vage spürte ich, wie
mein Kopf angehoben wurde, und ich trank. Ein warmes, nasses Stück Tuch wischte
über mein Gesicht. Einmal hörte ich im finstersten Schwarz der Nacht einen
Vogel singen. Für wen, überlegte ich, zwitscherte er da? Ob er mich rief? Ein
warmer Körper schlief neben mir. Ich mochte den Geruch der Frau, und ihr
Schnarchen gab mir ein Gefühl von Sicherheit.
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