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Ich habe einen Namen: Roman

Ich habe einen Namen: Roman

Titel: Ich habe einen Namen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Hill
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Blätter, als wären sie sein persönliches
Eigentum und als könnte er den Gedanken nicht ertragen, sie mit den Insekten zu
teilen. Zehn Reihen pro Tag, Tag um Tag säuberte ich die Pflanzen, die größer
und größer wurden.
    Master
Applebys Haus wurde von einer Negerin geputzt, die ihr Baby dabei auf
afrikanische Art auf dem Rücken trug. Sie wohnte mit ihrem Kind in einer
Lehmhütte, die abseits von den anderen stand, und redete kaum mit jemandem. Als
ich genug Gullah konnte, um mich mit ihr zu unterhalten, ging ich eines Abends
zu ihr. Sie stand in ihrem eigenen kleinen Garten und arbeitete.
    »Guten Abend,
Cindy-Lou«, sagte ich.
    Sie ächzte und rupfte
weiter ihr Unkraut aus.
    »Du trägst dein Baby
auf afrikanische Art.«
    Wieder kam nur ein
Ächzen, Worte hatte sie keine für mich.
    »Fomba und ich stammen
aus demselben Dorf«, sagte ich. »Bei uns in Bayo wickeln wir unsere Babys
genauso wie …«
    »Iss von dem Land hier,
und ich bind jezz die Bohn’n, also erzähl mir nie nich was von Afrika.«
    Später im Bett
schimpfte Georgia. »Red nich so viel von Afrika«, sagte sie. »Komms’ du an’nem
Nigger mit zu’n Lippen vorbei oder’m weißen Mann auf’em Pferd oder sei’m Hintern,
red nie von zu Hause. Sons’ prügeln die Ca’lina-Buckra das Afrika aus dir
raus.«
    Am nächsten Abend sah
Georgia mir beim Essen zu und sagte, dass ich endlich »was Fleisch auf’n
Knochen« hätte. Da ging die Tür auf, und Appleby sah in unsere Hütte. Er war
ein großer Mann, sauber rasiert, und trug enge Hosen und feine Reitstiefel aus
Leder. Ich wusste, ihm war nicht zu trauen, wollte aber trotzdem – aus sicherer
Entfernung – mehr über ihn erfahren.
    Ich versuchte, jedes
einzelne Wort mitzuverfolgen, als er mit Georgia sprach. Er sagte etwas über
eine Frau auf einer anderen Insel, die Schwierigkeiten hätte.
    »Wenn ich die ganze
Nacht arbeite, dann morgen nicht«, sagte Georgia.
    »Nur den Morgen nicht«,
sagte Appleby.
    Georgia blieb hart. Als
er nachgab, verlangte sie, dass er ihr darüber hinaus einen Mörser und einen
Stößel mitbringe, »babygroß«, aus Charles Town. Appleby willigte ein. Darauf
nahm sie die Stofftasche mit ihren Tränken, Flüssigkeiten und Pflanzen und
fasste meine Hand.
    »Nur du«, sagte
Appleby.
    »Sie kommt mit mir.«
    »Dann aber schnell.«
    Wir gingen so schnell,
wie Georgia konnte, und versuchten, mit Applebys langen Beinen Schritt zu
halten. Georgia schnaufte, als verstopfte ihr etwas die Nase. Wir kamen zu
einem Neger der Plantage, der Happy Jack hieß und mit einem Pferdekarren
wartete. Georgia und ich kletterten hinten auf den Karren und holperten dahin,
bis wir einen Steg erreichten. Dort wurden wir in ein Kanu gesetzt, den
ausgehöhlten Stamm einer Zypresse, an dem noch zwei weitere befestigt waren.
Neger von einer anderen Plantage standen darin und stakten Appleby, Georgia und
mich mit langen Stangen übers Wasser. Die ganze Fahrt über stellte Georgia den
Männern Fragen. Sie sprach sehr schnell, und es war klar, dass Appleby nicht
nur nichts verstand, sondern nicht mal zuhörte. »Wo ist der alte Joe?«, fragte
Georgia. »Und Quaco? Und was ist aus Sally geworden, nachdem sie von St. Helena
weggeholt wurde?« Ich vermochte dem meisten zu folgen, was die Männer ihr
sagten. Endlich erreichten wir eine andere Insel und wurden mit einem
Pferdekarren zu einer Hütte gebracht, aus der Frauenschreie drangen.
    Bevor sie hineinging,
redete Georgia mit dem Buckra dieser anderen Plantage. »Master, gib mir eine
Pfeife und Tabak«, sagte sie, »und zwei Meter roten Charles-Town-Stoff.«
    »Zwei Pfeifen und
Tabak, sonst nichts«, sagte der Buckra.
    Georgia nickte, und wir
betraten die Hütte.
    Eine Frau lag auf einem
Bett neben drei brennenden Kerzen. Georgia fragte den Buckra nach Stoff und
drei Kalebassen warmem Wasser. Dann schob sie ihn und Appleby hinaus. Georgia
holte eine Flasche Öl aus ihrer Tasche.
    »Setz dich neben sie
und rede mit ihr«, sagte Georgia.
    Während Georgia sich
die rechte Hand einölte, der Frau die Beine spreizte und ihre Finger in sie
schob, sah ich der Daliegenden in die Augen und fragte sie nach ihrem Namen.
Sie antwortete nicht. »Wie heißt du?«, fragte ich noch einmal. Wieder bekam ich
keine Antwort.
    »Sie fragt nach dei’m
Namen«, rief Georgia. Immer noch keine Antwort.
    Die Frau wirkte
verängstigt. Als ich es auf Bambara versuchte, machte sie große Augen. Ich
fragte sie auf Fulfulde, und plötzlich kamen die Worte nur so aus

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