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Ich habe einen Namen: Roman

Ich habe einen Namen: Roman

Titel: Ich habe einen Namen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Hill
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murmelte
King und brachte seine Hose in Ordnung.
    Etwa einen
Monat später hörte Georgia Gerüchte durch das Fischnetz. Der Jude in Charles
Town hatte angeboten, mich zu kaufen, aber Appleby wollte nicht. Ich war
enttäuscht. Mit Solomon Lindo wegzugehen, musste besser sein, als auf Applebys
Plantage zu bleiben. Aber Georgia sagte, Appleby würde mich niemals verkaufen.
    »Warum?«, fragte ich
schwach.
    »Weil du zu gut biss.
Zu wertvoll. Du hols’ Babys auf die Welt und machs’ Indigo-Schlamm. Warum
sollte’n Mann dich da verkaufen woll’n?«
    Meine Brüste
wurden voller. Bald schon würde sich meine Schwangerschaft zeigen. Appleby ließ
seine Neger nicht heiraten. Einige sprangen heimlich über den Besen, wohnten
einfach so zusammen oder besuchten sich nachts. Ich hatte keinen Zweifel, was
meine Eltern gewollt hätten, und so sagte ich Chekura, dass ich verheiratet
sein wolle.
    Wir suchten uns den
ersten Vollmond im August aus, und der Gedanke an die Zeremonie, so ärmlich sie
auch sein würde, machte mich ganz aufgeregt. Ich wollte meine winzige Familie
verbunden sehen und uns zusammenhalten. Wir würden nicht wie in meiner Heimat
heiraten können, mit Dorfältesten und Djeli, die dem Ereignis beiwohnten und
den nächsten Generationen davon berichten würden. Es würde keine ausgedehnten
Verhandlungen zwischen Eltern und Dörfern geben, und auch keinen Austausch von
Geschenken, um meine Familie für den Verlust ihrer Tochter zu entschädigen.
Aber ich bestand darauf, dass Chekura Georgia ein großes Geschenk machte, und
er trieb zwei Hühner, zwei Kopftücher, einen blauen Glaskrug, eine Flasche Rum
und einen Beutel Chinarinde auf.
    »Wo hat dieser
verrückte Kerl die Chinarinde her?«, sagte sie wieder und wieder. Von dem Tag
an beschloss Georgia, dass sie Chekura gerne mochte.
    Die Gäste kamen mit
Geschenken und Essen. Georgia und Fomba hatten frühzeitig schon einen Eisentopf
auf die Lichtung gebracht, und darin köchelte ein Kanincheneintopf. Mamed
brachte mir eine Kerze und einen schönen Hocker aus poliertem Zypressenholz.
Fomba hatte die kleine Figur einer Frau mit einem Baby geschnitzt. Tagelang
hatte er sie eingeölt und poliert und schien unendlich glücklich, sie mir
schenken zu können. Chekura schenkte mir einen Kamm, Maisöl, das gut dafür sein
sollte, Kräuselhaar gefügig zu machen, ein goldenes Kopftuch und ein schönes
blaues Hängekleid aus weicher, glatter Baumwolle, dem gleichen Material, das
ich schon bei Buckra-Besucherinnen im großen Haus gesehen hatte. Ich schenkte
Chekura einen leuchtend gelben Stoff, den ich für die Hilfe bei einer Geburt
bekommen hatte. Georgia meinte, ich sollte ihm nichts geben.
    »Du schenks’ dich ihm
selbs’«, sagte sie, »und der verrückte, großmäulige Afrikaner kann froh sein,
dich zu krieg’n.«
    Wir hatten Flöten und
ein Banjo zur Unterhaltung. Einige der Männer und Frauen sangen und tanzten,
während andere Rum tranken und Pfeife rauchten. Ich hatte lange schon aufgehört
zu beten, vermied aber immer noch Alkohol und Tabak, auch an dem Abend, an dem
Chekura und ich heirateten. Nachdem wir gegessen hatten, legte Mamed einen
Besen auf die Erde, und wir mussten über ihn springen. Das, sagte er, mache uns
zu Mann und Frau. Chekura und ich küssten uns. Wir waren verheiratet, und damit
hatte mein Baby einen richtigen Vater. Wir gingen zurück zur Hütte, umarmten
uns, bewegten uns als Mann und Frau und schliefen in den Armen des anderen ein.
Wenigstens ich schlief in seinen ein.
    Als ich aufwachte, war
Chekura weg, zurück bei seiner Arbeit auf der Plantage auf Lady’s Island.
    Robinson
Appleby kam im Dezember auf die Plantage zurück. Er schickte nach mir. Ich kam
mit geschwollenem Leib auf die breite Veranda, die sein großes Haus umgab. Das
Baby in mir brauchte nur noch drei Monate.
    »Ich habe es gehört«,
sagte er und nickte in Richtung meines Bauches.
    »’n kleines Baby«,
sagte ich. Ich wollte nicht, dass er meinen Stolz sah, aber meine Unterlippe
zitterte.
    Er schluckte. Er kaute
auf seiner Backe. Er steckte die Hände in die Taschen, holte sie wieder heraus,
zog eine Uhr aus der Brusttasche und untersuchte sie.
    »Wer ist der Vater?«,
sagte er.
    Ich antwortete nicht.
    »Ich weiß, dass dich
ein Junge besuchen kommt.«
    Ich senkte den Kopf,
damit er mir nichts vom Gesicht ablesen konnte. Ich hoffte, dass er nicht von
der Hochzeit gehört hatte.
    »Ich treffe die
Entscheidungen hier, was die Fortpflanzung angeht«, sagte er.
    Er

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