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Ich habe einen Namen: Roman

Ich habe einen Namen: Roman

Titel: Ich habe einen Namen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Hill
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gab mir zu trinken und etwas
Zucker, Banane, Orange und Maisbrei. Dann legte sie mir den Jungen in die Arme.
Ich hielt ihn nah an meine Brüste, umschloss ihn, und wir schliefen gemeinsam
ein.
    Als ich erwachte,
schlachteten die Frauen ein paar der Hühner, die wir für den Eigenverbrauch
hatten. Viele der Neger aßen an diesem Abend zusammen, kamen einer nach dem
anderen in Georgias Hütte, um das Baby zu begutachten, und beglückwünschten
mich. Es ärgerte mich fürchterlich, dass Robinson Appleby das Baby vor Chekura
zu sehen bekam. Er trat zu mir ans Bett und gab mir einen geflochtenen Korb.
Ich wollte ihn nicht so nahe, und ich wollte nicht, dass er Mamadu anfasste. Georgia
trat zu uns, nahm mir geschickt das Baby ab und hielt es sicher in ihren Armen.
Appleby hob das Tuch, um Mamadus Geschlecht zu sehen, drehte sich Gott sei Dank
um und ließ uns allein.
    Ich hatte gehofft,
Chekura noch an dem Tag zu sehen, als unser Sohn geboren wurde. Aber er kam
nicht. Er wusste, in welchem Mond ich war. Der Vater meines eigenen Babys kam
nicht, um seinen Sohn zu sehen oder mich zu küssen. Mein Vater hatte mich, wie
mir erzählt worden war, am Tag nach meiner Geburt in den Armen gehalten. Wo war
also der Mann, der mich zum Meer gebracht und mit mir die Überfahrt überlebt,
der zwischen meinen Beinen geschnüffelt und seinen Samen in mich gelegt hatte
und bei Vollmond mit mir über den Besen gesprungen war?
    »Männer komm’n und
geh’n«, sagte Georgia. »Mach dir um Chekura keine Sorgen. Gib nur dies’m
kleinen Mann deine Milch.«
    Die Tage
vergingen, und ich sah meinen Mann nicht.
    »Mach dich desweg’n
nich verrückt«, sagte Georgia. »Dein Mann wird kommen, sobald er kann.«
    Eines Abends, als
Georgia die Nacht bei Happy Jack verbrachte, fiel ich mit Mamadu neben mir im
Bett in Schlaf. Ich träumte, dass sich mir eine Hand um den Hals legte, und mit
einem Mal wurde aus dem Traum ein Albtraum: Jemand stahl mein Baby. Ich packte
die Hand, die meinen Hals berührt hatte, biss in sie hinein und wachte von
Chekuras Stöhnen auf.
    »Meine gefährliche
Frau«, sagte er und schüttelte den Kopf.
    »Es könnte tatsächlich
gefährlich für dich sein, erst vierzehn Tage nach der Geburt deines Sohnes zu
kommen.«
    »Du hast die Tage gezählt,
was? Dann liebst du mich also doch?«
    Ich sah ihn zärtlich
an. Der Albtraum war vorüber, und endlich kam mein Mann uns besuchen. »Komm
näher und sieh dir deinen Sohn an.«
    »Das wollte ich gerade,
als du mich gebissen hast.« Chekura bückte sich und nahm Mamadu hoch, der kurz
schnaubte, aber weiterschlief. Chekura legte ihm eine Fingerspitze an die
Lippen, und Mamadu saugte daran, obwohl er doch schlief. Chekura strahlte und
kletterte ins Bett zu mir.
    Während das Baby
zwischen uns schlief, erklärte mir Chekura, dass sie ihn auf der Plantage
festgehalten hätten. Sie hatten einen neuen Aufseher, der den mitternächtlichen
Handel der Neger stoppen wollte. Überall um die Plantage herum hatte er Fallen
und Wachposten aufgestellt, und jeder Neger, der sich nachts herumtrieb, wurde
erschossen. Jeder, der in einer Falle landete, bekam fünfzig Peitschenhiebe.
Chekura sagte, die Heimatländer bereiteten sich auf einen Aufstand vor. Er
sagte, es habe ihn sein ganzes Können gekostet, ungesehen von der Plantage zu
kommen. Ich erwiderte, er solle lange vor Tagesanbruch zurückgehen, und dass
wir uns sehen würden, wenn sich die Situation normalisiere. Ich wollte nicht,
dass mein Mann umgebracht wurde, weil er mich nachts besuchen wollte. Mamadus
Vater sollte nicht wegen einer Verrücktheit getötet werden.
    Plötzlich stand Georgia
in der Tür. »Ich hab doch was gehört«, sagte sie, »deshalb bin ich das Nest
inzipier’n gekomm’, und sieh mal, was für’n Vogel da gelandet iss.«
    »Fliegen wäre eine
tolle Sache«, sagte Chekura. »Die Fallen sind nachts kaum zu sehen. Ich suche
sie bei Tag, um mich im Mondlicht daran zu erinnern.«
    »Lass dich von denen
nich umbring’n«, sagte Georgia. »Geh zurück, bevor sie dich vermiss’n.«
    »Du auch, Georgia?«,
sagte Chekura. »Auch du wirfst mich raus wie Aminata?«
    Ich liebte es, wenn
Chekura meinen Namen sagte.
    »Ich mag dich zwar
nich«, sagte Georgia und strahlte meinen Mann übers ganze Gesicht grinsend an,
»aber du gehör’s ja jezz wohl zur Familie.«
    Chekura stand auf, ging
zu ihr und tat so, als gäbe er ihr einen Kuss. »Iss sie nich süß«, sagte er.
    Georgia knuffte ihn und
ging zurück zu Happy Jack. Als sie

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