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Ich habe mich verträumt

Ich habe mich verträumt

Titel: Ich habe mich verträumt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristan Higgins
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vor allem, was kreative Finanzierungsmethoden betrifft. Versuchen Sie, sich keine Sorgen zu machen.“
    Ich lächelte halbherzig. „Danke. Haben die sich wirklich schon entschieden?“
    „Wie ich hörte, wollen sie heute Nachmittag die letzten Bedingungen ausarbeiten, aber sie haben sich wohl schon letzte Woche auf jemanden verständigt. Ich habe Sie empfohlen, meine Liebe.“
    Ich bekam einen Kloß im Hals. „Danke, Sir. Das bedeutet mir mehr, als ich sagen kann.“
    Der Gong zur ersten Stunde ertönte. Dr. E. schlurfte zu Mittelalterlicher Geschichte für Stufe zehn davon, und ich ging zu meinen Zwölftklässlern. Noch zwei Unterrichtsstunden über den Bürgerkrieg, dann würden sie in die Welt entlassen werden. Viele von ihnen würde ich nie wiedersehen.
    Ich schob die Tür auf und betrat, von meinen Schülerinnen und Schülern unbemerkt, das Klassenzimmer. Hunter IV. saß vor Kerry Blake, die ein kurzes T-Shirt mit tiefem Ausschnitt trug, das wohl auch eine Prostituierte angemessen gekleidet hätte, aber sicher so teuer gewesen war wie mein gesamter Wochenlohn. Vier Schüler tippten auf ihren BlackBerrys herum, obwohl deren Benutzung in den Klassenräumen verboten war. Molly, Mallory, Madison und Meggie versuchten, sich gegenseitig mit ihren Sommerreisezielen zu übertrumpfen – eine flognach Paris zu einem Praktikum bei Chanel, eine andere wollte in Nepal bergsteigen, eine hatte eine Rafting-Tour auf dem Colorado gebucht, und die vierte würde, ihren eigenen Worten nach, einen langsamen Selbstmord begehen, indem sie den Sommer mit ihrer Familie verbrächte. Emma starrte Tommy Michener an, der mit dem Kopf auf dem Tisch döste.
    Vielleicht war ich doch keine so gute Lehrerin, wie ich dachte. Hatte ich diesen Jugendlichen wirklich das beigebracht, was ich ihnen mit bester Absicht für ihr Leben hatte mitgeben wollen? Würden sie je begreifen, wie wichtig es war, unsere Vergangenheit zu kennen? Diese Gedanken, zusammen mit der Erkenntnis, dass ich meine Chance auf die Leitungsstelle möglicherweise vertan hatte, legten in mir einen Schalter um.
    „Guten Morgen, Prinzen und Prinzessinnen!“, bellte ich, und wie ich befriedigt feststellen konnte, zuckten die meisten schuldbewusst zusammen. „Dieses Wochenende, meine lieben Kinder, findet die Nachstellung der Schlacht von Gettysburg statt.“ Allgemeines Stöhnen und Augenverdrehen. „Teilnahme ist Pflicht. Wer nicht kommt, erntet eine Sechs in Unterrichtsbeteiligung, die, wie ihr sicher alle wisst, ein Drittel der Gesamtnote ausmacht, und selbst wenn ihr es alle bereits auf ein College geschafft haben solltet, so werdet ihr sicher einen guten Notendurchschnitt vorweisen müssen. Hab ich recht? Habe ich. Wir treffen uns am Samstagmorgen um neun Uhr vor diesem Gebäude.“
    Vor lauter Entsetzen war der gesamte Kurs für einen Moment sprachlos. Dann protestierten sie im Chor. „Das ist nicht fair! Ich habe Lacrosse-Training/ein Fußballspiel/Baseball-Karten! Meine Eltern werden …“
    Ich ließ sie eine Minute lang protestieren, dann lächelte ich und sagte schlicht: „Nicht verhandelbar.“
    Als ich nachmittags nach Hause kam, sah Angus süßer aus denn je, also befand ich, dass ein Walzer angebracht wäre. Ich nahm meinen kleinen Hund auf den Arm, summte Angus’ Lieblingslied Take it to the Limit von den Eagles und tanzte – eins, zwei, drei, eins, zwei, drei – mit ihm durchs Wohnzimmer. Ich sang: „So put me on a highway, and show me a sign“ , und Angus jaulte mit. Wie schon gesagt, es war sein Lieblingslied.
    Ich wusste nicht genau, warum es mir trotz der Sache mit der Fachbereichsleitung so gut ging. „Es gibt ja noch mehr im Leben als Arbeit, stimmt’s, McFangus?“, fragte ich meinen Hund. Beglückt leckte er mir die Wange.
    Es stimmte. Nicht mehr lange und Natalie und Andrew wären verheiratet, was einen endgültigen Schlussstrich unter meine frühere Beziehung zu Andrew setzen würde. Der Sommer stand bevor und damit eine Zeit des Lesens, Entspannens und Schlachten-Schlagens.
    Und ich war mit Callahan O’Shea zusammen. Eine Welle des Glücks stieg mir von den Füßen aus den ganzen Körper hinauf. Callahan O’Shea wollte eine Frau und Kinder und ein Haus mit Garten zum Rasenmähen. Ich fühlte mich durchaus imstande, ihm bei all seinen Wünschen zur Seite zu stehen.
    „Darf ich abklatschen?“
    Wenn man vom Teufel sprach … Da stand er leibhaftig mit seinem teuflischen Grinsen vor meiner Tür. Angus versteifte sich und begann zu

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