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Ich habe sie geliebt

Ich habe sie geliebt

Titel: Ich habe sie geliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Gavalda
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ich meine – Pardon, ich höre dir zu.«
    »Wie viele Jahre habt ihr euch getroffen?«
    »Mathilde und ich?«
    »Ja.«
    »Zwischen Hongkong und unserem letzten Gespräch, fünf Jahre und sieben Monate.«
    »Und habt ihr viel Zeit miteinander verbracht?«
    »Nein, das habe ich doch schon gesagt. Ein paar Stunden nur, ein paar Tage.«
    »Und das hat euch gereicht?«
    »…«
    »Das hat euch gereicht?«
    »Nein, natürlich nicht. Das heißt, ja, ich habe schließlich nichts dafür getan, die Situation zu ändern. Das habe ich mir jedenfalls hinterher gesagt. Vielleicht gefiel es mir sogar. ›Gefallen‹ – was für ein häßliches Wort. Vielleicht kam es mir ja sehr gelegen, auf der einen Seite die beruhigende Ehegattin und auf der anderen das Prickeln. Mein Abendessen, wenn ich von der Arbeit nach Hause kam, und das Gefühl, von Zeit zu Zeit über die Stränge zu schlagen. Den Magen gefüllt und wohlgenährt. Das war praktisch, das war bequem.«
    »Hast du sie gerufen, wenn du sie gebraucht hast?«
    »Ja, so etwa war es.«
    Er stellte den Tee vor mich hin.
    »Das heißt, eigentlich nein. Ganz so war es nicht. Einmal, ganz am Anfang, hat sie mir einen Brief geschrieben. Den einzigen, den sie mir im übrigen je geschickt hat. Sie schrieb:
    Ich habe nachgedacht, und ich mache mir keine Illusionen, ich liebe dich, aber ich vertraue dir nicht. Was wir erleben, ist nicht wirklich, sondern ein Spiel. Da es ein Spiel ist, braucht man Regeln. Ich will dich nicht mehr in Paris treffen. Weder in Paris noch an irgendeinem anderen Ort, an dem du Angst hast. Wenn ich mit dir zusammen bin, will ich dir auf der Straße die Hand geben können und dich im Restaurant küssen, sonst interessiert mich das alles nicht. Ich bin nicht mehr in dem Alter, in dem man Katz und Maus spielen will. Wir werden uns folglich nur ganz weit weg sehen, in anderen Ländern. Sobald du weißt, wohin du fährst, schreibst du mir an diese Adresse, es ist die Adresse meiner Schwester in London, sie weiß, wohin sie die Post nachsenden muß. Mach dir nicht die Mühe, etwas Nettes zu schreiben, gib einfach nur kurz Bescheid. Schreib mir, in welchem Hotel du absteigst, und wo und wann. Wenn ich kommen kann, werde ich kommen, wenn nicht, Pech gehabt. Versuch nicht, mich anzurufen oder herauszufinden, wo ich bin oder wie ich lebe, ich glaube, das ist nicht mehr das Thema. Ich habe darüber nachgedacht und glaube, die beste Lösung besteht darin, es so zu machen wie du, mein eigenes Leben zu führen und dich zu lieben, aber auf Abstand. Ich möchte nicht auf deine Anrufe warten, ich will nicht ausschließen, daß ich mich verliebe, ich will schlafen können mit wem ich will und wann ich will, ohne Skrupel. Denn du hast recht, ein Leben ohne Skrupel ist – it’s more convenient . So hatte ich es bisher nicht gesehen, aber warum nicht? Ich will es gerne versuchen. Was habe ich schließlich zu verlieren? Einen feigen Mann? Und zu gewinnen? Das Vergnügen, ab und zu in deinen Armen einzuschlafen. Ich habe darüber nachgedacht, ich will es gerne versuchen. Alles oder nichts.
    Was ist?«
    »Nichts. Es gefällt mir, daß du einen ebenbürtigen Gegner gefunden hast.«
    »Leider nein. Sie ließ die Muskeln spielen und gab sich als Femme fatale aus, dabei war sie eine ganz Anhängliche. Das wußte ich noch nicht, als ich mich auf ihre Bedingungen einließ, das habe ich erst sehr viel später begriffen. Erst fünf Jahre und sieben Monate später.
    Das heißt. Jetzt lüge ich. Ich habe es zwischen den Zeilen gelesen, ich konnte mir denken, wieviel Überwindung Sätze wie diese sie kosteten, aber ich wollte das Thema nicht ansprechen, denn mir paßten diese Regeln sehr gut. Sehr, sehr gut sogar. Ich würde den Import-Export-Bereich ausbauen und mich an das Fliegen gewöhnen, das war alles. Ein solcher Brief ist für den Mann, der seine Frau ungestört betrügen will, geradezu ein Glücksfall. Natürlich gingen mir ihr Bettgerede und ihre Pläne, sich zu verlieben, ein wenig gegen den Strich, aber so weit waren wir noch nicht.«
    Er setzte sich ans Tischende auf seinen gewohnten Platz.
    »Ich war ein schlauer Kerl, nicht? Ja, ich war damals ein schlauer Kerl. Vor allem habe ich dank dieser Geschichte nicht wenig Geld verdient. Ich hatte nämlich immer die Tendenz, den internationalen Markt ein wenig zu vernachlässigen …«
    »Warum dieser Zynismus?«
    »Diese Frage hast du vorhin selbst sehr richtig beantwortet.«
    Ich beugte mich vor, um das Teesieb rauszunehmen.
    »Und

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