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Ich habe sie getötet: Roman (German Edition)

Ich habe sie getötet: Roman (German Edition)

Titel: Ich habe sie getötet: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Knight
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bizarr und melodramatisch.
    »Überleg dir, was du sagst.«
    »Und was war nun?«
    »Nichts!«
    »Von wem hast du gesprochen?«
    Allmählich spürt Josh, dass hier irgendetwas vom gewohnten Morgenmuster abweicht, und wie ein Igel nach langem Winterschlaf hebt er den Kopf und blinzelt zu seinen Eltern herüber.
    Paul starrt mich an. »Von niemandem.« Ich recke meine Hände in seine Richtung und drehe sie hin und her. Er weiß, dass ich das Blut meine.
    »Ich habe einen Hund überfahren.«
    »Was ist ›überfahren‹?« Ava schlüpft in die Küche. Sie hat eine Polizistenmütze auf.
    »Ich finde es unglaublich, dass du in diesem Zustand überhaupt gefahren bist!«
    »Bitte, Kate! Ich bin sowieso schon total am Ende. Und habe einen furchtbaren Kater.« Wir fixieren einander.
    »Clusters oder Toast, Ava?«, frage ich und gehe zum Schrank.
    »Crispies. Ich will Crispies.« Ich nehme eine Schüssel vom Bord und suche einen Löffel heraus.
    »Einen Hund?«
    »Ja. Und dann fand ich, ich muss ihn wegräumen, und dabei habe ich mich mit … du weißt schon.«
    Blut. Du hattest Blut an den Händen, möchte ich sagen, aber ich halte mich zurück. »Was für einen Hund?«
    »Was?«
    »Welche Rasse?«
    »Eine Labradormischung, schätze ich.« Er starrt auf seine Füße. »Ich musste ihn wegschleifen, das war alles andere als angenehm.«
    Ich betrachte meinen Mann, wie er hier in der Küche steht, der Dreh- und Angelpunkt der Familie im Kreis seiner Lieben. Ich kenne ihn besser als er sich selbst. Das sagt er oft. Und ich weiß, wenn er auf seine Füße starrt, lügt er.
    »Du weißt, welche Rasse, aber du weißt nicht, welches Geschlecht.« Paul sieht mich verständnislos an. »Heute Nacht war dieser Hund eine ›sie‹. Jetzt ist er ein ›er‹.«
    Er zuckt die Achseln. Seine Miene verrät nichts. »Wahrscheinlich habe ich das alles in der Nacht überdeutlich wahrgenommen. Ein verletzter Hund kann dir wie ein Mensch vorkommen.« Er trinkt seinen Tee aus und wischt sich ein paar Krümel vom Jackett. »Ich muss los.« Nun macht er einen Schritt auf mich zu, zieht mich an sich, nimmt mich fest in die Arme, wiegt mich langsam und küsst mich zärtlich auf die Stirn. »Ach, Eggy, du bist immer so besorgt um mich.«
    Ich habe eine hohe Stirn, die ich noch nie leiden konnte. Und Paul hat mich gleich zu Anfang, als ich ihn und seine Clique gerade erst kennengelernt hatte und mich nach ihm verzehrte, damit gequält, dass er mich zum Ergötzen seiner Kumpel Egghead nannte. Im Laufe der Monate, während ich zu hoffen begann, dass er sich ebenso in mich verlieben würde wie ich mich in ihn, wurde dann Eggy daraus, und heute ist mir dieser Kosename unter allen, die er mir so gibt, der liebste. Arm in Arm gehen wir zur Haustür, und er lächelt schwach. Ich helfe ihm in den Mantel, er greift nach Schal und Tasche.
    »Mama, Ava hat Milch über meinen Comic gegossen!« Aus der Küche tönt Geschrei zu uns herüber.
    »Schau lieber nach«, sagt Paul und öffnet die Tür.
    »Geht es dir gut?« Ich halte mich noch einen Moment an ihm fest, um die Unzufriedenheit loszuwerden, die von meiner wenig erfolgreichen Befragung zurückgeblieben ist. Er nickt und löst sich aus meinen Armen.
    »Wirklich?«
    »Besser denn je«, sagt er, aber als er den Gartenweg hinuntergeht, wirkt er einfach nur traurig.
    »Mama!« Während Avas Kreischen Oktave um Oktave schriller wird, stehle ich mich ins Wohnzimmer. Ich sehe die zerwühlte Decke, unter der er geschlafen hat; die Konturen seines Körpers zeichnen sich noch auf den Polstern ab. Er muss zeitig aufgestanden sein, um die Spuren der Nacht zu beseitigen. Es gibt eine Frage, die ich während unseres ganzen Gesprächs nicht zu stellen gewagt habe; den Deckel auf einem Kübel voll Emotionen, den zu lüften ich zu ängstlich war. Warum hat er so jämmerlich geweint, als er da auf dem Küchenboden lag? Vor fünf Jahren ist sein Vater ohne jede Vorwarnung an einem Schlaganfall gestorben. Er war entsetzlich traurig. Sein Schmerz war gewaltig. Aber er konnte ihn nicht zeigen, kein Mann kann das, habe ich gedacht – bis heute Nacht.

3
    I ch heiße Kate Forman und hatte unendliches Glück. Das haben Freunde und Verwandte mir viele Male gesagt, und ich selbst empfinde es auch so. Ich kann einige Erfolge vorweisen: Vor acht Jahren habe ich den tollsten Mann auf diesem Planeten geheiratet. Wir haben zwei schöne, gesunde Kinder und ein Haus, viel größer und stattlicher, als ich es mir je erträumt hätte. Ich bin

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