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Ich habe sie getötet: Roman (German Edition)

Ich habe sie getötet: Roman (German Edition)

Titel: Ich habe sie getötet: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Knight
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»Ich weiß genau, dass du im ganzen Haus nach etwas gesucht hast. Den Schal hast du gesucht, gib’s zu! Die ganze Woche hast du danach gesucht, aber Ava war schneller und hatte ihn sich schon genommen.«
    »Kate …« Ich warte. Mein Herz klopft wie wild. Er ist merkwürdig blass. Mein schöner Mann sieht plötzlich alt aus, seine Wangen scheinen eingefallen. Jetzt steht eine Enthüllung wohl unmittelbar bevor, endlich kommt die Wahrheit ans Licht, es ist, als wäre sie schon mit Händen zu greifen. »Du trägst diesen Schal viel öfter als ich.«
    Ich brauche einen Moment, um zu verarbeiten, was er da sagt. Dann schreie ich los. Er zieht sich in Richtung Tür zurück. »Kate! Was hast du getan?«
    »Du … du verdrehst die Tatsachen!« Ich greife hilflos nach Kissen und werfe sie nach ihm.
    »O Gott …« Sein Mund öffnet und schließt sich, aber er bringt nichts heraus, während ich nicht aufhören kann, ihn anzuklagen.
    »Ich will die Wahrheit wissen!«
    Stumm steht er an der Tür und sieht mir eine Weile zu. »Ich glaube, du kennst die Wahrheit.« Dann geht er.
    Ich höre die Haustür ins Schloss fallen. Noch einmal schreie ich, dann denke ich an die schlafenden Kinder oben und die Nachbarn links und rechts – und halte den Mund. Nasse Pashminafusseln kleben an meinen Händen. Ich beuge mich über den Couchtisch und angele mir den Schal, reiße und zerre daran mit aller Kraft. Irgendwann benutze ich sogar die Zähne, verbeiße mich in der weichen, nach Waschmittel duftenden Wolle. Immer mehr Fasern bleiben auf meiner Zunge kleben und kitzeln mich in der Kehle. Schuldgefühle, Zorn, Angst und eine dumpf pochende Eifersucht verleihen mir Bärenkräfte. Doch nach fünf Minuten breche ich erneut in Tränen aus und sacke zitternd auf dem Teppich zusammen. So bin ich am Ende des Abends genauso allein wie am Anfang.

16
    S terbe ich, wenn ich da reinfalle?«, fragt Josh und lehnt sich viel zu weit über die Reling. Wir tuckern auf der Themse westwärts.
    »Ja«, sage ich, »komm da weg«, und ziehe an seinem Arm.
    »Ich weiß nicht«, mischt Lex sich ein. »Du könntest auch zum Ufer schwimmen. Würde bestimmt Spaß machen.«
    Ich schließe Ava, die sich stumm auf meinem Schoß zusammenkauert, noch fester in die Arme und drücke ihr einen Kuss aufs Haar. Heute habe ich zum Streiten keine Kraft.
    »Das ist kein Schwimmbecken, Josh, hier gibt es Strömungen, die dich nach unten ziehen können. Wasser ist trügerisch«, sagt Paul.
    Wie ganz normale Leute, denke ich und starre aufs Wasser, das braun ist, von fast genau derselben Farbe wie der Tee, mit dem Paul mich heute Morgen geweckt hat. Er wirkte distanziert, als er mir den dampfenden Becher reichte und sich kurz ans Fußende setzte. »Wäre gut, wenn du jetzt aufstehst. Wir machen heute den Ausflug nach Hampton Court.«
    Und nun sind wir hier auf dem Schiff, die Formans mit Onkel John und Lex im Schlepptau, und spielen glückliche Familien – allerdings ohne die zweite Familie. Sarah hat in letzter Minute abgesagt, weil eins der Kinder krank ist. Paul und ich gehen ausgesprochen höflich miteinander um – die Ruhe nach dem Sturm.
    »Denk dran, Josh, Lex hat keine Kinder …«
    »Soweit ich weiß!«
    »Deshalb sieht er auch die Gefahren nicht.«
    »Ich bin nur nicht so ein Angsthase wie deine Mutter«, sagt er und lehnt sich verschwörerisch zu Josh hinüber.
    »Brauchst du auch nicht zu sein«, gebe ich zurück. »Weil du die Verantwortung nicht hast.«
    »Das stimmt nicht«, sagt er, steht auf und schiebt die Hände tief in die Hosentaschen. »Ich muss eine Firma leiten. Das ist genauso schwer wie Bälger aufziehen.«
    »Was meinst du, was das mit Melody für die Firma bedeutet?«, kommt Paul endlich zum Thema.
    »Eins steht jedenfalls fest: Kein Mensch arbeitet mehr, weil sie alle von nichts anderem reden können«, antwortet Lex.
    Einem zufälligen Beobachter müssten wir seltsam vorkommen, wie wir unisono den Kopf senken und ihn ungläubig schütteln angesichts dessen, was da in unserer unmittelbaren Nähe geschehen ist.
    »In den Zeitungen spekulieren sie darüber, dass es sich um einen Trittbrettfahrer handeln könnte«, sagt John.
    Paul wiegt zweifelnd den Kopf. »Wir haben immer darauf geachtet, dass die Einzelheiten des Mordes an seiner Frau nicht gezeigt werden.«
    »Ich meine auch nicht, dass wir das gesendet haben, aber hast du schon mal im Internet danach gesucht? Da braucht es nur wenige Klicks – die Einzelheiten aus dem Prozess, die ganze

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