Ich habe sie getötet: Roman (German Edition)
Eifersucht, aber es geschieht nichts. »Er sagt, er ist ein Beziehungspazifist.«
»Was soll das denn bedeuten?«
Sie kichert. » Wahrscheinlich, dass er sich wünscht, dass alle gut miteinander auskommen.«
»Bloß gut, dass er sich solche Sprüche für dich aufspart – sonst wären wir nicht so lange zusammengeblieben!«
Eloide lacht. »Oh, Kate, deine Skepsis gegenüber … jetzt muss ich vorsichtig sein, ich will dich ja nicht verletzen«, sie hebt abwehrend beide Hände, »… therapeutischer Methodik ist einmalig.«
»Hör bloß auf. In den meisten Fällen reichen eine Tasse Tee und ein kurzes Gespräch doch völlig aus.«
Jetzt lächeln wir beide. »Oder, in meinem Fall, ein Bellini und das Deck einer Jacht.« Eloide steht auf, nimmt meine leere Tasse und ihre und räumt sie auf ihre mit Corian beschichtete Kochinsel.
Zum ersten Mal seit zehn Jahren fühle ich mich in ihrer Gegenwart nicht beklommen. Während sie mit dem Handrücken ein paar nicht vorhandene Krümel vom Tisch fegt, lasse ich mich in dem erstaunlich bequemen weißen Kunststoffstuhl zurücksinken. Mein Blick wandert zu den Tassen auf der Kochinsel. Auch da weiß in weiß. Sie hat die Tassen so abgestellt, dass sie einander am oberen Rand berühren. Die Henkel zeigen nach außen, und quer über die Tassen hat sie den Teelöffel gelegt. Manche Leute verdienen viel Geld damit, dass sie jemandem mit solchen Gewohnheiten eine Zwangsneurose attestieren. Ich dagegen nehme an, sie ist einfach pingelig. Ich betrachte diese perfekt aufgeräumte Küche und male mir aus, in welch kurzer Zeit meine Kinder sie verwüsten könnten.
»Wie kommt Lex denn jetzt zurecht?«, fragt sie. »Wenn es einen Mann gibt, der eine Therapie vertragen könnte, dann ist er das doch.«
»Wieso?«
»Na ja. Immer so ehrgeizig, immer so aufgedreht.« Ich nicke, aber ich höre ihr nur halb zu. Mein Blick ist an den Tassen hängengeblieben. »Wenn es mal nicht so läuft, wie er will, wird er gleich wütend. Ich glaube, in ihm steckt irgendeine alte Wut, die …« Diese Tassen. An irgendetwas erinnern sie mich, aber ich weiß nicht, was es ist. Die beiden Tassen mit dem obenauf balancierenden Löffel sind eine kleine weiße Skulptur, wie ein Bild – ein Bild, das ich schon einmal gesehen habe … »… dass Wut normalerweise mit den Jahren eher zunimmt … Kate?«
Der weiße Stuhl kippt hintenüber, als ich aufspringe. »Du warst bei mir zu Hause!«
»Was?«
»Du warst bei mir zu Hause!« Ich habe Eloide am Arm gepackt und lasse sie nicht los. Der Ort, an dem ich diese Tassen mit dem Löffel darauf gesehen habe, war meine eigene Küche, mein Abtropfbrett. Wie lange ist das jetzt her? Einen Monat? Zwei, drei? Ich habe eine Sainsbury-Tüte daneben abgestellt, und der Löffel ist scheppernd zu Boden gegangen. Sie war in meiner Küche. Wo in meinem Haus ist sie noch gewesen? Ich habe in meinem Nest einen Kuckuck entdeckt, der sich über alle Grenzen hinwegsetzt.
Dass ich mich von einem bisschen oberflächlichem Getue so habe einwickeln lassen, macht mich unglaublich wütend. »So eine Scheiße!«
»Lass los!«
Ich reiße an ihrem Arm, zerre sie halb über den Tisch. »Du machst mich krank mit deinem Pseudopsychogeschnatter …«
»Es ist nicht so, wie du denkst!«
»Bleib weg von meinem Mann, und wage es nicht, dich jemals an meine Kinder heranzumachen, oder ich bringe dich um, das schwör ich dir.«
»Kate, ich wollte doch nur, dass wir Freunde sind …«
»Freunde! Freunde vertrauen einander. Sie unterstützen einander. Sie schnüffeln nicht im Haus des anderen herum, wenn der nicht da ist. Von mir wirst du nie etwas erfahren!«
Jetzt weint sie; ich nehme an, weil ihr Arm unter meinem harten Griff schmerzt. »Hör auf!«
Das klingt fremd; ich merke jetzt erst, dass ich schreie, und ich packe ihren Arm noch fester und sehe, wie sie erschrocken den Mund aufreißt und nach Luft schnappt, und als der bauschige Blusenärmel hochrutscht, halte ich inne, denn mein Blick fällt auf vier heftige Schnitte quer über das Handgelenk. Weiße Narben umrahmen frische Wunden in makelloser Haut.
»Was ist denn das für ein Mist?« Ich lockere meinen Griff. Sie hört auf, sich zu winden, und streift langsam und äußerst würdevoll den Blusenärmel wieder über das Schlachtfeld.
»Das findest du sicher schockierend. Ist ja nicht gerade das, was man bei der Frau mit dem besten Job der Welt erwarten würde.« Sie streicht ihr Haar zurück. »Wenn du auf Geheimnisse aus
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