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Ich habe sieben Leben: Die Geschichte des Ernesto Guevara, genannt Che (German Edition)

Ich habe sieben Leben: Die Geschichte des Ernesto Guevara, genannt Che (German Edition)

Titel: Ich habe sieben Leben: Die Geschichte des Ernesto Guevara, genannt Che (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Hetmann
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Stimmzetteln und den Blutopfern des Volkes. Am 31. Oktober 1952 lässt sie die Zinnminen in Oruro und Catavi verstaatlichen. Am 2. August 1952 verkündet sie das Gesetz über die Bodenreform. Die großen Landgüter werden in kleine Parzellen aufgeteilt. Für zwei Millionen Indios, die bis dahin praktisch in Sklaverei gelebt haben, beginnt die Hoffnung auf ein einigermaßen menschenwürdiges Dasein. Die Arbeiter können über die Verwaltung der verstaatlichten Betriebe mitbestimmen. Das Recht auf Gewerkschaftsbildung wird durch Gesetz festgelegt, einige recht fortschrittliche Schulgesetze werden verabschiedet. Freilich tut die Machtelite von Anfang an alles, um diese sozialistische Entwicklung zu hintertreiben und die eingeleiteten Reformen wieder rückgängig zu machen. Auch treten bald Schwierigkeiten auf, weil die sozialistische Regierung vom Ausland isoliert wird.
    Am Ende stand wieder eine de facto Militärdiktatur, mit einem in den USA ausgebildeten Fliegergeneral an der Spitze.
    Wie häufig in den südamerikanischen Staaten spielen bei diesen politischen Veränderungen die USA offen und auch hinter den Kulissen eine manipulierende Rolle.
    Am 26. Oktober 1955 billigt eine Regierung der MNR-Politiker bei einer wirtschaftlich angespannten Lage, die als Ausrede für diesen »Ausverkauf« angeführt werden kann, den »Petroleum Code« - auch »Davenport Gesetz« genannt, weil seine Artikel nicht vom bolivianischen Parlament, sondern in den Büros eines amerikanischen Rechtsanwalts namens Davenport festgelegt worden sind. Gestützt auf dieses Gesetzeswerk kam eine große Anzahl amerikanischer Erdölgesellschaften ins Land, unter ihnen die mächtige Bolivian Gulf Oil Company, die noch jahrelang generöse Dividenden auf Kosten des bolivianischen Volkes ausschütten konnte.
    Aber damit ist der Entwicklung vorgegriffen worden. Im Sommer 1953 herrscht in La Paz noch Fiesta-Stimmung über den Sieg der Revolution.

    ... etwas von einer Sonnenstadt
    Ernesto und die Gruppe seiner Freunde sind von dem revolutionären Bewusstsein, das sie in Bolivien im Sommer 1953 vorfinden, zunächst begeistert. Hier ist eine Hoffnung, dass ein Modell entwickelt werden könnte, welches auch in den Nachbarstaaten Schule macht. Bald aber müssen sie feststellen, dass die neuen Führer im Land, trotz Verstaatlichung der Bergwerke und Verteilung des Großgrundbesitzes, die alten Vorstellungen bürgerlichen Klassenbewusstseins an den Tag legen.
    Die Gruppe argentinischer Emigranten in La Paz, in der Ernesto verkehrt, setzt sich meist aus Studenten und Intellektuellen zusammen, die in Argentinien das Regime Perón bekämpft haben. Mentor der argentinischen Kolonie ist der Exilpolitiker Isais Noueges, der, dank seiner Einnahmen aus seinen großen Zuckerplantagen in Argentinien, auch in La Paz ein feudales Leben führt. In der Villa von Nougues lernt Guevara Rojo kennen. Das Haus in Calacete liegt in dem Viertel, in dem auch die neuen politischen Führer des Landes wohnen. Guevara und Rojo, beides arme Teufel, nutzen die Einladung, um sich an dem argentinischen Nationalgericht Locro, einem Eintopf aus Mais und Fleisch, einmal richtig satt zu essen und den politischen Diskussionen als Zaungäste beizuwohnen. Ernesto macht auf Rojo zunächst keinen besonders starken Eindruck.
    Die politischen Ansichten des jungen Rechtsanwalts sind zu diesem Zeitpunkt weit schärfer ausgeprägt als die seines neuen Freundes, der wenig spricht und ein guter Zuhörer ist.
    Spät in der Nacht laufen Guevara und Rojo, die sich kein Taxi leisten können, zu Fuß ins Stadtzentrum von La Paz zurück.
    Ernesto erzählt von seinen Reisen mit Granados und von seiner Absicht, die Leprakolonie in Venezuela zu besuchen. Er entwickelt auch einen ziemlich verwegen klingenden Plan über eine Reise zu den Oster-Inseln im Pazifik, auf denen eine andere Leprakolonie liegt. Es ist offensichtlich, dass er nicht recht weiß, was er mit sich anfangen soll. Obwohl er wortreich über das Elend klagt, das er überall auf seinen Reisen durch Südamerika zu Gesicht bekommen hat, scheint sich für ihn noch kein Angriffsziel für seinen Zorn und seine Empörung gefunden zu haben.
    In der Innenstadt von La Paz teilt Ernesto ein spartanisches Quartier mit einem argentinischen Studenten, Calica Ferrer. Das Zimmer ist leer, ohne Möbel. Ernesto besitzt einen einzigen Anzug und isst unregelmäßig. Wenn Noueges eines seiner üppigen Dinner gibt, stopft er sich mit Essen voll und lebt dann in den

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