Ich habe sieben Leben: Die Geschichte des Ernesto Guevara, genannt Che (German Edition)
wird sehr bald von der Gesellschaft in La Paz akzeptiert und von jungen Männern umschwärmt.
Sie behauptet, arm zu sein, gibt Privatstunden in Russisch und Deutsch. Einer ihrer Schüler, der Journalist Gonzáles Lopez Muñoz, hat Mitleid mit der charmanten Argentinierin und verschafft ihr einen Job als Kassiererin bei seiner Zeitung.
Lopez Muñoz beschreibt Laura so:
»Sie war ein hübsches, aufgewecktes, intelligentes und ziemlich stilles Mädchen ... ein bisschen Bohème. Sie lebte in einer verkommenen Wohnung und schlief auf dem Fußboden. Zu Partys ging sie selten, und wenn, dann trank sie nie. Sie interessierte sich für Volksmusik. Über Politik hat sie, so viel ich mich erinnern kann, nie gesprochen.« Die Bekanntschaft mit Muñoz, der unter anderem auch für das Presse- und Informationsbüro der bolivianischen Regierung arbeitet, gibt ihr die Möglichkeit, an Briefbögen der Regierung, an offizielle Stempel und Presseausweise heranzukommen.
Nachdem all ihre Bekannten wissen, dass sie sich für Folklore und Indiokunst interessiert, erregt es auch keinerlei Verdacht, als sie, bewaffnet mit Kamera und Tonbandgerät, damit beginnt, Fahrten über das offene Land zu unternehmen - angeblich um Stücke einheimischer Handwerkskunst zu sammeln und Volkslieder aufzunehmen.
Sie dringt in die entlegensten Gebiete Boliviens vor, zeichnet Landkarten von Regionen, die als Guerillabasen geeignet erscheinen. Sie studiert Indianersprachen und gewinnt das Vertrauen der bäuerlichen Bevölkerung.
Unterdessen hat sie ihre Wohnung in La Paz gewechselt und ist in eine Pension umgezogen, wo sie den Studenten Mario Alvarez kennenlernt. Älter, erfahrener und gewitzter als der junge Mann, erkennt sie, dass auch er ihr für ihre Zwecke dienlich sein kann. Sie heiratet ihn und kommt so zu einem echten bolivianischen Pass. Nach einem Jahr lässt sie sich wieder scheiden. Mario geht die Trennung sehr nahe. Er schreibt ihr pathetische Briefe, in denen er versichert, sie sei seine einzige Liebe, er werde sie nie vergessen können.
Entweder aus Mitleid oder um ihn sich endgültig vom Hals zu schaffen, besorgt sie ihm ein Stipendium für ein Studium in Osteuropa. Er verlässt La Paz, ehe die bolivianische Guerilla beginnt.
Während alldem ist Tania insgeheim unermüdlich tätig, um ein Netzwerk von Kontakten zu knüpfen, auf das die Guerilleros später zurückgreifen können. Vor allem ist es offenbar ihre Aufgabe, Mittel und Wege zu erkunden, um Personen aus den Nachbarländern, getarnt oder mit falschen Pässen, über die bolivianische Grenze zu bringen und sie auch im Land so in das Gebiet der Guerilla zu schleusen, dass bei den Behörden kein Verdacht erregt wird.
Im Februar 1967 ist Tania in Camiri (jener Stadt, die gewissermaßen die Schwelle zwischen der Außenwelt und der hinterwäldlerischen Gegend um Ñancahuazú darstellt) eine bekannte und beliebte Persönlichkeit. Sie besucht häufig das italienische Restaurant »Marietta«, das dem Italiener Federico Forfori gehört, der sich später daran erinnern wird, dass »sie häufig mit vier Männern hereinkam, für alle bestellte und zahlte. Die Männer saßen immer schweigend da. Ihre Autorität schien unbestritten«.
Es gibt auch Männer, denen ihr Auftreten missfällt. Sie erklären, sie sei zu energisch, abrupt, ziemlich maskulin, eine starke Raucherin und erzähle das Blaue vom Himmel herunter.
In der Zararenda Rundfunkstation in Camiri hat Tania in der zweiten Jahreshälfte 1966 das Programm »Ratschläge für die Frau« übernommen, eine Art Briefkastensendung, die sich großer Beliebtheit erfreut. Aber mehr als einmal kommen den Hörern ihre Ansagen etwas seltsam vor. Sie gebraucht Worte, die völlig unverständlich klingen. Es sind Code-Botschaften für Coco Peredo und Jorge Vásquez Viaña, zwei Schlüsselfiguren der bolivianischen Guerilla, die um diese Zeit damit beschäftigt sind, Vorbereitungen in der Provinz zu treffen.
Es scheint, dass sie Che bei seiner Ankunft in Bolivien in La Paz abgeholt hat und ihn bis Cochabamba, möglicherweise auch bis Camiri brachte, wo er dann von einer Kontaktperson übernommen und nach Ñancahuazú gefahren wird.
Sie kehrt nach La Paz zurück. Ihre wichtige Aufgabe ist es, die Verbindung zwischen der Hauptstadt und dem Gebiet der Guerilla einerseits und andererseits zu aus dem Ausland eintreffenden Mitkämpfern, Kurieren, Besuchern, und Sympathisanten aufrecht zu erhalten, diese in Empfang zu nehmen und unbehelligt zu den
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