Ich habe sieben Leben: Die Geschichte des Ernesto Guevara, genannt Che (German Edition)
Guerilleros zu bringen. Auch Verabredungen zwischen den Funktionären der bolivianischen KP und den Guerillas scheinen stets über sie getroffen worden zu sein. Natürlich ist es für Che und seine Männer auch von unschätzbarem Wert, in ihr jemanden zu besitzen, der in der Lage ist, über die politischen Interna in der Hauptstadt Mitteilungen zu machen.
Übungsmarsch
Am 7. November 1966 trifft Che im Basislager ein. Sobald auch sein Stab erfahrener Kubaner angekommen ist, Männer, die fast alle schon im kubanischen Befreiungskrieg Erfahrungen gesammelt und sich bewährt haben, teilt er seine Streitmacht in drei Gruppen ein. Die Vorhut leitet Marcos (Major Antonio Sánchez Díaz, Arzt und Chef des Militärbezirks der Pinien-Insel nach dem revolutionären Sieg in Kuba). Beim Haupttrupp übernimmt Che selbst das Kommando. Die Nachhut führt Joaquín, ein verhältnismäßig junger Mann, der eigentlich Vitalio Acuña Nuñez heißt, sich seinerzeit als einer der ersten Bauern der Guerilla in der Sierra Maestra angeschlossen hatte, später eine Guerillaschule in der Matanza-Provinz leitete und sowohl in Vietnam als auch im Kongo gekämpft hat.
Inti und Coco Peredo, zwei der verlässlichsten Bolivianer, ernennt Che zu politischen Kommissaren. Inti wird außerdem die Verwaltung der Finanzen übertragen. Er soll auch die Männer über die politische Situation in Bolivien instruieren.
Wie in fast allen Guerillabewegungen erhält jeder Mann einen Tarnnamen. Von nun an wird Che in der Gruppe nur noch Ramón genannt. Auf dem weitläufigen Grundstück richtet man ein Haupt- und zwei Nebenlager ein. Pfade werden vom Calamine-Haus, einem Schuppen mit Wellblechdach, der zuvor schon von Coco Peredo und Vásquez Viaña gebaut worden ist, in den Dschungel geschlagen. Sie verlaufen zu den Beobachtungsstellen im Osten und Nordosten, Punkte, die im Sprachgebrauch der Guerillas als »Posten«, »die Klippe« (mit Telefonverbindung zum Hauptgefechtsstand), »Bärenlager« und »Fuchsspur« bezeichnet werden. Schützengräben und Unterstände werden ausgehoben, ein Hühnerhof wird angelegt, auf einem Stück gerodetem Land entsteht ein Gemüsegarten. Die Männer verbringen ihre Zeit damit, wilde Tiere zu jagen. Sie werden in Guerillatheorie unterwiesen, halten Schießübungen ab und unternehmen kurze Märsche, um sich mit der Landschaft vertraut zu machen. Die theoretische Vorbereitung und der Unterricht in allgemeinbildenden Fächern nehmen in diesem Ausbildungsprogramm einen breiten Raum ein.
Ein Peruaner mit dem Decknamen El Chino leitet diese Kurse, für die eine Art von Amphitheater mit sich abstufenden Bankreihen und einem Vortragspult vorn angelegt worden ist. Als Lehrbücher dienen die Schriften Guevaras und Mao Tse-tungs über Guerillastrategie, verschiedene Werke über die Geschichte Südamerikas und Régis Debrays Buch Revolution in der Revolution.
In den unterirdischen Höhlen, die im Ñancahuazú-Lager als Speicher und getarnte Vorratskammern dienten, wird eine erstaunlich große Zahl von Büchern und Broschüren gefunden. Auch scheint es geradezu zu einer Mode geworden zu sein, Tagebücher zu führen. Guevaras Aufzeichnungen wurden weltbekannt. Weniger beachtet wurden die Tagebücher von Rolando, Pompo und Braulio. Wenn ihr literarischer Wert auch gering sein mag, so liefern sie doch eine wichtige Ergänzung zu Ches stoischen Notizen. Darüber hinaus aber müssen auch noch andere Männer Tagesereignisse und Erlebnisse festgehalten haben - eine für Guerillas gefährliche Angewohnheit, durch die, als das Lager dann ziemlich überraschend geräumt werden muss, die Armee wichtige Aufschlüsse über die Zusammensetzung der Gruppe erhält.
Jeden Abend gegen acht Uhr wird der Arbeitsplan für den folgenden Tag bekanntgegeben. Solange Che sich im Lager aufhält, achtet er strikt darauf, dass diese Befehle schriftlich ausgefertigt werden, nicht aus Bürokratismus, sondern weil die Disziplinierung der Männer notwendig ist. Bis zum ersten Scharmützel mit den Regierungstruppen am 23. März ist das Calamine-Haus auch das Versorgungszentrum. Coco übernimmt es, die nötigen Einkäufe in den Geschäften von Camiri zu tätigen. Angeblich bringt er die Lebensmittel und Güter von dort aus auf seine »Ranch«, von wo sie die Guerillas mit Lastträgerkarawanen, die man nach den klapprigen Bussen in den Großstädten Boliviens »Góndola« nennt, auf die einzelnen Außenstellen und die unterirdischen Verstecke verteilen.
Wie sich der
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