Ich hänge im Triolengitter - Bauermeister, M: Ich hänge im Triolengitter
bewusstseinsverändernden Drogen wie Meskalin, Peyote oder LSD nach, aber die Erfahrung sei ähnlich.
Ich selbst konnte mit Drogen nichts anfangen, sie zeigten bei mir gar keine Wirkung. Jahre später nahm ich an der Harvard-Universität an Timothy Learys Drogenexperimenten teil. Auch ich schluckte damals eine Dosis LSD – nichts passierte. Man verabreichte mir eine zweite Pille – wieder keine Reaktion. Ich bin schließlich eingeschlafen. Erstaunt forschte man nach und stellte fest, dass ich von Natur aus einen so hohen Serotoninspiegel hatte, dass bei mir mit bewusstseinsverändernden Mitteln nichts auszurichten, also auch nichts zu beobachten war.
Stockhausen hat nie Drogen genommen. Nicht nur, dass sie ihm grundsätzlich unheimlich erschienen, er war auch durch die Beobachtung negativer Auswirkungen bei Freunden abgeschreckt. So befürchtete er auch bei den Hippies, dass ihr Verstand durch die Drogen langfristig beeinträchtigt werden würde, und ohne einen klaren Kopf könne man keine gesellschaftliche Veränderung bewirken. Man müsse sich innerhalb der Gesellschaft etablieren, um sie zu verändern. Also in der Welt wirken und doch im Denken frei bleiben, darum ging es ihm. Was seine Beziehungen zu Frauen anging, stimmte er freilich mit dem Streben der Hippies nach freier Liebe überein. Wer liebt, soll das ausleben – jetzt! Dem inneren Drang nachgeben, sich nicht Normen und Gesetzen verpflichtet fühlen.
Die Hippiebewegung zog 1967 immer weitere Kreise. Sinnsuchende aus aller Welt waren nach San Francisco gekommen, um Bewusstseinserweiterung zu erfahren, mit Gleichgesinnten zu leben und die Gesellschaft zu verändern. An der San Francisco State Free University hatten wir den charismatischen Professor Stephen Gaskin kennengelernt. Er hielt dort einmal wöchentlich Hof in seinen Montagabendkursen, wo er über Wiedergeburt und Karma, psychedelische Erfahrungen und die Weltreligionen sprach. An einem solchen Abend waren wir dabei und fanden ihn beeindruckend. Seine Zuhörerschaft wurde immer größer, die Kurse sprengten mit ihren Besuchermassen bald den Rahmen der Universität. Stephen wurde schließlich von verschiedenen Kirchen im ganzen Land eingeladen, Vorträge zu halten, und er beschloss, mit etwa zweihundert Teilnehmern seiner Kurse zu einer Tour durch Amerika aufzubrechen, on the road . Mit bunt bemalten VW-Bussen, Wohnwagen, Transportern und ausgedienten Schulbussen machten sie sich auf den Weg. Eine Schlange von Fahrzeugen, man nannte sie The Caravan , bewegte sich durch die Städte und wurde immer länger. Denn überall schlossen sich die Nichtangepassten dem Zug an.
Zunächst reagierte die Bevölkerung der Städte, durch die sie fuhren, irritiert. Die Truppe wurde von der Polizei beobachtet, die jedoch schon bald dazu überging, sie nur von Stadt zu Stadt zu eskortieren. Denn es stellte sich heraus, dass die Kommunenmitglieder gern alle ihnen angebotenen Arbeiten, auch die unangenehmen, verrichteten. Sie wurden dann entlohnt und zogen weiter. Zuvor gaben sie am jeweiligen Ort oft noch ein Konzert oder hielten abschließende Gesänge und Meditationen ab, zu welchen Stadtbewohner hinzukamen, aber auch Eltern, die von ihren Kindern, die sich den Hippies anschlossen, Abschied nehmen wollten.
Als der Zug Hunderte Caravans umfasste und man sich in verkehrsfähige Kleingruppen hätte aufteilen müssen, wurde entschieden, alles Geld zusammenzulegen und in Summer town, Tennessee, gemeinsam Land zu erwerben. So entstand mitten im kargen Niemandsland eine Landkommune, The Farm . Stephen Gaskin und seine Frau lebten dort mit einem anderen Paar in einer Ehe zu viert, mit Kindern aus wechselseitiger Kombination.
Die Hippies lernten, das Land zu bestellen. Ein Dorf entstand, eine Schule wurde gebaut, es gab sogar ein eigenes Postamt. Man betrieb Ackerbau, Kürbiszucht und freute sich über die nachfließenden Gelder der glücklichen Eltern. Endlich taten die Kinder etwas! Einer der Väter, ein Reeder, stellte der Kommune sogar ein großes Schiff zur Verfügung, und so konnte die Farmgemeinschaft mit dem ausgedienten Oldtimer Hilfsgüter nach Indien verschiffen und dort persönlich verteilen. Es waren eben wahre Menschenfreunde.
Auf dem Festival am Golden Gate Park hatten wir eine Gruppe von Hippies kennengelernt, die uns einluden, mit ihnen in die Berge zu fahren, wo sie ebenfalls in einer Kommune lebten. In Kalifornien konnte man sich ja praktisch ein Domizil errichten, indem man einen Herd mit
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