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Ich, Heinrich VIII.

Ich, Heinrich VIII.

Titel: Ich, Heinrich VIII. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret George
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ihn genäht hat«, erläuterte Maria.
    »Wir haben keine Zeit.« Ich sprach die Worte und fühlte nichts dabei. Taub wie eine Hand, die kaltes Metall umfasst.
    »Das Kleid …«
    »Es ist hier, Euer Gnaden; ich kümmere mich darum«, sagte Maria zärtlich begütigend zu Katharina. Sie zog ihm das zarte Ding über den Kopf, ohne es auch nur zurechtzuzupfen – nur um Katharinas Wunsch zu erfüllen.
    »Paten?«, fragte der Priester.
    »Ihr, Maria, und Ihr, Brandon.« Kam es darauf an? Jeder andere hätte es auch sein können. Es wären keine Pflichten damit verbunden, wenn das Kind erst älter würde.
    »Name?«
    »William«, sagte ich. Ein guter englischer Name.
    »Ich taufe dich, William, im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.« Wasser rieselte über die weiche Stirn.
    Schnell jetzt; wickelt ihn warm ein, haltet ihn neben das Kohlenbecken, gebt ihm warme Milch. Ein Wunder, wenn er überlebt. Herr Jesus, ich bitte Dich um ein Wunder.
    Prinz William starb sieben Stunden später. Als Katharinas Milch kam, war das Kind schon seit zwei Tagen unter der Erde, und sein kleines Taufkleid war sein Totenhemd.
    Will:
    Die Nachricht erreichte uns in jenem Winter: Unser König hatte wieder einen Sohn verloren. Die Menschen fingen jetzt zum ersten Mal an, sich Sorgen zu machen und zu beten. Ihr König war seit fünf Jahren verheiratet und noch immer kinderlos.
    Heinrich VIII.:
    Ich ging zu Katharina, und wir trösteten einander. Ich bemühte mich, all die furchtbaren Zweifel hinter mir zu lassen. Ich nahm mir vor, nie wieder mit ihr zu streiten oder ihr Schmerz zuzufügen. Ich bereute zutiefst, dass ich die Grausamkeiten ausgesprochen hatte, die ich ausgesprochen hatte – vor allem, dass mir das böse Wort »Scheidung« über die Lippen gekommen war wie ein Fluch.
    Katharina empfing von neuem. Es war eine glückliche Weihnacht für uns in England und auch, so hoffte ich, für Königin Maria und König Ludwig von Frankreich.

XXIV
    D ie letzten paar Monate hatte ich mich mit zutiefst privaten Sorgen und Hoffnungen beschäftigt. Aber das alles endete am Neujahrstag, als staatsmännische Angelegenheiten meine ganze Aufmerksamkeit erforderten. Denn an diesem ominösen ersten Tag des Jahres 1515 starb König Ludwig. Alle meine sorgsam entworfenen Pläne wurden durch den letzten Hauch eines einzelnen Mannes zum Einsturz gebracht. Franz war jetzt König Franz I. von Frankreich und meine Schwester nicht mehr Königin, sondern Königswitwe und unter dem neuen Regenten politisch so nutzlos wie ein Schweinebauer im Land der Türken.
    Nach französischer Sitte brachte man sie unverzüglich in das Palais de Cluny in der Nähe von Paris. Dort musste sie bleiben, bewacht von Nonnen und zum Zeichen der königlichen Trauer ganz in Weiß verschleiert, bis ihre Monatsregel einsetzte und Franz sicher sein konnte, dass sie keinen Erben im Leibe trug, der ihm den Thron streitig machen könnte. Sie sollte unter dem Namen »La Reine Blanche«, die weiße Königin, bekannt werden, damit man sie von Königin Claude, der regierenden Königin, unterscheiden konnte.
    »Sie halten sie gefangen«, sagte ich grollend zu Wolsey. »Ich will sie – und die Juwelen ihrer Mitgift, und die Hochzeitsjuwelen von Ludwig – aus Frankreich zurückholen. Ich misstraue ihren Absichten.«
    »Sie werden sie nicht freilassen, solange sie nicht sicher sind, dass sie nicht schwanger ist. Das wagt Franz nicht.«
    »Es gefällt mir nicht! Und warum haben wir keine Nachricht von ihr persönlich? All unsere Korrespondenz läuft über den französischen Gesandten.«
    »Ich stimme Euch zu … Es sollte ein Engländer zugegen sein.«
    Ich ging hin und her auf dem weichen türkischen Teppich, den Wolsey mir zu Weihnachten geschenkt hatte. Er hatte darauf bestanden, dass ich ihn auf dem Fußboden ausbreitete, obgleich er aus Seide war. Es gab mir ein Gefühl von Luxus und Macht, auf Seide zu wandeln. »Ihr müsst gehen. Als mein Vertreter. Gebt als Vorwand an, dass wir Franz als König anerkennen wollen. Aber schafft Maria und die Juwelen heraus.«
    »Meine Anwesenheit würde Franz argwöhnisch werden lassen; er würde etwas Wichtiges vermuten. Entsendet lieber den Herzog von Suffolk. Er ist als Freund der Königswitwe bekannt, und auch als Genosse Eurer Majestät, und, mit Verlaub … er ist nicht aus dem Holz, aus dem man Intriganten schnitzt.« Er erinnerte mich höflich daran, dass Charles Brandon nicht eben ein Mann von Witz und Bildung oder wenigstens

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