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Ich, Heinrich VIII.

Ich, Heinrich VIII.

Titel: Ich, Heinrich VIII. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret George
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Zeit zur Ehre gereichen wird«, verkündete er. Man legte mir ein zierliches Besteck vor, Messer und Gabel mit perlmutternem Griff, und stellte mir auch ein Krüglein mit schaumiger Sahne hin, mit der ich die Frucht beträufeln sollte.
    Sie war saftig – süß und frisch, mit einem Hauch von Säure, der ihr gerade die rechte Würze verlieh.
    »Just wie meine Königin«, antwortete Franz, als ich ihm dies sagte – auf französisch. Sein Englisch war schlecht, und so bedienten wir uns in der Konversation des Französischen. »Ihr müsst auch für Eure liebreizende Königin eine Frucht oder eine Blume züchten lassen«, schlug er vor.
    Blanke Falschzüngigkeit, wie seine späteren ungalanten Bemerkungen über Katharina deutlich werden ließen.
    Wir waren umgeben von unseren Höflingen, die absichtlich bunt durcheinander gemischt zusammen an den langen Tafeln saßen. Nachher würden sie auch zusammen tanzen, die Herren und die Damen. Auf und ab schien man munter zu plaudern.
    »Ich höre, Ihr seid ein bewundernswerter Tänzer«, sagte Franz. »Es muss ein englisches Talent sein. Denn Eure liebreizenden Damen, die im Kielwasser der überstürzten Abreise der Königswitwe an meinem Hofe geblieben sind … ah, sie tanzen, als sei es ihre Profession!«
    Ein paar unwichtige Leute waren in Frankreich geblieben, als Maria mit Brandon geflohen war. Aber was scherte das mich? Ich brauchte sie nicht.
    »Welche Tanzschritte bevorzugt Ihr?«, bedrängte er mich. »Ich werde meinen Musikanten die entsprechenden Anweisungen geben.«
    »Ich kann alles tanzen. Es ist ohne Bedeutung, womit wir beginnen.«
    »Ein Monarch ohne Bescheidenheit!«, rief er aus. »Wie erfrischend!«
    Während die Tafeln aufgehoben wurden, sammelten sich die Musikanten am hinteren Ende der Halle. Es waren weniger als bei einem englischen Ensemble, aber ich erwartete, dass sie dennoch gute Musik machen würden.
    Katharina und ich sollten den ersten Tanz eröffnen, nach einem Alhambra-Rhythmus, der in Spanien getanzt wurde. Sie kannte diese Melodien noch aus ihrer Kindheit und wusste noch immer sich nach ihnen zu drehen und zu schreiten.
    Die Gesellschaft applaudierte pflichtschuldig. Dann führte Franz mit seiner Königin einen langsamen, würdevollen Tanz vor.
    Nunmehr konnten Claude und Katharina sich zur Ruhe setzen; Franz und ich hatten unseren Gemahlinnen die Ehre gegeben und durften jetzt mit anderen tanzen.
    Franz führte eine Frau zu mir. Ich hatte sie in der Gesellschaft der Franzosen gesehen und sprach sie deshalb sogleich auf französisch an. Franz korrigierte mich.
    »Sie ist eine der Euren, mon frère.« Mit leichter Hand berührte er ihre nackten Schultern. »Eine Engländerin. Mary Boleyn.«
    Die Lady verneigte sich. Sie trug ein maigrünes Kleid, wie ich mich erinnere, dass um Schultern und Brüste gerafft war. Ihr Haar war von jener Honigfarbe, die mich stets in Erregung versetzte, ob sie mir in einem Stoff begegnete, in einem Haarschopf oder in der Sonne, wenn sie in ein Zimmer strahlte. Es war meine Schwäche. Woher wusste Franz das?
    Ich tanzte mit ihr. »Eine Engländerin, die ausgerechnet am französischen Hofe Zuflucht genommen hat?«, fragte ich leise. Sie folgte mir in jeder Bewegung, wie keine Engländerin dies je getan hatte. Es war zugleich aufreizend und verführerisch. »Wie viele von Euch sind hier?«
    »Nicht viele«, antwortete sie. »Meine Schwester Anne ist darunter.«
    Ich sah in die Runde, um meiner Neugier Ausdruck zu geben. In Frankreich, das hatte ich schon gemerkt, war alles indirekt, sogar die Fragen.
    »Sie ist zu jung, um hier zu sein. Sie steckt ihr Haar noch nicht hoch. Ein wildes Geschöpf, sagte unser Vater.«
    »Vielleicht wird Frankreich sie bändigen.«
    »Das hofft auch mein Vater. Tatsächlich aber bändigt Frankreich die Keckheit nicht, es macht sie nur raffiniert.«
    Was das bedeutete, war klar. Ich nahm das Angebot an. »Wenn wir nach England zurückkehren, würde es uns gefallen, Euch zugegen zu wissen«, sagte ich.
    Ein Satz. So viel einfacher als die ungeübte Zappelei mit Bessie.
    »Wenn Ihr es wünscht«, sagte sie und sah mich an. Sie berührte mich nicht.
    Das ließ mich nur noch mehr entbrennen. Sie war eine geschickte Kurtisane.
    Denn eine Kurtisane war sie. Inzwischen erkannte ich eine, wenn ich sie sah. Diese hier war von Franz auf Hochglanz poliert worden. Ob er sie wohl genossen hatte? Was hatte er sie gelehrt?
    Ich hatte nach der Affäre mit Bessie den Entschluss gefasst, mich nicht mehr mit

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