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Ich, Heinrich VIII.

Ich, Heinrich VIII.

Titel: Ich, Heinrich VIII. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret George
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äußerst missmutig und verstimmt.
    »Kostümiert oder nicht, du wirst dich nicht verkriechen, Will. Zu viel müßiges Volk will unterhalten sein; es bricht sonst Streit aus. Du weißt, dass es ein Problem ist, die Menschen zu lange einzusperren. Es verwandelt sie in Beeeeestien.« Ich zog den Bauch ein, denn der Schneider wollte mir mein Kostüm für die Maske anmessen. Es sollte ganz aus silbernem Brokat sein, Maske und Mantel dazu passend.
    »Nun?«, fragte ich den Schneider.
    »Sechsundvierzig Zoll, Euer Gnaden.«
    Das waren fünf Zoll weniger als vor genau einem Jahr. Aber immer noch elf Zoll mehr, als mein Leibesumfang in meiner Jugend betragen hatte. Noch einige harte Monate der körperlichen Ertüchtigung – kraftförderndes Baumstammwerfen und Ringen und Reiten: Das dürfte genügen. Auch wenn ich im Juni fünfzig werden würde.
    Ich wartete, bis der Schneider gegangen war, und wandte mich dann an Will. »Ich erwarte, dass du dich umgänglich zeigst. Gott weiß, es gibt genug, worüber du dich lustig machen kannst. Da ist der Papst und seine geile italienische Familie. Da ist Karl und seine wachsende Frömmigkeit, die eher Wahnsinn zu nennen wäre. Da ist Franz und seine Jagdbesessenheit. Und die jämmerlichen Reformer mit ihren zunehmenden Ketzereien …«
    Will stand auf, und seine Augen waren flach und hart. »Bei Gott, ich kann es nicht!«, fauchte er. »Nichts davon ist komisch – oder bist du schon so blind, dass du nichts mehr siehst, so unmenschlich, wie deine Feinde dich malen? Der Papst ist nicht mehr Klemens, ein schwacher, gehetzter, degenerierter Italiener, wie es dir passen würde, sondern Paul, ein entschlossener, kämpferischer Soldat in diesem Religionskrieg. Denn es ist ein Krieg, und zwar nicht mehr nur ein Krieg der Pamphlete und Traktate. Die Kirche kämpft um ihre nackte Existenz, und die Front ist abgesteckt – sie verläuft mitten durch Deutschland. Papst Paul gedenkt, diese Demarkationslinie zurückzuschieben, Deutschland und Frankreich zurückzugewinnen, die Protestanten womöglich vom Kontinent zu verdrängen. Paul ist nicht Klemens. Er ist der Führer einer Gegenreformation. Cromwell hatte Recht, weißt du. Es ist in der Tat ein regelrechter Krieg. Es gefällt dir, im Papst einen Hanswurst zu sehen, den du besiegt hast. Aber der Alte Glaube ist zu einem erbitterten Kampf um sein Leben fähig, und er sammelt seine Streitkräfte. Reginald Pole und die Pilgerschaft der Gnade waren nur ein vorläufiges Donnergrollen.«
    Ich grunzte. Schön, Paul iii. war tatkräftiger als Klemens vii. Eine Seeschildkröte ist beweglicher als eine Landschildkröte. Aber beide sind Schildkröten.
    »Karl ist fromm geworden, das stimmt«, fuhr Will fort. »Aber wenn er sein eigenes Begräbnis proben lässt – ist das Wahnsinn? Oder sind gewöhnliche Menschen wahnsinnig, wenn sie es nicht tun? Wir wissen alle, dass wir sterben werden. Gleichwohl versäumen wir, unser Testament zu schreiben, versäumen wir, uns einen Sarg zimmern zu lassen. Antworte mir, Hal: Ist dein Letzter Wille zu Papier gebracht und bezeugt worden?«
    »Noch nicht. Ich will nicht, dass eitle Menschen glauben, sie brauchten mir nicht länger wohlgefällig zu sein! Sie sollen nur warten, ehe sie meine Pläne erfahren!«
    »Aha. Und weißt du, wo du bestattet werden wirst? Du bist ein König. Was für ein Grab willst du haben? Hättest du nicht wenigstens schon den Marmor für die Statuen auswählen und einen Bildhauer bestellen müssen? Oder vertraust du darauf, dass das Schicksal dich vornehm bestatte?«
    »Ich werde an der Seite der Königin Jane bestattet werden«, erwiderte ich. »Und was all die Vorkehrungen für großartige Grabstätten angeht – Wolsey liegt nicht da, wo er es geplant hatte. Ich selbst werde in seinem Sarkophag liegen. Was nützt alles Planen?«
    Will zuckte die Achseln. »Franz wird von der Franzosenkrankheit aufgezehrt. Der Arme – seine einzige Ablenkung und Freude liegt in der Jagd. Die Freuden der Frauen kann er jedenfalls nicht mehr genießen. Findest du das spaßig? Dass seine Lenden und seine Männlichkeit bedeckt sind von Geschwüren und offener Fäulnis?«
    »Wenn er die Freuden der Frauen nicht mehr genießen kann, so kommt das, weil er sie zuvor im Übermaß genossen hat. Es gibt Leute, die behaupten, ich hätte ebenfalls die Franzosenkrankheit«, schnaubte ich. »Sie lügen.«
    »Dann stelle dich vor der großen Gesellschaft, die hier zusammenkommt, zur Schau und bringe diese Gerüchte zum

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