Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich, Heinrich VIII.

Ich, Heinrich VIII.

Titel: Ich, Heinrich VIII. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret George
Vom Netzwerk:
Unterschied im Alter besteht, gibt es meist auch einen ebenso großen Unterschied im Reichtum.«
    Ich lächelte und merkte nicht, wovon er sprach. O Narr!
    Will:
    Ich versuchte, es ihm zu sagen, aber er war taub und blind. Und, oh! die kichernden Bemerkungen über seine Männlichkeit, und wie sie so beschäftigt sei – er redete wie ein schmutziger kleiner Junge. Ich schämte mich seinetwegen, auch wenn er nicht mehr Verstand genug hatte, sich selbst dafür zu schämen.
    Was seine Behauptung angeht, die Leute dächten, er habe die Franzosenkrankheit: Das stimmt einfach nicht. Wolsey hatte man bezichtigt, die Franzosenkrankheit zu haben und zu versuchen, andere damit anzustecken, »indem er ihnen in die Ohren blies«. Es ist bezeichnend für den Zustand der Kirche in England zur damaligen Zeit, dass niemand es für merkwürdig oder unwahrscheinlich hielt, dass ein Kardinal einer solchen Krankheit zum Opfer fallen könnte.
    Zwar wurde Wolsey wegen seines böswilligen Anschlags angeklagt, aber das Parlament dankte Gott, dass es Ihm gefallen habe, den König vor der angeblichen Krankheit des Kardinals zu bewahren. »Sein alleredelster königlicher Leib ward gerettet«, hieß es.
    Übrigens, die Franzosenkrankheit, alias die »Großen Pocken«, alias der Morbus Galliens, hat in letzter Zeit noch einen Namen bekommen: Syphilis. Irgendeine empfindsame Seele hat ein Gedicht über einen Schäfer geschrieben, der Apollo beleidigte und dafür mit dieser Krankheit geschlagen wurde. Der Name des Schäfers war Syphilis. Jetzt wollen die Leute die Krankheit auch so nennen. Als ob ein hübscher Name etwas an ihrer scheußlichen Natur ändern könnte!
    Aber Euch berühren solche Dinge natürlich nicht.

XCVI
    Heinrich VIII.:
    I ch beriet mich mit meinem Hofzeremonienmeister William Hobbins über die Feste, die gefeiert werden sollten.
    »Beim Gral, da haben wir genug zur Auswahl«, brummte er und besann sich hastig. »Beim Gral« war ein Papistenfluch, ebenso wie »beim Sakrament«. Das Letztere verschliff man seit einer Weile zu »Sapperment«, aber damit täuschte man niemanden. War dieser Mann also ein heimlicher Anhänger Roms? Will hatte Recht: man konnte nirgends sicher sein.
    »Wir sollten uns für die entscheiden, die für große Massen am besten geeignet sind. Es kommt ganz England, so scheint es. Habt Ihr gewusst, dass der Klanshäuptling Donald, Lord von den Inseln, seinen Neffen herschickt?«
    »Ich habe gehört, sie trinken dort Blut«, sagte er. »Das sind immer noch Heiden, wisst Ihr.«
    »Unsinn.« Ich freute mich auf das Zusammentreffen mit diesem Mann. Ich hatte noch nie einen echten Hochlandschotten gesehen, noch nie mit einem gesprochen. Dieser lag im Zwist mit den Tieflandschotten, die meine Feinde waren. Der Feind meiner Feinde ist mein Freund. Eine gute alte Redensart.
    »Hier ist eine Liste möglicher Unterhaltungen.« Er legte mir ein Pergament mit säuberlich eingetragenen Kategorien vor.
    Mühevoll stellten wir ein Programm auf, welches verhindern würde, dass rund fünfzehnhundert Männer und Frauen nichts zu tun hatten. Wenn wir keines aufstellten, würde der Teufel es tun.
    Um die Dezembermitte kamen die Ersten an. Sie waren so neugierig auf den Palast und aufeinander, dass dies an sich sie schon beschäftigte. Mit jedem Tag nahm ihre Zahl zu, und als ich am zwanzigsten Dezember in meinem Privatgemach aus dem Fenster blickte, sah ich, dass jeder Schornstein von Hampton Court rauchte. Überall im Innenhof erhoben sich Rauchwolken in Reih und Glied wie Soldaten, und Seitenhöfe stellten hoch in der Luft flankierende Regimenter.
    »Morgen fängt alles an«, sagte ich leise zu Catherine, der schönen Catherine, die auf meinem Bett lag. Ihr Nachtgewand aus silbrigem Satin warf den Schein der tanzenden Flammen zurück, die in meinem Kamin züngelten; nur süß duftende Scheite wurden hier verbrannt.
    »Ein königliches Weihnachtsfest«, sagte sie schläfrig. »Was schenkst du mir?«
    Was für ein Kind sie war! Aber ich würde sie nicht enttäuschen. Ich hatte ein Geschenk für sie, das dem ganzen Reich den Atem verschlagen würde. »Geduld, meine Süße.« Es machte mir Spaß, sie auf die Folter zu spannen. Auch im Bett zwang ich sie oft zur Geduld, ließ sie in einem Schwebezustand warten, bis explosiv die höchste Erlösung kam. Erst wenn ich es erlaubte, durchfuhr sie das letzte Erschauern, nach dem sie gierte, sobald sie das erste verspürte.
    Sie zog einen Schmollmund. »Kannst du nichts

Weitere Kostenlose Bücher