Ich, Heinrich VIII.
seinesgleichen dürfen bei Hofe nicht mit dir zusammen gesehen werden.«
Sie ließ sich in die Kissen zurückfallen und zappelte wie ein Silberfisch. »Ich habe ihn fortgeschickt«, gähnte sie. »Er wird zweifellos wieder zum Piratenleben zurückkehren.«
»Wie es ein Liebhaber mit gebrochenem Herzen zu tun pflegt. Hat er ein gebrochenes Herz?« Die Frage klang beiläufig.
»Er hat überhaupt kein Herz. Und wenn doch, dann ist es schwarz.«
Sie lachte, selber eine Zigeunerin, wie sie so auf den Kissen lag. Jetzt streckte sie mir die Arme entgegen, einen Ausdruck grenzenlosen Sehnens und Verlangens auf dem Gesicht. Ich sah, wie sie mich liebte, mich begehrte. Ihr junges, faltenloses Gesicht spiegelte die Lust in ihrer reinsten Form. Da – bewies das nicht zur Genüge, wie sehr es sie nach mir verlangte?
Unter ihrem samtenen Gewand trug sie Spitzenunterwäsche aus Seide und nochmals bestickter Seide. Sie war warm von ihrer Körperwärme, fast wie ein Lebewesen, als ich sie von ihr abstreifte. Endlich lag sie nackt vor meinen Augen. Ihr Bauch war so flach und straff, dass ich ihn mit ihrem Herzschlag vibrieren sah, wie die Haut auf einer Trommel vibriert.
Ich schämte mich nicht, mich vor ihr auszuziehen und zu entblößen. In früheren Jahren hatte man mich einen Apollo genannt, mich mit einem olympischen Athleten verglichen, und ich war dabei, mir diesen Körper wieder zu erarbeiten – dank meinen täglichen Übungen im Reiten, im kraftfördernden Werfen dicker Balken und – in der heimlichen Zurückgezogenheit meines Privatgemachs – im Gewichtheben. Als sie mit geschickten Fingern mein leinenes Unterhemd zurückstreifte, da wollte ich, dass sie mich sah. Ich wollte mich ihr darbieten, ein Opfer meiner Liebe.
Sie zog das Leinenhemd herunter, und wir waren Mann und Frau, nackt wie Adam und Eva. Sie strich mit der Fingerspitze (mit roter Farbe lackiert; war auch das ein Geschenk des Piraten?) über meine Brust, in der Mitte zwischen meinen Schultern und meinen Brustwarzen. Der Finger zog eine Spur von Gänsehaut hinter sich her.
»Du hast eine so breite Brust«, sagte sie verträumt. »Noch einmal halb so breit wie ein Gardesoldat.«
Ich schaute auf sie hinunter. In die Kissen geschmiegt, teilweise nur halb sichtbar in der Federmatratze, die sie einhüllte, sah sie aus wie eine geschmeidige, wollüstige Schlange. Sie war nicht Eva. Sie war die Schlange.
Ich wollte eins mit ihr sein. Ich lechzte danach, mit ihr zu verschmelzen. »Catherine«, murmelte ich und sog ihren Mund in den meinen. »Weib.«
Sie bog sich mir entgegen, presste ihr glattes, parfümiertes Fleisch gegen meinen ungeschmückten, natürlichen Leib. Wir trafen uns, wuchsen zusammen.
Sie warf die Beine um meinen Körper. Sie fühlten sich an wie warme Schlangen, die sich um mich wanden, mich fesselten. Ihr Geschlecht war offen und erwartete mich feucht. Es bestand aus so vielen Schichten, aufgeblättert wie das zarte Herz einer Blüte mit seinem tiefen, dunklen Kern. Mit einem Freudenschrei stürzte ich mich in diesen Kern und ertrank in Ekstase.
Das war die poetische Beschreibung. Soll ich es jetzt mit schlichten Worten schildern, wie sie vor einem Gericht gefordert würden? Denn als ich dies schrieb, fühlte ich zuerst Widerwillen, dann Zorn. Ich schreibe aus einer Sicht und mit einem Wissen, wie ich es damals nicht besaß. So war dies die Version des Düpierten, so gut ich sie nachzuempfinden vermochte, wenngleich es mich in der Kehle würgt, mich daran zu erinnern. Jetzt aber wird man die wahre Version erhalten, überschattet von späterem Wissen.
Da lag sie, die Hure, gesalbt und geölt, und sie behexte mich. In ihrer Gegenwart und angesichts ihrer Darbietungen glaubte ich mich ersehnt und verehrt, und als ich in sie eindrang, glaubte ich uns vereinigt, glaubte ich eine Frau zu haben. Sie bewegte sich mit mir, erwiderte jede meiner Bewegungen, erschauerte, als wäre sie ins Paradies entrückt, und ich stürzte mich in ihre Person, ließ mich von ihren Tiefen verschlingen, entbrannte in meiner Liebe und fühlte sie zittern, erschauern und dann zucken in der Erlösung. Sie stieß seltsame Schreie aus, und ich fühlte den pulsierenden Druck, der in Wellen aus ihren innersten Tiefen kam. Mein Samen war überall hervorgesickert, hatte uns beide benetzt und unserer Liebe seinen klebrigen Segen gegeben. Ich lag auf ihr und genoss das Pulsieren und die Ergüsse. Ich fühlte das letzte matte Rinnen und Quellen aus meinem Organ und ihrem
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