Ich, Heinrich VIII.
mehrmals bei mir gelegen, manchmal in Wams und Hose und zwei- oder dreimal nackt, aber nicht so nackt, dass er ganz unbedeckt war, denn er hatte immer mindestens sein Wams an, und wenn ich recht überlege, auch seine Hose; nackt aber, meine ich, wenn er die Hose ablegte.‹«
Sie erinnerte sich an jede Einzelheit und schwelgte noch darin! Gütiger Gott! Und das Wams hatte er anbehalten – ich erinnerte mich an unsere Hochzeitsnacht, da sie mich desgleichen hatte tun lassen … es hatte sie erregt …
Ich glaubte den Gipfel der Agonie erreicht, aber jeder Tag brachte neue Höhepunkte, und dieses Geständnis mehr als jeder andere. Ich würde es lesen, lesen und sterben. Und dann wäre ich fertig mit dem Tode, wie ich schon mit dem Leben fertig war.
Es war an mich adressiert. Also hatte sie mir endlich doch noch einen Brief geschrieben.
Ich, Euer Gnaden jämmerlichste Untertanin und übelstes Scheusal auf der Welt, bin nicht würdig, mich Eurer unvergleichlichen Majestät zu empfehlen, und so will ich nur in aller Unterwürfigkeit meine Missetaten gestehen.
Zwar habe ich für meinen Teil keinen Grund geboten, mir gnädig zu sein; doch ist es ja Eure Gewohnheit, auch allen anderen Menschen ganz unverdiente Gnade zu gewähren, und so bitte ich Euch auf Händen und Knien um einen kleinen Teil von derselben, wiewohl ich unter allen Geschöpfen dasjenige bin, welches am unwürdigsten, Euer Weib oder Eure Untertanin genannt zu werden.
Meinen Schmerz kann mit Buchstaben ich nicht ausdrücken; gleichwohl vertraue ich darauf, dass Eure allerbarmherzigste Natur wird Rücksicht nehmen auf meine Jugend, meine Unwissenheit, meine Schwachheit, das demütige Geständnis meiner Missetaten und die offene Darlegung derselben, mit der ich mich ganz und gar Euer Gnaden Mitleid und Barmherzigkeit anheim gebe.
Zum Ersten erlaubte ich, ein kleines Mädchen nur, dem Manox auf seine schmeichelnden und schön klingenden Überredungen hin zu mehreren Malen, die verborgenen Teile meines Körpers zu berühren und damit zu spielen, was sich aber mir nicht zu erlauben und ihm nicht zu erbitten geziemte.
Auch Francis Dereham machte mich durch mancherlei Überredungskunst zu diesem bösen Zwecke gefügig und vermochte mich erst, mit Wams und Hose auf seinem Bette zu liegen, hernach in seinem Bette, und schließlich lag er nackend mit mir und gebrauchte mich zu verschiedenen Malen, wie ein Mann seine Ehefrau gebraucht; wie viele Male aber, das weiß ich nicht.
Unsere Gemeinschaft endete beinahe ein Jahr, bevor des Königs Majestät mit der Lady Anna von Kleve vermählt ward, und dauerte überhaupt nicht länger als ein Vierteljahr oder wenig mehr.
Nun, da Eurer Majestät die ganze Wahrheit offenbart worden, flehe ich Euch in aller Demut an, zu bedenken, wie süß die Überredungskunst der Jünglinge und wie groß die Unwissenheit und Schwachheit der Mägdelein.
So sehr sehnte ich mich nach Euer Gnaden Gunst, und so blind war ich vom Verlangen nach weltlicher Pracht, dass ich nicht den Anstand noch die Fähigkeit besaß, zu bedenken, welch großer Fehler es war, meine früheren Fehler vor Eurer Majestät zu verbergen, auch wenn ich die Absicht hatte, fortan und mein Leben lang Eurer Majestät treu und ehrlich wollte sein.
Gleichwohl stand mir das Betrübliche meiner Missetaten immer vor meinen Augen angesichts der grenzenlosen Güte Eurer Majestät gegen mich, die immer noch zunahm und nicht abnahm.
Nunmehr überlasse ich mich mit all meinen Missetaten Eurer Majestät gütigen und barmherzigen Gnade, auf dass nicht die Gesetze Eurer Majestät ein Urteil fällen, sondern nur Eure grenzenlose Güte, Barmherzigkeit und Gnade – ohne welche ich, wie ich wohl zugeben muss, der allerhärtesten Bestrafung würdig wäre.
Sie log! Sie log sogar hier, noch in ihrem »ehrlichen« Geständnis log sie. Wo war hier die Rede von Culpepper, he? »Fortan und mein Leben lang treu und ehrlich«. Die Frechheit, der dreiste Täuschungsversuch noch in ihren kriecherischen Sätzen, offenbarte, dass sie von Culpeppers Verhaftung noch nichts wusste. Ihre Doppelzüngigkeit verschlug mir die Sprache.
Meine ganze Liebe zu ihr endete in diesem Augenblick. Ich sah sie ganz und gar als das, was sie war.
Ich nickte Cranmer zu, der neben mir stand, den Tränen nah.
»Ich danke Euch. Ihr habt Eure Sache gut gemacht«, sagte ich zu ihm. »Ein treuer Diener ist nicht einer, der sich auf jede erfreuliche Aufgabe stürzt, sondern einer, der es auf sich nimmt, die Bürde
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