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Ich, Heinrich VIII.

Ich, Heinrich VIII.

Titel: Ich, Heinrich VIII. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret George
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Culpepper,
    ich empfehle mich Euch von Herzen und bitte Euch, sendet mir Nachricht, wie es Euch ergeht. Man sagte mir, Ihr seid krank, was mir gar große Bangnis bereitet, bis ich von Euch höre, und so bitte ich, sendet mir Nachricht, wie Ihr Euch befindet. Denn nie habe ich etwas mehr ersehnt als dies, Euch zu sehen und mit Euch zu sprechen, was aber hoffentlich bald geschehen wird.
    Dieses tröstet mich sehr, wenn ich daran denke, und wenn ich wiederum daran denke, dass Ihr noch einmal von mir sollt getrennt sein, so bricht es mir das Herz, zu sehen, welches Schicksal ich habe, dass ich nicht immerfort in Eurer Gesellschaft kann sein.
    Ich vertraue immer darauf, dass Ihr halten werdet, was Ihr mir versprochen, und auf diese Hoffnung vertraue ich weiter und bitte Euch, zu mir zu kommen, wenn die Lady Rochford ist bei mir, denn dann kann ich Euch am besten zu Gebote stehen.
    Ich danke Euch auch, dass Ihr versprochen, dem armen Burschen, meinem Diener, Eure Güte zu erweisen, denn dies schmerzt mich auch, dass ich mich von ihm muss trennen, weil ich doch dann niemanden weiß, den ich noch zu Euch zu schicken wage; und deshalb bitte ich Euch, behaltet ihn bei Euch, damit ich einmal von Euch höre.
    Ich bitte Euch, gebt mir ein Pferd für meinen Diener, denn es macht mir große Mühe, eines zu bekommen, und deshalb bitte ich, schickt mir eines durch ihn, und so bleibe ich, wie ich schon gesagt, und verabschiede mich von Euch; ich hoffe Euch bald wieder zu sehen und wünschte, Ihr wäret hier bei mir, so könntet Ihr sehen, welche Mühe ich mir mache, Euch zu schreiben.
    Die Eure, solange ich lebe
    Catherine
    Noch eines habe ich vergessen, nämlich dass Ihr meinen Diener heißen sollt, hier bei mir zu bleiben, denn er sagt, was Ihr ihn heißet, das wird er tun.
    Catherine. Ihre hektischen, wirrköpfigen »Arrangements«. Dies konnte keine Fälschung sein; allzu vollkommen spiegelte es ihre Persönlichkeit wider.
    Es bricht mir das Herz, zu sehen, welches Schicksal ich habe, dass ich nicht immerfort in Eurer Gesellschaft kann sein …
    Das »Schicksal«, das die beiden trennte und »ihr das Herz brach«, war ich, meine Anwesenheit, meine Existenz.
    Oh, warum durchbohrte es mich so glühend heiß, dies zu erkennen, es in seiner vollen Bedeutung zu schmecken? Warum ließ die volle Bedeutung – dass sie nämlich eine Ehebrecherin und eine Verräterin war – den Schmerz dieser kleinen, kleinlichen Einzelheiten nicht zurücktreten? Gerade diese Kleinigkeiten hatten die spitzesten Stacheln …
    … denn nie habe ich etwas mehr ersehnt als dieses, Euch zu sehen und mit Euch zu sprechen …
    Hatte ich so etwas nicht vor langer Zeit an Anne geschrieben – fast die gleichen Worte; wie hatte ich es noch gesagt? »Eure Abwesenheit bereitet meinem Herzen den größten Schmerz, wie weder Zunge noch Feder ihm Ausdruck verleihen können«?
    Catherine hatte also das gleiche wahnsinnige Verlangen nach Culpepper.
    Nein, bei ihr war es nicht so dauerhaft. Es war bloße Wollust und kein Zauber.
    Die Eure, solange ich lebe, Catherine …
    Mir hatte sie noch keinen einzigen Brief geschrieben.
    »Danke, Cranmer«, sagte ich langsam. »Ich glaube, am besten geht Ihr jetzt zu ihr und nehmt ihr das Geständnis ab.«

    Am nächsten Tag, während ich auf Nachricht von Cranmer wartete, erhielt Will eine Nachricht von Lady Baynton, Catherines verheirateter Schwester.
    »Dereham tat, was er tat, gewaltsam«, erklärte sie, wenn auch in weniger unumwundenen Worten. So erreichte mich der Widerruf noch vor der eigentlichen Aussage.
    Wie gut es zu Catherine passt, dachte ich. Sie hat etwas gesagt und will es nun zurückziehen – wie ein Kind, das sich auf dem Sommerjahrmarkt irgendwelchen Tand aussucht. »Ich möchte dies – nein, lieber das.« Aber die Zeit des Tanzens war vorüber.
    Endlich kam Cranmer, so nervös, dass er zitterte. »Es ist geschehen«, murmelte er. »Sie hat ein Geständnis abgelegt. Nehmt es.« Er hielt es mir entgegen; die scheußliche Aufgabe war erfüllt.
    »In welchem … Zustand war sie?« Oh, erzähle mir von ihr – was hatte sie an, wie sah sie aus? Gütiger Jesus, liebte ich sie denn immer noch? Fast hätte ich ausgespuckt.
    »Sie war von Sinnen vor Jammer und Schmerz.«
    Schauspielerei! Wie sie mir die ganze Zeit nur etwas vorgespielt hatte. Aber wenn sie sich nun geändert hatte …? Nein, unmöglich. »Was sagte sie über Dereham?«
    Cranmer schlug widerstrebend seine Notizen auf. »Über Dereham sagte sie: ›Er hat

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