Ich, Heinrich VIII.
als seinen Rivalen ansah und vor dem er widerstrebend zurückstehen musste. Dennoch behauptete er: »Wenn der König tot wäre, könnte ich sie sicher heiraten.«
Wenn der König tot wäre. Er hatte sich meinen Tod vorgestellt, ihn herbeigewünscht. Schlimme Absichten und Bosheit im Herzen. Und dann – hatte er sich um eine Stellung in Catherines Haushalt beworben. Ein klarer, offensichtlicher Beweis für seine bösen Absichten.
Die Herzogin hatte seine Bitte unterstützt. Auch sie hatte einen Teil an all dem. Sie steckte mit ihnen unter einer Decke.
Culpepper war weniger unterwürfig und entgegenkommend als Dereham, als er vorgeführt wurde. Es war offenkundig, dass es ihm zuwider war, die Bühne mit einem Gemeinen wie Dereham zu teilen. Aber in einer Aufwallung von Stolz sprudelte er hervor, dass sie sich auf der ganzen Staatsreise immer wieder heimlich getroffen hatten, immer mithilfe von Lady Rochford, und immer auf Catherines hitziges Beharren hin. Und es sei seine »volle Absicht und sein Wille gewesen, mit der Königin Böses zu tun, wie auch die Königin gesonnen, es mit ihm zu tun«.
Damit und mit der bedenkenlosen Lässigkeit, die sein Kennzeichen war, warf er sein Leben weg, und Catherines dazu. Jetzt konnte es keine Gnade mehr geben, für keinen von ihnen. Es war ein Nest von Verrätern, die in den königlichen Gemächern gehockt, ihre Ränke geschmiedet und mir Krankheit und Hilflosigkeit an den Leib gewünscht hatten: Dereham, indem er eine Stellung in Catherines Haushalt gesucht hatte, und Culpepper in günstiger Nähe zu mir, um mir zu »dienen«. Ja – um mir Gift anzudienen, wie er es im März getan hatte, als ich so heftig erkrankt war. Nicht von Gott war diese Krankheit gekommen, sondern von Menschenhand im Dienste des Satans. Ich war niedergestreckt worden und beinahe gestorben, nur damit ihm die Leibesfreuden meines Weibes zugänglich würden.
Sterben. Diese Werkzeuge des Bösen mussten sterben.
Am zehnten Dezember wurden sie aus dem Tower geholt und nach Tyburn geschafft, wo die Gemeinen gehenkt wurden.
Der Geheime Staatsrat hatte mir zu bedenken gegeben, dass Culpeppers Verbrechen »so überaus abscheulich« gewesen sei, dass es eine ungewöhnliche Hinrichtung rechtfertige, trotz seiner Bitte um die Gnade der Enthauptung.
Culpepper. Der hübsche, lüsterne Bursche, den ich geliebt hatte, wie man nur einen Spitzbuben liebt. Die Schlange, die ich an meinem Busen genährt und vor den Strafen für die eigenen Sünden und Torheiten bewahrt hatte. Er hatte die Frau eines Wildhüters vergewaltigt und dann einen der Dörfler ermordet, die versucht hatten, ihr beizuspringen. Damit hatte er die Todesstrafe verdient, aber seine Schönheit und seine Reden hatten mich geblendet, und ich hatte ihn deshalb begnadigt. Damit hatte ich einen Fehler begangen. Er hatte geglaubt, nun in seinen Übeltaten fortfahren zu dürfen, statt sie bereuen zu müssen. Indem ich eine Gnade gezeigt hatte, die fehl am Platze gewesen war, hatte ich ein Ungeheuer erschaffen.
Der Verrätertod: so qualvoll, wie menschlicher Erfindungsgeist ihn nur ersinnen konnte.
Culpepper hatte ihn verdient. Dennoch schrieb ich auf ein Pergament: »Das Urteil soll vollstreckt werden durch einfache Enthauptung.« Diese Mitteilung schickte ich auf dem schnellsten Wege an die Henker nach Tyburn.
Mochte man mich weichherzig, weibisch nennen. Konnte ich etwas dazu, wenn ich Gewissensbisse verspürte und mich gnädig zeigen wollte?
Weihnachten. Es wurde nicht gefeiert; Catherine saß immer noch gefangen in Syon House, während ich in meinen Gemächern blieb und ihren Brief an Culpepper las und wieder las, bis ich jede Falte im Papier, jeden Tintenklecks kannte. Warum tat ich dies – wie ein Mönch, der den Rosenkranz betete? Warum quälte ich mich so? Wenn ich glaubte, ich könnte mich so gegen den Schmerz der Verletzung unempfindlich machen, so hatte es gerade die entgegengesetzte Wirkung: Ich ließ die Wunde nicht heilen, und durch mein unablässiges Stochern konnte sie sich niemals schließen.
Weitere Ermittlungen, so unerquicklich sie auch waren, förderten noch mehr Verrat zutage. Ich war genötigt, die Herzogin in den Kerker werfen zu lassen, da sie Beweismaterial im Zusammenhang mit Dereham vernichtet hatte; in aller Hast hatte sie seine Truhen geöffnet, seine Erinnerungsstücke zerstört und seine belastenden Briefe verbrannt, kurz bevor meine Kommissare eintrafen, um alles zu beschlagnahmen.
In Wahrheit hatte die ganze
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