Ich, Heinrich VIII.
Howard-Sippe sich verschworen, um mich über den Leisten zu ziehen und Catherines wahren Charakter vor mir zu verbergen, auf dass sie die Macht ergreifen könnten. Sie kannten die kleine Hure als das, was sie war, und hatten sie dennoch ihrem König in die Hände gelegt, nur um ihre eigene Habgier zu befriedigen. Jetzt würden sie den Preis dafür zahlen: In den Tower mit ihnen allen! Sie wurden vor Gericht gestellt und für schuldig befunden, einen ihnen bekannten Hochverrat nicht angezeigt zu haben. Ihr Vermögensbesitz fiel an die Krone, und sie wurden zu lebenslänglicher Kerkerhaft verurteilt. Alle: Catherines geiler Onkel William Howard, ihre Tante Lady Bridgewater und alle ihre Brüder und Schwestern. Etliche von ihnen verschwanden feige ins Ausland. Was Thomas Howard, den Herzog von Norfolk, anging, so schrieb er mir einen öligen Brief:
Mein alleredelster und gnädigster Herr und König, gestern ward mir zur Kenntnis gebracht, dass meine gottlose Schwiegermutter, mein unseliger Bruder und seine Gemahlin und meine lasterhafte Schwester von Bridgewater in den Tower sind gesperrt worden, welches gewisslich geschehen für falsche und verräterische Unternehmungen gegen Eure Königliche Majestät; da ich aber dieses in meinen Gedanken bewege, und außerdem die großen Abscheulichkeiten, begangen von meinen beiden Nichten gegen Eure Hoheit, so gerate ich in die größte Bestürzung, welche je ein armer Teufel hat empfunden, da ich fürchte, dass Eure Majestät nun so oft und von so vielen meiner Sippe falsch und verräterisch ist behandelt worden, dass Euer Gnaden nun ein Missfallen im Herzen gegen mich und all meine Sippschaft möchten fassen und mit Abscheu schon ein Wort von denselben vernehmen. Deshalb, allergnädigster Herr und König, werfe ich mich Euch zu Füßen und flehe Euch in aller Demut an, Euch in Erinnerung zu rufen, dass ein großer Teil dieser Sache ans Licht gekommen dadurch, dass ich Eurer Majestät, wie es meine Pflicht und Schuldigkeit, mitteilte, was meine Schwiegermutter, die Herzogin, zu mir sprach, als Eure Hoheit mich nach Lambeth sandte, um Derehams Truhen zu durchsuchen; sonst nämlich, glaube ich, wäre sie nicht weiter examiniert worden, noch in der Folge auch ihre gottlosen Kinder.
In Anbetracht meines treuen Verhaltens gegen Eure Majestät, und eingedenk der geringen Liebe, welche meine falschen und verräterischen Nichten und meine Schwiegermutter mir immer entgegengebracht, wage ich dennoch zu hoffen, dass Eure Hoheit in ihrem überaus sanftmütigen Herzen kein Missfallen an mir wird finden, denn Gott weiß, dass ich niemals hätte einen Gedanken gehegt, so Euch möchte Anstoß gegeben haben.
Es stimmte: Niemand in der Familie konnte den Herzog leiden, und das sprach jetzt für ihn. Seine gottlosen und verräterischen Nichten – oh, er wusste seine Worte zu setzen und sie tadellos zu beschreiben! Was konnte es Schlimmeres geben, als der Onkel einer Hexe und einer Hure zu sein – es sei denn, man wäre mit beiden verheiratet? Der Herzog sollte nicht mit den Übrigen in den Tower gehen. Ich würde ihn schonen. Aber würde ich auch Catherine schonen? Das fragte sich das Volk, als die Tage vergingen und sie weiterhin in Syon House lebte – unter Bewachung, aber nicht ohne gewisse Annehmlichkeiten. Man hatte ihr die Juwelen genommen, nicht aber ihre Dienerschaft. Sie hatte noch immer vier Damen als Gesellschafterinnen. Sie war nicht vor Gericht gestellt worden, und es war auch noch kein Termin für den Prozess anberaumt. Schon sechs Wochen waren seit der Entdeckung des Verrats vergangen; nach der gleichen Frist hatte Anne Boleyn schon drei Wochen im Grab gelegen, und ich war wieder verheiratet gewesen. Einige schrieben die Verzögerung der Weihnachtszeit zu, andere meinten, sie lasse auf meine noch immer nicht ganz erstorbene Liebe zu ihr schließen. Man schloss Wetten darauf ab, dass sie am Leben bleiben werde, auch wenn ihre Liebhaber als Verbrecher hingerichtet worden waren.
Ein Teil meiner selbst wünschte sich, es möge so sein. Und es gab auch einen Weg, es gab einen Weg … Wenn sie ihre Ehe mit Dereham zugäbe, wenn sie gestehen wollte, dass sie sein Weib gewesen war … Sicher, dann hätte sie sich des Meineids und der Bigamie schuldig gemacht, als sie sich mit mir der Trauungszeremonie unterzog, aber das war kein Verrat – höchstens Verrat an einem Menschenherzen, denn sie hatte auf dem Herzen eines alten Mannes herumgetrampelt. Aber wenn sie bereute und sich als
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