Ich Ich Ich - wir inszenieren uns zu Tode
Film ›Slumdog Millionär‹, wo sie als Latika die Herzen der Zuschauer eroberte. Seit diesem Erfolg dreht die heute 26-Jährige einen Kinofilm nach dem anderen. Ihr neuester heißt ›Planet der Affen: Prevolution‹. Pinto hat ihren indischen Akzent auch für Hollywood nicht abgelegt. Ihre Haut leuchtet. Ihre Augen leuchten. Die Schönheit kommt von innen. Sie wirkt ungeschminkt, nicht gekünstelt, nicht arrogant. Sie ist keine Diva.«
Am Gängelband
Der Umgang von Superstars mit der Presse gleicht dem des Kreml mit der Prawda zu Sowjetzeiten: Vertrauen ist gut, Kontrolle besser. Herausragend in der Rolle der Journalisten-Dompteuse ist Angelina Jolie. Der New York Times gelangen im Jahr 2008 Einblicke in ihre Kunst, die Medien zu manipulieren; zwei Informanten hatten über vertrauliche Verhandlungen zwischen ihr, ihrem Partner Brad Pitt und der Klatschpresse geplaudert. Es ging um Fotos der neugeborenen Zwillinge Knox Leon und Vivienne Marcheline sowie ein Interview. Demnach forderte das Paar schätzungsweise 14 Millionen Dollar und eine positive Berichterstattung – nicht nur im konkreten Fall, sondern auch für die Zukunft. Den Zuschlag bekam die Zeitschrift People . Die Ausgabe, in der das Kinderglück der beiden am 18. August 2008 auf 19 Seiten ausgebreitet wurde, war die bestverkaufte seit sieben Jahren. In dem Interview durften die UN-Botschafterin Jolie und Pitt über ihre Wohltätigkeits-Projekte reden; der von ihnen gehasste Begriff Brangelina taucht darin nicht auf. Ein Sprecher des Magazins dementierte, dass es einen Wohlverhaltens-Deal gebe: Man kaufe wie andere Zeitschriften auch Fotos, lasse sich aber nicht redaktionell hineinreden. Falls das stimmen sollte, handelte es sich um den seltenen Fall einer freiwilligen Unterwerfung.
Fakt ist, dass die Jolie weiß, wie man die Presse benutzt. Einst gab die üppige, stark tätowierte Schauspielerin das böse Mädchen, sprach über ihre Vorlieben für rotes Fleisch, Spielchen mit dem Messer, Sadomaso-Sex und Bisexualität. Einem Interviewer, der ihr mitteilte, dass sie der weibliche Star sei, mit dem sich heterosexuelle Frauen am ehesten ein Abenteuer vorstellen könnten, sagte sie: »Und ich bin von allen Schauspielerinnen wohl diejenige, die am liebsten Sex mit all diesen Frauen hätte. Ich liebe Sex! Ich kann nie genug kriegen, ich brauche es mehr als jeder, den ich kenne.«
Nach ihrer Scheidung von Billy Bob Thornton im Jahr 2003 leitete sie dann eine radikale Wende ein – mithilfe eines inszenierten Paparazzi-Fotos. Laut New York Times hatte die Zeitschrift Us um einen Interview- und Fototermin gebeten. Die Jolie lehnte ab, verriet aber, wann und wo sie mit ihrem Sohn Maddox an einem öffentlichen Ort spielen werde. Das Foto, das dann im Us Magazine erschien – und über dessen Entstehung die Leser selbstverständlich nicht informiert wurden –, zeigte eine neue Angelina Jolie: eine hingebungsvolle Mutter, die vergeblich versucht, einen privaten Moment mit ihrem Sohn zu genießen.
Auch hinter dem bis heute dominierenden Bild von ihr und Brad Pitt als Weltreisende in humanitärer Mission stehen durchaus eigennützige Motive. Nachdem die beiden sich 2004 bei den Dreharbeiten zu dem Film Mr. & Mrs. Smith nähergekommen waren – Pitt war damals noch mit Jennifer Aniston verheiratet –, erschienen einige unfreundliche Storys. Tenor: Das männerverschlingende Weib habe der ahnungslosen, braven Ehefrau den Gatten geraubt. Dagegen arbeitete die Joliemit dem Universalmittel gegen schlechte Presse an – Charity. So reiste sie in ihrer Eigenschaft als UN-Botschafterin und in Gesellschaft von Brad Pitt im Oktober 2005 nach Pakistan, wo sie den damaligen Präsidenten Pervez Musharraf traf. In dem Land hatte es ein schweres Erdbeben gegeben. Ziel des Trips war es, auf das Los der Opfer aufmerksam zu machen – und natürlich darauf, wie hilfsbereit diese Hollywoodstars in Wirklichkeit sind.
Arme Länder, in denen man für alles dankbar ist, auch für den Besuch von Celebrities, sind ein angenehmes Terrain für Brangelina & Co. Als der Film »Babel« mit Brad Pitt in der Hauptrolle am 23. Mai 2006 bei den Filmfestspielen in Cannes erstmals gezeigt wurde, hielten er und seine schwangere Partnerin sich im luxuriösen Burning Shore Resort im Südwesten Namibias auf. Dort sollte auch ihre gemeinsame Tochter Shiloh Nouvel zur Welt kommen. Angenehm für die kapriziösen Gäste: Von aufdringlichen Reportern konnten sie dort nicht belästigt werden, weil der
Weitere Kostenlose Bücher