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Ich Ich Ich - wir inszenieren uns zu Tode

Ich Ich Ich - wir inszenieren uns zu Tode

Titel: Ich Ich Ich - wir inszenieren uns zu Tode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Bergmann
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sprach mit dem Stern über seine Krebserkrankung.
    Das Private ist ein , wenn nicht das wichtigste Pfund von Promis aller Kategorien. Denn die Presse liebt Klatsch und Tratsch und honoriert diejenigen, die ihn liefern, mit Aufmerksamkeit. Den Preis – die Verwandlung der öffentlichen Debatte in ein schlüpfriges, seichtes Biotop – zahlen Fernsehzuschauer, Radiohörer, Zeitungs- und Zeitschriftenleser sowie Internetnutzer. Also wir alle.
Die größte Sorge: Bitte vergesst mich nicht!
    Dank des unstillbaren Hungers von immer mehr Medien nach immer mehr Klatsch und Tratsch war es noch nie so leicht wie heute, bekannt zu werden. Allerdings war man auch noch nie so schnell wieder weg vom Fenster. Deshalb besteht die eigentliche Kunst des Prominenten darin, prominent zu bleiben. Die Zeiten, in denen Stars und Sternchen, einmal in die Umlaufbahn katapultiert, dort ewig kreisten, sind vorbei. Früher, als es noch wenige Fernsehkanäle, eine überschaubare Zahl an Printmedien und kein Internet gab, mussten sie sich kaum mühen. So reichte es für die Pioniere der deutschen Fernsehunterhaltung wie Hans-Joachim »Kuli« Kulenkampff, Peter Frankenfeld oder Hans Rosenthal ( Dalli, Dalli ), alle paar Wochen auf der Mattscheibe zu erscheinen. In Zeiten der Promi-Inflation ist möglichst Dauerpräsenz gefragt. Die Ego-Show muss immer weiter gehen, denn: Aufmerksamkeit ist »eine verderbliche Ware«, wie der Medienwissenschaftler Knut Hickethier feststellte.
    Auf den Versuch, diese Ware frisch zu halten, also ständig in den Medien aufzutauchen, verwendet das Gros der Prominenz und deren Entourage aus Agenten, Managern und Beratern die größte Mühe. Es sind ihre mehr oder weniger kalkulierten, mehr oder weniger peinlichen Schreie um Aufmerksamkeit, mit denen die meisten Seiten und Sendungen gefüllt werden. So erfuhren wir beispielsweise aus der Bild über die Schauspielerin und damalige Tatort -Kommissarin Nina Kunzendorf, dass sie in ihrem Dekolleté ihre »zweite Waffe« sehe. Sie habe »vorne alles hochgearbeitet, was nach zwei Kindern noch da ist«. Silikon lehne sie ab: »Da soll Plastik rein? Um Gottes willen, nein.« Der ehemalige Bundesarbeitsminister Norbert Blüm sprach gegenüber der Zeitschrift Cicero grundsätzlichere Themen an: Er behauptete, keine Angst vor dem Tod zu haben. Der sei »das Tor zu etwas Neuem, Anderem, auf das ich durchaus neugierig bin«. Hätte Blüm die Wahl, stürbe er übrigens lieber morgens als abends.
    Udo Lindenberg ist noch nicht so weit; er fühle sich zu jung für den Ruhestand, teilte er dem Bahn-Magazin Mobil mit. Dass er bereits 1992 den Echo-Award für sein Lebenswerk erhielt, halte er für verfrüht: »Rock’n’Roller kennen keine Rente.« Auch sei er erstaunlicherweise topfit: »Bei meinem Partyleben müsste ich eigentlich riesengroße Löcher im Kopf haben. Hab ich aber nicht.« Ob es beim früher einmal gerne bösen Rapper Bushido an solchen liegt, weiß man nicht – jedenfalls verriet er der Bild , dass er »Stress« liebe: »Ich schreie und beleidige Leute, aber das liegt halt in meiner Natur.« Gwyneth Paltrow täte das nie, denn sie entspannt sich laut der Wohnzeitschrift Elle Decoration gern in der Badewanne, die mitten in ihrem Schlafzimmer stehe und zu den Dingen zähle, ohne die sie nicht leben könne (Platz fünf ). Auf Platz acht stehe ein altmodischer Kopfhörer, den sie an ihr Smartphone anschließe, weil sie Angst vor der Strahlenbelastung habe. Hella von Sinnen verriet einmal ihre »größte Macke«. Sie könne die Wohnung nicht ohne eine Halbliterflasche stilles Wasser verlassen. »Selbst wenn ich nur den Müll in den Keller bringe, begleitet mich eine ›Pulla‹, wie ich sie liebevoll nenne.« Und so weiter und so fort: Die Liste der Belanglosigkeiten über angeblich wichtige Leute ließe sich unendlich verlängern.
    Würde ausschließlich Bemerkenswertes über sie berichtet, kämen sie kaum jemals in der Presse vor. Weil das weder in ihrem, noch im Interesse der Medien ist, füllt man die Leerstellen auf Teufel komm raus und gern mit allzu Persönlichem. PatriciaRiekel, Chefredakteurin der Bunten , beschreibt das Geschäftsprinzip so: »Prominente sind ja überhaupt erst prominent, weil sie in die Öffentlichkeit gehen. Und diese öffentliche Aufmerksamkeit ist es, die ihren Marktwert zum Beispiel bei Werbeverträgen steigert. Das ist ein Grund, warum viele Prominente oft auch private Angelegenheiten vermarkten.« Was wiederum die Geschäftsgrundlage für

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