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Ich kann dich sehen: Thriller (German Edition)

Ich kann dich sehen: Thriller (German Edition)

Titel: Ich kann dich sehen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaye Ford
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rausgeflogen oder verprügelt worden waren oder Hunger hatten – oder alles zusammen –, fanden unten eine Schlafgelegenheit und konnten reden, wenn sie wollten. In den vergangenen Jahren hatte Liv gelernt, was es hieß, stark zu sein und sich plötzlich trotzdem verzweifelt und alleine zu fühlen. Und wie schwer es war, an eine Tür zu klopfen und um Hilfe zu bitten. Es war schon lange her, dass jemand zu ihr gekommen war.
    »Haben Sie was gegessen?«, fragte sie.
    »Ich habe mir was im Krankenhaus geholt.«
    Sie zog eine Augenbraue hoch. »Einen Schokoriegel aus dem Automaten?«
    Er lächelte. »So ähnlich.«
    »Mom?«
    Cameron stand in seinem Pyjama, der ihm etwas zu groß und an den Beinen hochgekrempelt war, unten an der Treppe. Sie errötete. Nachdem Thomas sie verlassen hatte, hatte Cameron sie immer wieder gefragt, wie Michelle in ihr Leben getreten war. »Aber warum ist sie überhaupt gekommen?«, lautete seine ständige Frage. Liv nahm an, dass er zu begreifen versuchte, wie alles passiert war, und nicht verstehen konnte, dass Menschen sich meist zufällig trafen und nicht, um eine Familie zu zerstören. Als Cameron jetzt zu dem großen Mann hochsah, hätte sie ihm am liebsten gesagt, dass alles in Ordnung war und Daniel nicht ihretwegen vor der Tür stand. »Cameron, das ist Daniel. Wir arbeiten zusammen.«
    Daniel streckte seine Hand aus. »Hi, Cameron. Ich habe gehört, du bist ein guter Fußballer.«
    »Jau.«
    Liv beobachtete, wie Camerons Hand in Daniels großer Pranke verschwand. Es berührte sie. »Und, bist du bettfertig?«
    »Jawohl.«
    »Gut, dann ab mit dir.« Sie folgte ihm die Treppe hinauf und setzte sich an den Rand seines Bettes. »Ich muss noch was mit Daniel besprechen, okay?«
    »Okay.«
    »Hab dich lieb.«
    »Ich dich auch.«
    Daniel hatte den Vorhang ein wenig beiseitegezogen, drehte sich aber um, als sie die Treppe herunterkam. Die Anspannung auf seinem Gesicht hatte sich ein wenig gelöst.
    »Cameron sieht Ihnen ähnlich«, sagte er.
    »Finden Sie? Er ist aber blond und hat Locken.«
    »Alles andere sind Sie. Inklusive freches Grinsen.«
    »Na, so was, ich wusste gar nicht, dass ich frech grinse.«
    Sein Blick fiel auf ihren Mund. »O ja, wirklich frech.«
    Es folgte ein kurzes Schweigen. Liv unterbrach es. »Wir haben heute Abend Spaghetti gegessen. Wollen Sie auch welche?«
    Er winkte ab. »Ich will Ihnen keine Umstände machen. Was ist mit dem Hund los?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Er bellt nicht mehr.«
    Sie warf einen Blick zur Tür und horchte auf die Stille. »Ich weiß es nicht.«
    »Gestern Abend, als ich hier war, hat er auch nicht gebellt. Aber die Lichter bei Ihrem Nachbarn waren aus, ich dachte mir, dass sie vielleicht mit ihm irgendwo unterwegs waren.« Er deutete mit dem Finger auf das Fenster. »Heute Abend brennt das Licht aber.«
    Nur die Lichter im Haus, nicht die im Garten. Vielleicht war Benny auf einem Ausflug gewesen und schlief sich jetzt aus oder war heute Abend drinnen. Liv öffnete den Kühlschrank und versuchte die Unruhe zu ignorieren, die sich in ihr ausbreitete. Stattdessen sagte sie sich, sie sollte froh sein, dass er nicht wieder so einen Aufstand machte.
    Sie stellte eine Schüssel mit Plastikfolie auf den Tresen. »Die Spaghetti sind gut, auch wenn ich mich selbst lobe. Man kann sie problemlos aufwärmen.« Sie hob eine Augenbraue. Er zögerte. »Kommen Sie. Setzen Sie sich, sonst kippen Sie vor Hunger noch um.«
    Während die Mikrowelle summte, schenkte sie ihm ein Glas Wein ein. Als er den dampfenden Teller vor sich stehen hatte, breitete sich der Duft von Knoblauch und Tomaten in der Küche aus. Er griff zur Gabel. »Ich habe gehört, Sie haben wieder einen Drohbrief bekommen.«
    »Zwei.« Während er aß, erzählte sie zum dritten Mal an diesem Tag, was passiert war, berichtete ihm von ihrer Unterhaltung mit Rachel im Café und der Warnung, dass jeder in ihrem Umfeld infrage käme. Den Vorfall mit Jason ließ sie aus. Er musste es nicht erfahren, und sie wollte nicht daran denken. Dennoch konnte sie es nicht verhindern – Monate ?
    Daniel legte die Gabel in die leere Schüssel. »Woran denken Sie?«
    »An die Menschen in meinem Umfeld.«
    »Irgendeinen Verdacht?«
    Das Nein lag ihr schon auf der Zunge, doch dann dachte sie wieder daran, was Jason gesagt hatte. Seiner Meinung nach eilten sie seit Monaten auf ein einziges Ziel zu. Letzte Woche hast du mich gebraucht. Ich wusste, dass das irgendwann der Fall sein würde . Hatte er es

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