Ich kann dich sehen: Thriller (German Edition)
nach dem, was Thomas mir angetan hat? Du hast alles, Jason. Ich wollte einfach ein Teil davon sein. Und jetzt hast du alles kaputt gemacht. Du blödes Schwein.«
Sie lockte Cameron vom Fernseher weg, küsste und umarmte die Mädchen für den Fall, dass sie sie lange nicht mehr sehen würde, und ignorierte Jason, der in der Wohnzimmertür stand, als sie gingen. Auf dem Heimweg schlug ihr Herz wie wild, ihr Kiefer schmerzte, so fest biss sie die Zähne zusammen. Sie hätte am liebsten ihre beste Freundin angerufen, den Schock mit ihr geteilt, sie gefragt, was sie tun sollte – doch Jason hatte ihr auch diese Möglichkeit genommen.
»Mom, was ist los?«
Sie schluckte den Kloß herunter, der sich in ihrem Hals gebildet hatte. »Nichts, Liebling. Ich bin nur ein bisschen … müde.« Sie beugte sich zu ihm und wuschelte sein Haar. Er grinste sie breit an. »Oh, wow, das ist genau, was ich brauche. Danke, Schätzchen.«
Es dämmerte, als sie die Einfahrt entlangflitzte. Ihre Nachbarn hatten bereits die Außenbeleuchtung eingeschaltet. Während das Garagentor langsam hochfuhr, warf sie misstrauisch einen Blick zum Haus.
»Bleib noch ein paar Minuten im Auto, Schatz«, sagte sie zu Cameron, als sie in der Garage geparkt hatte.
»Warum?«
»Ich will nur kurz nachsehen, ob ich alles für die Spaghetti habe. Hey, hast du mein neues Handy schon gesehen? Es ist in meiner Tasche. Du kannst es dir anschauen, ich bin gleich wieder da.«
Sie schloss ihn im Wagen ein, machte das Licht an, als sie ins Haus ging, und fand den Schirm an der Wand. Du bist jetzt auf dich gestellt, Livia, aber das warst du vorher auch schon einmal. Sie folgte Daniels Weg – Bad, Waschküche, Küche, Wohnzimmer. Tauschte den Schirm gegen den Baseballschläger aus, als sie an der Treppe an ihm vorbei und in das obere Stockwerk ging. Camerons Zimmer, Badezimmer, ihr Schlafzimmer.
»Entwarnung«, murmelte sie im Zimmer mit Bad und verdrehte die Augen, als sie am Spiegel vorbeiging.
Eine halbe Stunde später saß Cameron mit den Hausaufgaben am Küchentresen, während sie Spaghetti kochte. Sie rief ihm Worte mit ea zu, die er buchstabieren sollte, und Zahlen, die er durch zwei teilen konnte, und hörte ihm zu, wie er vorlas. In seiner Gesellschaft schien alles andere weit entfernt.
Er war oben und putzte sich die Zähne vor dem Zubettgehen, als es an der Tür klopfte und ihre Stimmung von entspannt zu vorsichtig kippte. Es war acht Uhr. Draußen war es dunkel. In der Einfahrt brannte kein Licht.
»Liv, ich bin’s, Daniel. Ich gehe gerade um Ihr Anwesen herum. Sie müssen nicht rauskommen.«
Sie hatte nicht erwartet, ihn heute noch einmal zu sehen. War er auf seinem Weg nach Hause bei ihr vorbeigekommen? War er wieder zurück zur Arbeit gegangen, nachdem er geholfen hatte, Teagan vom Lieferwagen zu hieven?
Liv stand vor dem Eingang, wartete, bis sie seine Schritte wieder hörte, und öffnete die Tür, die Kette ließ sie aber vor dem Schloss.
Daniel knipste die Taschenlampe aus und sah sie im Licht über ihrem Kopf an. Es war nicht der Blick, den sie erwartet hatte. Nicht das Gesicht, das sie an anderen Abenden an ihrer Tür gesehen hatte. Nicht der entspannte Krieger. Sein Mund war zu einer harten Linie geworden, und irgendwas Angespanntes, Düsteres lag in seinem Blick. Sie löste die Kette.
33
»Entschuldigen Sie, dass ich einfach so hereinschneie. Ich bin gerade auf dem Heimweg und …« Er klang beiläufig, doch die Worte kamen zu schnell aus seinem Mund, und er sah sich nervös um.
»Ist schon okay. Und danke. Sind Sie wieder zurück zur Arbeit gegangen, nachdem Sie mit der Polizei gesprochen hatten?«
»Nein, ich war im Krankenhaus.«
Liv runzelte die Stirn. »Bei Teagan?«
»Ja, also nein, nicht bei ihr. Ich war einfach nur dort und habe abgewartet.« Sein Blick blieb an Liv hängen. »Um mich zu vergewissern, dass sie noch atmet.«
Sie musste an den Witz denken, den er heute Morgen gerissen hatte. Vielleicht war es ja gar kein Witz. »Und?«
»Ja. Ihr Zustand ist kritisch, aber stabil. Das ist schon mal ein guter Anfang.«
Sie nickte erleichtert. »Waren Sie lange dort?«
Er fuhr sich mit der Hand durch das stoppelige Haar. »Offensichtlich kann ich nicht loslassen.«
»Alles in Ordnung?«
Er wandte sich ab und streckte sich. »Es geht mir gut.«
Nein, das stimmte nicht, und er war hierhergekommen.
Wenn nachts jemand an der Wohnung über der Turnhalle geklopft hatte, hatte ihr Dad auch immer aufgemacht. Jungs, die
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