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Ich kann dich sehen: Thriller (German Edition)

Ich kann dich sehen: Thriller (German Edition)

Titel: Ich kann dich sehen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaye Ford
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Nagelpistole aus dem Werkzeuggürtel und hielt den Lauf unter Daniels Kinn. »Wo ist dein Erste-Hilfe-Kasten jetzt, du verdammter Angeber?«
    Tu ihm nichts, schrie Liv, doch die Worte waren nur in ihrem Kopf, unter dem Klebeband drangen lediglich gedämpfte Grunzlaute hervor.
    Ray warf einen flüchtigen Blick den Flur entlang auf sie, zielte mit der Nagelpistole auf Daniels Knie und drückte ab, sodass das Bein sich streckte und Daniel vor Schmerz den Kopf in den Nacken warf.
    Liv brüllte hinter ihrem Klebeband.
    Die Nagelpistole blieb an Ort und Stelle, als Ray sie ansah und die Augenbrauen hob. »Ein Nagel zu viel, denkst du?«
    Sie nickte heftig immer wieder.
    »Na schön«, sagte er, als habe sie ein gutes Argument geliefert und er widerwillig seine Meinung geändert. Dann versetzte er Daniels Bein einen Tritt, ließ ihn stöhnend zurück, ging zu Liv und riss ihr das Klebeband vom Mund.
    Sie hatte das Gefühl, als würden ihre Lippen abreißen. Sie konnte kaum sprechen, lallte nur laut: »Daniel, es tut mir leid. Es tut mir so leid.«
    »Es muss dir nicht leidtun«, sagte Ray gelassen. »Es ist allein seine Schuld. Wenn er mir nicht in die Quere gekommen wäre und meinen Job machen wollte, hätten wir das schon letzte Woche erledigen können.«
    »Wieso? Was erledigen?«, schrie sie.
    Er antwortete geduldig und wohlüberlegt. »Mein Job ist es, mich um die Leute in diesem Bürogebäude zu kümmern. Das war schon immer mein Job. Ich bin von Anfang an hier. Daniel hatte seinen eigenen Job und hat dann versucht, mir meinen wegzunehmen. Das hätte er nicht tun sollen.«
    Wovon zum Teufel redete er da?
    Sie atmete tief durch und versuchte den passenden Ton zu finden. »Ray, ich glaube, da hast du was falsch verstanden. Ich glaube kaum, dass Daniel deinen Job übernehmen will. Du machst ihn hervorragend.«
    Er beugte sich herab und schrie ihr ins Gesicht: »Und warum bist du dann nicht zu mir gekommen, hä?«

44
    »Ich hätte dich am vergangenen Montagabend auch zum Auto bringen können«, sagte er, als wäre sie ein Kind, dem man eine wichtige Lektion beibringen musste. »Ich begleite die anderen Frauen auch alle zu ihren Autos, wenn es dunkel ist. Ich habe dir extra noch von den Rowdys erzählt und dir sogar die kaputten Lampen gezeigt. Hätte ich dich zum Wagen gebracht, hätte ich dich beschützen können. Das ist mein Job.«
    Ging es darum? Hatte er Menschen verletzt und sie gefesselt, weil sie ihn nicht gebeten hatte, sie zum Auto zu begleiten? Meinte er das mit Trotz? Sie hätte ihm am liebsten ins Gesicht gespuckt. Tu es nicht, Liv. Überleg dir lieber etwas Sinnvolles.
    »Daniel hat mich an dem Abend nicht zum Auto gebracht. Er hat mich erst später gefunden.«
    Ray lief den Flur entlang, blieb auf halber Strecke zwischen seinen beiden Gefangenen stehen und zeigte mit dem Finger auf Daniel. »Ich habe gesehen, wie er jeden Tag in dein Büro kam, dir Kaffee besorgte und tat, als wüsste er, wie du ihn willst. Er musste erst mal Lenny fragen, wie du deinen Kaffee trinkst. Er wusste nicht mal, dass du ihn aus einem mittelgroßen Becher mit Milch trinkst.« Er zog seinen kleinen Spiralblock aus der Brusttasche und wedelte damit herum. »Ich weiß es, ich habe mir alles notiert.« Er klappte den Block auf, hielt ihn Daniel unter die Nase, lief dann den Flur zurück und hielt ihn auch Liv unter die Nase.
    Die Seite war winzig klein beschrieben und enthielt Listen mit Sternchen und Punkten.
    Er riss ihn wieder an sich und las daraus vor. »Zum Mittagessen nimmst du Hühnchensalat auf Vollkornbrot, du magst Zitronen- und Mohnmuffins, aber nur morgens, zu besonderen Anlässen isst du Zitronenkuchen. Du trinkst nicht mehr als drei Cappuccinos am Tag und niemals Tee. Das wusstest du nicht, nicht wahr?«, schrie er Daniel an. Dann sagte er gelassen zu Liv: »Ich weiß das, es ist mein Job.«
    Das alles hatte nicht erst letzte Woche begonnen. Er hatte Livs Namen an dem Tag auf seinen Block geschrieben, als sie das Büro von Prescott and Weeks eröffnet hatten. Er hatte ihr angeboten, Kaffee zu holen, gesagt, dass auch noch andere auf seiner Liste stünden und er es sich nur notierte, damit er es nicht vergaß.
    Sie musste an die Rowdys in dem Parkhaus denken. Die Lichter waren bereits vergangenen Winter demoliert worden, darum hatten Liv und Kelly ihre Wagen hinausgefahren und auf der Straße geparkt, sobald es dunkel wurde. Ray hatte das immer wieder angesprochen. Immer wieder war er bei ihnen vorbeigekommen und hatte

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