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Ich kann dich sehen: Thriller (German Edition)

Ich kann dich sehen: Thriller (German Edition)

Titel: Ich kann dich sehen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaye Ford
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mochte es, wenn die Polizei vorbeikam, er glaubte, damit würde die Verbrechensrate niedrig gehalten.«
    »Ich wette, das stimmte auch. Lebt Ihr Vater noch?«
    Liv nickte und versuchte ihre Traurigkeit zu verbergen. »Er hat Knochenkrebs.«
    »Das tut mir leid. Mein Dad ist kurz vor Weihnachten an Lungenkrebs gestorben.« Rachel blickte wieder auf ihren Ordner und räusperte sich. »Ich würde gerne Fotos von Ihren Verletzungen für die Akte machen. Sind Sie einverstanden?«
    »Ja.«
    Sie zog einen Fotoapparat aus der Schreibtischschublade, führte Liv in ein kleines Zimmer und schloss die Tür. Sie fotografierte ihr Gesicht, den Verband an ihrer Hand und erkundigte sich nach weiteren Verletzungen, also öffnete Liv den Reißverschluss der Jeans und schloss die Augen, als die Beamtin das Objektiv auf ihre Hüfte und den Oberschenkel richtete. Als sie lautes Männerlachen auf der anderen Seite der Tür hörte, griff sie schnell nach ihren Sachen.
    »Keine Sorge, ich habe die Tür verriegelt«, sagte Rachel. Als Liv keine Anstalten machte, ihre Verletzungen wieder zu zeigen, fügte sie hinzu: »Könnte ich noch ein paar weitere Fotos machen?«
    Das hatte sie nicht erwartet. Sie wollte die Fakten schildern und dann nichts mehr mit der Sache zu tun haben. Jetzt stand sie hier mit heruntergezogenen Jeans, fror, und nur ein paar Meter entfernt war lautes Männerlachen zu hören. Sie fühlte sich verletzlich und ausgeliefert, keineswegs stark und zuversichtlich. »Bringen wir es hinter uns.«
    Als Rachel wieder an ihrem Schreibtisch saß, sagte sie zu Liv: »Erzählen Sie mir, was passiert ist.«
    Liv erzählte noch einmal alles, ihren Weg durch das Parkhaus bis zum plötzlichen Auftauchen von Daniel Beck. Die Beamtin nickte, notierte alles und wartete mit ihren Fragen, bis Liv fertig war.
    »Wie klang seine Stimme?«
    Liv hörte im Geiste noch einmal auf seine Stimme. »Tief, rauchig.«
    »Mit Akzent?«
    »Nein.«
    »Wie groß war er?«
    Sie erinnerte sich daran, wie er sie brutal gegen den Wagen gedrückt hatte, das Gefühl, wie er über ihr war, aber an nicht viel mehr. »Ich weiß es nicht.«
    »War er größer als Sie, als Sie ihn in der Scheibe Ihres Wagens gesehen haben?«
    Bis jetzt hatte sie sich immer nur an wildes Herumschlagen und sein Keuchen erinnert, doch sie bemühte sich, den Vorfall genau zu rekonstruieren. »Er war größer als ich. Ich würde sagen, einen Meter zweiundachtzig mindestens. Seine Hand auf meinem Mund fühlte sich groß an, und er hatte breite Schultern. Instinktiv schubste und drückte er eher, er schlug nicht unbedingt. Und er hatte Kraft.«
    »Wie sieht es mit seiner Kleidung aus? War das schwarze Oberteil ein Kapuzenpulli?«
    Liv versuchte sich darauf zu konzentrieren. »Er trug keine Kapuze. Es war eher ein Oberteil mit einem Reißverschluss bis zum Kinn, die Wollmütze hatte er hineingesteckt.«
    »Was hatte er für eine Hose an? Trug er Jeans, oder passte sie wie eine Trainingshose zu seinem Oberteil?«
    »Er trug definitiv keine Jeans. Keine Ahnung, ob sie zusammenpassten. Ich weiß nur, dass alles schwarz war. Tut mir leid.«
    »Kein Problem. Ihre Auskünfte sind gut.«
    Es fühlte sich auch gut an. Sie betastete vorsichtig ihren gebrochenen Knöchel. »Er muss eine ordentliche Verletzung im Gesicht haben, vielleicht sogar ein blaues Auge. Es wird zwar nicht so eindrucksvoll wie meines sein, aber er hat sicher etwas davongetragen, als ich ihn geschlagen habe.«
    Rachel nickte. »Ich trage das als weitere Option ein.«
    »Es ist keine Option. Ich habe ihn fest geschlagen.«
    »Das kann sich in der Hitze des Gefechtes schon mal so anfühlen.« Ihre Stimme zeugte von Erfahrung, doch Liv hörte auch den Zweifel dahinter.
    »Ich habe mir den Finger an seiner Wange gebrochen.« Zum Beweis dafür hob sie ihre Hand.
    »Ich werde es notieren.« Die Beamtin schrieb einen Augenblick länger, raschelte mit dem Papier und sah dann wieder Liv an. »Kennen Sie jemanden, der Ihnen was antun will?«
    Schon wieder diese Frage. »Nein.«
    »Sind Sie je bedroht worden?«
    »Nein.«
    »Was ist mit Ihrem Mann?«
    »Nein.«
    Rachel hielt inne und wartete.
    Liv spürte, wie ihre Wangen zu glühen begannen.
    »Livia, was ist zwischen Ihnen und Ihrem Mann im vergangenen Dezember vorgefallen?«

6
    Livs Blick glitt einen Moment ab. »Nicht der Rede wert.«
    »Die Polizei wird wohl nicht wegen einer Lappalie gerufen.«
    Sie spürte, wie der Ärger jener Nacht wieder in ihr hochkochte, versuchte aber, es sich

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