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Ich kann dich sehen: Thriller (German Edition)

Ich kann dich sehen: Thriller (German Edition)

Titel: Ich kann dich sehen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaye Ford
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sollen, doch sie sah sich trotzdem misstrauisch um, suchte nach zerschundenen Gesichtern und kontrollierte ihre Windschutzscheibe auf weitere Zettel.
    Ihr Zuhause lag in einem Vorort voller Reihenhäuser und Villen, in denen Pensionäre oder Geschiedene wohnten – was Liv offiziell in einem Monat auch wäre. Es war ein voreiliger Kauf gewesen, sie hatte das Haus wegen seiner Lage gekauft – es waren nur zehn Minuten Fahrtzeit zur Arbeit und fünf Gehminuten zum Park – und nach vier Wochen war da immer noch nicht viel mehr, was sie an ihm schätzte.
    Ihre Hand schmerzte vom Halten des Lenkrads, als sie in die lange Einfahrt einbog und an den ersten beiden identisch aussehenden Häusern vorbeifuhr. Müde wartete sie, bis das automatische Tor zur Doppelgarage oben war, und blickte zum Haupteingang. Sie fühlte sich kein bisschen zu Hause, verspürte kein Gefühl der Vertrautheit oder des Trostes durch ihre eigenen vier Wände. Das Reihenhaus an sich war in Ordnung – zwölf Jahre alt, von den Vorbesitzern ein wenig verwohnt, aber mit funktionierender Küche und ordentlichem Bad. Die Wohnung über der Sporthalle ihres Vaters war im Vergleich dazu ein Loch gewesen. Trotzdem war es einfach nicht das vertraute Zuhause, das sie sich gewünscht hätte. Das hatte sie früher gehabt. Doch als Thomas es beschmutzt hatte, hatte sie es auf den Markt geworfen und unter Wert verkauft, weil sie es schnell hinter sich bringen wollte. Nur nicht länger in der vergifteten Atmosphäre leben.
    Sie parkte neben der doppelten Reihe Umzugskartons, die auf der anderen Parkbucht standen. Das Tor glitt hinunter, sie nahm ihre Tasche, und als sie aus dem Wagen stieg, war das Tor geschlossen und die Sonne verschwunden. Ganz oben waren drei kleine Fenster, durch die nur wenig Licht drang, weil das Nachbarhaus zu nahe stand. Es war zwar hell genug, dass man etwas sehen konnte, aber doch so düster, dass sie ein wenig Angst bekam, als sie rüber zu den Kartons schaute.
    Das Umzugsunternehmen hatte ihr geraten, die Kartons an der Wand zu stapeln, doch sie hatte sie in die Mitte stellen wollen, damit sie darum herumgehen und schneller den Karton finden konnte, den sie brauchte. Cameron hatte sich vergangene Woche dahinter versteckt, war aufgesprungen und hatte »Hu!« gerufen, als sie vom Auto kam. Als sie sich vom Schock erholt hatte, hatte sie gelacht und ihn um den Stapel gejagt. Der Gedanke, dass sich jemand dahinter versteckte, ließ ihr die Haare zu Berge stehen.
    Wusste das Schwein mit der Wollmütze, wo sie wohnte? War er ihr bis nach Hause gefolgt und hatte ihr dann im Parkhaus aufgelauert?
    Sie schloss die Wagentür, drehte sich um und nahm eine Bewegung wahr.
    Und dann blickte sie in ein bleiches Gesicht.

9
    Liv japste, prallte zurück gegen den Wagen. Dann erkannte sie sich selbst, verletzt und zerzaust, im Spiegel eines alten Kleiderschrankes wieder. Verdammt. Ihr Herz hämmerte, ihr Mund war trocken. Wie sie da mit ausgestreckten Armen gegen den Wagen lehnte, sah sie wie eine Verrückte aus.
    Beruhige dich, Liv. So kommst du nicht weiter. Sie strich sich Haar und T-Shirt glatt, griff nach dem Schlüssel wie nach einer Waffe und ging zu den Umzugskartons. Umrundete sie. Da war niemand – dennoch war sie auf der Hut. Sie öffnete die Zugangstür zum Reihenhaus, sah sich im Treppenhaus und dem Wohnbereich im Erdgeschoss um. Nichts. Sie spähte die Treppe hinauf, fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und schlich schnell und leise hinauf.
    »Hallo?«
    Sie hörte nichts, nur das Rasen ihres eigenen Herzens. Würde der vermummte Mann antworten? Oder stand er ruhig da und wartete, bis sie die Treppe wieder runterging? Sie blieb unentschlossen stehen. Dann fing sie an, Lärm zu machen, trampelte durch den Flur, riss geräuschvoll alle Türen auf – die von Cams Zimmer, vom Bad und ihrem Zimmer. Auf wackeligen Beinen stapfte sie anschließend die Treppe hinunter.
    Sie steckte den Zettel in eine Plastikhülle und wartete auf das Pfeifen des Wasserkessels. Sie sah sich erschöpft und entmutigt um – blickte zur Glasschiebetür, die auf den verwilderten Garten hinausging, auf das alte Bettlaken, das als Vorhang diente, auf die beiden Sofas aus ihrer alten Wohnung, die viel zu groß für das Zimmer waren. Auf dem Couchtisch stand ein benutztes Weinglas, Zeitschriften lagen auf dem Boden verteilt, und die Umzugskartons standen immer noch an der Eingangstür. Ihr Blick fiel auf Camerons Fotos am Kühlschrank, die ihr das Gefühl

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