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Ich kann dich sehen: Thriller (German Edition)

Ich kann dich sehen: Thriller (German Edition)

Titel: Ich kann dich sehen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaye Ford
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und auch etwas Furcht in Kellys Blick und spürte selbst Unruhe und ein beklemmendes Gefühl in sich aufsteigen. Dann schossen ihr ganz plötzlich Tränen in die Augen. »Herrgott, ich hätte das Interview nicht machen sollen.«
    »Zu spät, Liv.« Kelly zog ein Taschentuch aus einer Schachtel auf dem Tresen und reichte es ihr. »Du solltest die Polizei anrufen.«
    »O mein Gott.« Plötzlich legte Teagan ihre Hand auf den Mund. »Ich habe den Beweis weggeworfen.« Sie sah zur Eingangstür. »O mein Gott. Der Mülleimer. Wahrscheinlich wurde er noch nicht geleert.« Sie flitzte um den Empfangstresen herum. »Ich schau gleich mal nach, ob er noch voll ist. Ich könnte reinklettern, so wie sie das bei CSI auch machen.«
    Kelly packte sie von hinten am Shirt. »Du kletterst nirgendwo rein, sonst bringt deine Mutter mich um. Ganz abgesehen von der Arbeitsaufsicht, die mich zu Hackfleisch machen würde.«
    »Ja, aber …«, setzte Teagan an.
    »Gut. Haben sich jetzt alle beruhigt?« Kelly sagte das extra laut, als würde es auch für sie selbst gelten. Hinter ihr klingelte das Telefon. »Teagan, geh ans Telefon. Liv, komm, wir rufen die Polizei an.«
    Kellys Sachlichkeit beruhigte Liv. »Ja. Gut, ich rufe Detective Quest an.«
    »Tee, wenn du fertig bist, hol ein paar Gläser Wasser. Und einen starken Whiskey für Livia.«
    »Haben wir denn Whiskey?«
    »Nein, das war nur ein Scherz. Wasser tut es auch, Tee.«
    Liv setzte sich auf die Kante ihres Stuhles. Kelly sah sie vom Besucherstuhl auf der anderen Schreibtischseite aus an. »Bist du bereit?«
    »Gleich.« Sie tupfte sich mit dem Taschentuch das Gesicht ab. »Mann, ich habe das Heulen so was von satt. Ich will gar nicht weinen, es rinnt einfach unkontrolliert runter, als könnte ich gar nichts dagegen tun.«
    Kelly lächelte sanft. »Hör zu, Liv. Du hast schon in einem beschissen tiefen Loch gesteckt, als der Kerl dich in dem Parkhaus überfallen hat. Jetzt ist das Loch noch tiefer. Sei nachsichtig mit dir, und heul dich erst mal richtig aus.«
    »Nein, das brauche ich nicht. Es geht mir gut.«
    »Stimmt nicht. Du bist verletzt, und du hast Angst.«
    Liv wich Kellys bohrendem Blick aus. Kelly hatte recht, aber es ging ihr gut. Wirklich. »Ich muss mir nur ein wenig Gloria vorsagen.«
    Kelly wartete einen Moment, bevor sie weitersprach, vielleicht weil sie überlegte, ob sie in Livs Horn stoßen oder sie zum Weinen bringen sollte. »Soll ich die Polizei anrufen?«
    Das bedeutete, nicht auf den Beinen zu bleiben, sondern dem Dreckskerl aus dem Parkhaus zu gestatten, sie fertigzumachen. Liv schob sich das Haar aus dem Gesicht und putzte sich die Nase. »Nein, das mache ich selbst.«
    »Livia, ich bin auf dem Weg zum Revier und sehe mir Ihren Zettel an, sobald ich da bin«, sagte Rachel Quest außer Atem, als würde sie laufen.
    »Ich habe heute Morgen noch einen bekommen.«
    »Wieder an Ihrem Wagen?«
    »Nein, im Büro, er kam mit der Morgenpost.«
    Es folgte eine Pause. »So wie der erste?«
    »Ja und nein.« Liv erzählte ihr von der krakeligen Schrift in der Mitte des Blattes und erklärte, dass sie nicht wusste, ob der Brief persönlich abgegeben oder per Post geschickt worden war.
    »Haben Sie ihn in eine Plastikhülle gesteckt?«
    »Noch nicht.« Er war bestimmt voller Fingerabdrücke der drei Frauen.
    »Dann machen Sie das jetzt. Können Sie ihn mir aufs Revier bringen?«
    Rachels Stimme klang nicht dringlich, aber Liv wollte ihn vom Tisch haben, die Sache hinter sich bringen.
    »Gut. Wann sind Sie dort?«
    »In ungefähr zwanzig Minuten.«
    Liv verabschiedete sich, legte auf und sah Kelly an. »Ich gebe ihr eine halbe Stunde.«
    »Übrigens, wo warst du vorhin? Ich habe dich von Lenny’s kommen sehen, und dann hast du eine Ewigkeit gebraucht, bis du hier warst.«
    »Ich war bei Daniel Beck.«
    »Na, dann ist es kein Wunder, dass du eine Stunde gebraucht hast.« Sie neigte den Kopf und senkte die Stimme. »Er ist offenbar nett.«
    »Es waren nur zehn Minuten, und es ging nur um die Schlösser in meinem Haus.«
    »Was stimmt denn mit den Schlössern nicht?«
    »Ich brauch neue. Er besorgt mir jemanden, der sie auswechselt.«
    »Wie nett von ihm. Außerdem ist er groß.« Kelly hob wissend eine Augenbraue. Als Teenager hatte immer Kelly für Liv Ausschau gehalten, weil sie es schwer hatte, mit vierzehn und einem Meter achtzig Größe jemanden zu finden. Doch diese Hilfe brauchte sie jetzt nicht mehr.
    »Ja, er ist groß und nett, aber ich bin nicht interessiert.

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