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Ich kann dich sehen: Thriller (German Edition)

Ich kann dich sehen: Thriller (German Edition)

Titel: Ich kann dich sehen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaye Ford
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wollte wissen, ob Liv an etwas Heiklem oder Brisantem arbeitete. Ärger mit Kunden oder dem Personal hatte. Ob ihr Vorgehen je von irgendwem infrage gestellt worden sei. Ob sie jemanden im Gebäude verärgert hatte. Oder auf der Straße. Ob sie irgendwen angeschrien oder einen Unfall gehabt hatte. Oder auch nur eine Beule auf dem Parkplatz verursacht hatte. Ob sie jemandem Geld schuldete oder jemand ihr. Nein, nein, nein, nein, wiederholte sie wie eine verkratzte CD.
    Als Rachel sie zu Prescott and Weeks’ finanzieller Situation befragte, war Liv froh, dass sie ihr wenigstens irgendwas erzählen konnte.
    »Wir sind in den Connect-Call-Center-Bankrott verwickelt.« Das hatte ein paar Wochen in der Zeitung gestanden, darum nickte Rachel auch, als wüsste sie, wovon Liv sprach. »Wir haben monatelang immer wieder Mitarbeiter hingeschickt. Als Connect das erste Mal nicht zahlte, wurde uns nur gesagt, es handle sich um eine Panne im Buchungssystem. Beim zweiten Mal behaupteten sie, es sei aufgrund einer Panne in der Hauptniederlassung in Sydney weniger Geld im Umlauf. Es gab zwar Gerüchte, aber ich kannte die Personalchefin persönlich, und sie versicherte mir, dass sie mich informieren würde, falls es Probleme gäbe. Eine Woche später war die Firma bankrott.«
    Rachel hob eine Augenbraue. »Und was hat das für Auswirkungen für Sie?«
    »Connect war unser größter Kunde. Wir haben über Nacht siebzig Prozent unseres Umsatzes verloren und mussten einen Wochenlohn unserer Zeitarbeiter selbst übernehmen.«
    »Konnten Sie das gesamte Personal bezahlen?«
    »Ja.«
    »Niemand kam also zu kurz?«
    »Nein. Nur wir. Wir mussten vor sechs Wochen unser Gehalt kürzen.«
    Rachel warf einen Blick auf ihren Notizblock. »Was geschah, als Sie von dem Bankrott erfuhren? Haben Sie angerufen und denen Vorwürfe gemacht, sind Sie hingefahren und haben eine Szene gemacht?«
    Liv schüttelte den Kopf. »Nein. Wir haben natürlich angerufen, aber dann haben sich recht schnell die Anwälte darum gekümmert.«
    »Was ist mit der Personalchefin? Haben Sie sie für die Probleme, die sie Ihnen verursacht hat, zur Verantwortung gezogen?«
    »Nein. Sie hat mich angerufen, weil sie selbst bis ein paar Tage vor dem Bankrott im Unklaren gelassen worden war und man ihr rechtliche Schritte angedroht hatte, falls sie etwas verlauten lassen würde. Sie klang am Boden zerstört, ich hackte also nicht weiter darauf herum. Außerdem war ich mitten im Umzug und hatte weder Zeit noch Kraft, mich über ihre Vorgehensweise aufzuregen. Ich habe einfach versucht, alles hinzukriegen.«
    Rachel nickte nachdenklich. »Haben Sie seither noch einmal mit ihr gesprochen? Vielleicht spontan etwas gesagt, was sie missverstanden haben könnte?«
    Liv rollte mit den Augen. »Ich glaube nicht. Außerdem ist sie nicht alleine an unserer finanziellen Schieflage schuld. Wir hätten uns nicht auf einen einzigen Kunden verlassen dürfen, sondern uns auch noch um andere Einnahmequellen kümmern sollen. Ich bin Betriebswirtin, ich hätte es wissen müssen.«
    Rachel drehte den Stift in ihren Fingern und sah prüfend auf ihren Notizblock. Zum ersten Mal schien sie innezuhalten und nachzudenken, was die Angst in Livs Brust erneut aufflackern ließ.
    »Hält Ihr Mann Anteile an der Firma?«, fragte Rachel.
    »Nicht mehr.«
    »Und der Mann Ihrer Geschäftspartnerin?«
    »Kelly und Jason haben mithilfe eines gemeinsamen Darlehens investiert. Worauf wollen Sie hinaus?«
    Rachel neigte den Kopf zur Seite. »Ich suche nur nach Puzzleteilchen.«
    Ein Scharren auf dem Teppich im Flur veranlasste Liv, sich umzudrehen.
    Teagan stand fassungslos in der Tür. »Was zum …?«
    »Tee, bei uns wurde eingebrochen.«
    Teagan schlug sich die Hand auf den Mund und lief an den Glasscherben vorbei hinter den Empfangstresen.
    »Es wurde niemand verletzt«, versuchte Liv sie zu beruhigen. »Es ist nur alles durcheinander.«
    Eine Stunde später, während Liv auf einem Stuhl wartete, kam Rachel aus ihrem Büro und trug wieder Handschuhe…
    Liv runzelte die Stirn. Sie hielt den großen Notizblock von ihrem Schreibtisch in der Hand.
    »Ich habe das da gefunden«, sagte Rachel und drehte ihn herum.
    Auf der Vorderseite waren ihre eigenen Aufzeichnungen und Telefonnummern notiert, sie waren eingekreist und farbig umrandet oder von ihr unterkringelt, darüber war eine Schicht Fingerabdruckpulver – doch es war die knappe, krakelige Schrift in der Mitte, die Liv den Atem raubte, sodass ihr der Mund offen

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