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Ich kann dich sehen: Thriller (German Edition)

Ich kann dich sehen: Thriller (German Edition)

Titel: Ich kann dich sehen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaye Ford
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hatte. Es war nur ein klumpiges, schiefes Stück Ton mit wilden, grellgrünen Linien und Glitzerklecksen. Er hatte sie mit vier Jahren im Kindergarten gemacht und ihr zum Muttertag geschenkt. Sie bewahrte Büroklammern darin auf und hatte ihm versichert, dass sie die beste Büroklammerschüssel war, die sie je besessen hatte. Sie hob die beiden kaputten Hälften auf und presste sie aneinander. Man konnte sie nicht mehr sauber aneinanderkleben. Die Schüssel war ruiniert. Der Mistkerl aus dem Parkhaus hatte Camerons Schüssel kaputt gemacht.
    War er in ihr Büro gekommen, um die Sachen zu zerstören, an denen sie am meisten hing? Oder hatte das Arschloch einfach nur Glück, dass er zufällig genau da traf, wo es am meisten schmerzte? Es waren nur eine alte Uhr und eine scheußliche Schüssel, doch sie hatte schon zu viel von Cameron und ihrem Dad verloren. Sie hielt die beiden Stücke fest in der Hand und spürte die Wut in ihrem Bauch brennen.
    »Wie geht es dir?«, fragte Kelly in der Tür.
    Liv blickte auf, Tränen vernebelten ihre Sicht. Sie hob ein Stück von Camerons Schale und sagte durch zusammengepresste Zähne: »Er hat sie kaputt gemacht.«
    Kelly kam um den Schreibtisch herum und hockte sich neben sie. »Es tut mir so leid.«
    Liv legte die unförmige Uhr auf ihren Schoß. »Den Schaden deckt die Versicherung nicht.« Kelly strich ihr sanft über den Rücken. Sie meinte es gut, aber Liv wollte keinen Trost. Sie hätte den Kerl am liebsten am Kragen gepackt und ihn so lange geschüttelt, bis er nicht mehr wusste, wo oben und unten war. Wer zum Teufel war er? Und was wollte er von ihr?
    Du solltest Angst haben.
    Sie atmete bebend ein und presste die Lippen zusammen.
    Und sie hatte Angst. Aber die würde sie ihm nicht zeigen. Nicht, nachdem er das getan hatte.
    Sie würde weiter zur Arbeit kommen. Sie würde Vorsichtsmaßnahmen ergreifen. Sie würde nicht in die Knie gehen. Ob ihm das passte oder nicht.

16
    »Willst du eine Weile bei uns bleiben?«, fragte Kelly.
    Kelly und Jasons Haus war ein Holzbungalow aus den 1940er-Jahren. Hinten befand sich ein Anbau, während die Fassade noch im ursprünglichen Zustand war. Liv hatte sich noch nie die Schlösser angesehen, aber vermutlich waren sie seit Jahren nicht mehr ausgewechselt worden. »Nichts für ungut, aber in meinem Haus fühle ich mich sicherer.«
    »Möchtest du, dass ich zu dir komme? Oder Jason?«
    Sie schüttelte den Kopf. Sie wollte nicht noch eine Familie auseinanderbringen und wusste außerdem nicht, wie lange das so weitergehen würde. Trotzdem war ein wenig Gesellschaft keine schlechte Idee. »Ich rufe wahrscheinlich Sheridan an. Sie hat gesagt, dass Andy diese Woche nicht da ist.«
    »Gut, sag mir Bescheid, falls sie es nicht schafft«, sagte Kelly, stand auf und wollte gehen. »Ich muss kurz nach Hause, du kannst mich aber auf dem Handy erreichen, falls du mich brauchst.«
    Liv sah kurz auf. »Stimmt irgendwas nicht?«
    Eine Falte bildete sich zwischen Kellys Augenbrauen und verschwand dann wieder. »Nein, ich muss mich nur vor dem Meeting noch umziehen«, sagte sie und breitete die Arme aus, um Liv zu demonstrieren, dass sie nur Jeans und Sweatshirt trug und ihre Haare zu einem ziemlich zerzausten Pferdeschwanz gebunden waren.
    Liv starrte sie einen Augenblick verblüfft an. »Was für ein Meeting?«
    »Ich treffe mich um zwei mit Toby Wright in seinem Büro.«
    Liv überkamen wieder Schuldgefühle. Das hatte sie total vergessen. »Oh, klar. Sollen wir alles noch einmal durchgehen?« Das machten sie meistens vor einem großen Auftrag, und dieser musste zu einem guten Abschluss kommen.
    »Nein. Ich bin gut vorbereitet. Mach dir keine Gedanken. Fahr lieber nach Hause, und ruh dich ein wenig aus.«
    »Ja, natürlich«, sagte Sheridan, als Liv ihr von dem Einbruch erzählte und sie bat, zu ihr zu kommen. »Ashley wird entzückt sein, dass die böse Stiefmutter mal weg ist.« Sheridans Lebensgefährte Andy war fünfzehn Jahre älter als sie und Vater von zwei Töchtern um die zwanzig. Die jüngere lebte bei ihnen, und es passte ihr gar nicht, dass die Hälfte des Hauses Sheridan gehörte. »Darf ich bis Sonntag bleiben?«
    Liv lachte, als machte sie sich über sie lustig, aber am liebsten hätte sie ihr gesagt, dass sie doch gleich einen Koffer mitbringen sollte.
    »Ich fahre nach den Nachrichten kurz zu Hause vorbei und packe ein paar Sachen ein. Hey, was hältst du davon, wenn ich auch Joggingklamotten mitbringe? Wir könnten am Morgen laufen

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