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Ich kann dich sehen: Thriller (German Edition)

Ich kann dich sehen: Thriller (German Edition)

Titel: Ich kann dich sehen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaye Ford
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wie eine Wahnsinnige losgerannt. Aber war es draußen sicherer? Zu Fuß hätte sie dem Stalker geradewegs in die Arme laufen können. Wenn sie den Wagen nahm und das Garagentor hochfuhr, konnte er sie direkt rauszerren, noch bevor sie irgendwo hinfuhr.
    Die Polizei verständigen? Was hätte sie erzählen sollen? Der Hund nebenan bellt?
    Der Schläger war schwer, stabil und glatt. Du hast eine Waffe, Liv, und du hast verdammt gute Schlösser. Bleib drinnen und folge Daniels Rat: Sei wachsam und bereit, so schnell wie möglich zu verschwinden.
    Die Eingangstür war der beste Ausgang, beschloss sie; die Küche war eine Sackgasse. Sie kroch zum Vorhang und lauschte. Ein Auto polterte auf der Straße, und irgendwo in der Ferne war ein metallischer Knall zu hören, doch im Garten herrschte Stille. Sie dachte an Daniel, wie er heute Nachmittag mit dem Rücken an den Zaun gelehnt dagesessen hatte. Wenn jemand da draußen so dasaß, konnte sie ihn nicht hören.
    Sie steckte einen Finger in den Spalt zwischen den Vorhängen und legte ihr Auge an die Lücke. Zwei sich überlappende Lichtkreise badeten die Steinplatten in sanftes Licht, ein Strahl fiel in den Nachbargarten. Sehr viel mehr war nicht zu sehen, hinter dem Hochbeet rein gar nichts mehr. Sie dachte wieder an Daniel und wie er zum Fenster hoch gesehen hatte. Von ihrem Schlafzimmerfenster aus hätte sie einen besseren Blick.
    Als sie die Treppe hinauflief, hörte Benny zu bellen auf. Nicht nach und nach, sondern ganz plötzlich.
    Sie kniete sich auf ihr Bett und beugte sich zum Fenster. Der Garten wirkte wie eine Bühne – der Zaun war die Kulisse, die beiden Lampen an der Außenmauer die Scheinwerfer, doch es gab keine Schauspieler. War er gegangen? Oder hatte er sich woanders hinbewegt?
    Leise lief sie in Camerons Zimmer und spähte zur dunklen Einfahrt. Da gab es zahllose Verstecke – neben der Garage, hinter dem Nebeneingang, hinter der Kurve zur Einfahrt. Unter dem flachen, viereckigen Vordach über der Eingangstür. Sollte sie dort nachsehen? Sie umklammerte den Schläger fester, Angst und Verärgerung wechselten sich ab. Der Mann, der sie stalkte, war gewalttätig und labil, doch sie hatte es satt, sich zu verstecken und ständig auf Zehenspitzen zu laufen. Und sie hatte einen Knüppel.
    Sie schlich die Treppe hinunter, machte das Außenlicht an und lauschte der Stille hinter der Tür.
    »Hey!«, rief sie heiser und kraftvoll und wartete ab, während ihr Puls raste. Sie schob leise die Sicherheitskette beiseite, holte tief Luft, stieß die Tür auf – erst langsam, dann mit einem einzigen, heftigen Ruck, stürzte mit dem Schläger in der Hand hinaus, als wollte sie sich einem Gegner in den Weg stellen.
    Niemand war zu sehen – weder vor der Tür noch in der Einfahrt oder beim Zaun. Mit pochendem Herzen blieb sie stehen, bis sie sich wie eine total Verrückte vorkam. Erst als sie wieder zur Türschwelle zurückging und wieder ins Haus gehen wollte, stieg plötzlich kalte Angst in ihr auf.
    Sie wirbelte herum und erwartete schon, ihn vor sich stehen zu sehen. Aber da war niemand – nur seine Worte leisteten ihr Gesellschaft. Sie standen in großen roten Buchstaben auf einem einzelnen, beschichteten Blatt Papier, das an ihrer Haustür klebte.
    Ich kann dich sehen, Livia!

26
    »Fahr einen Stock rauf und sieh nach, ob im Erdgeschoss was frei ist«, sagte Liv, als Jason den Blinker anmachte und langsam in das mehrstöckige Parkhaus des Krankenhauses fuhr. Es war Samstagvormittag, die Polizei war kurz vor Mitternacht noch einmal bei ihrem Haus gewesen, aber die paar Stunden, die sie zwischen den Albträumen geschlafen hatte, konnten die Anspannung auch nicht lindern, die wie eine Faust ihr Innerstes umklammert hielt.
    Jason zeigte nach rechts und sagte: »Aber die Treppe ist doch da.«
    »Ich will aber nicht die Treppe benutzen, sondern im Erdgeschoss sein«, zischte sie.
    Er sah sie an.
    »Tut mir leid, ich bin erschöpft. Ich will nur irgendwo parken, wo wir schnell zum Auto kommen.«
    Liv musterte Autos und Autofahrer, die sich in die nächsten Stockwerke des Parkhauses quälten.
    Ich halte weiter nach dir Ausschau, ich werde dich beobachten, dachte Liv.
    Andy saß in Sheridans Zimmer. Die vergangenen sechsunddreißig Stunden hatten ihm arg zugesetzt. Er hatte sich seit dem Morgen, als Liv sich von ihm verabschiedet hatte, zwar umgezogen, aber er hatte Ringe unter den Augen und sich nicht rasiert. Als Jason mit ihm zur Krankenhauscafeteria ging, setzte Liv

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