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Ich kann dich sehen: Thriller (German Edition)

Ich kann dich sehen: Thriller (German Edition)

Titel: Ich kann dich sehen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaye Ford
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darüber. Nur ganz oben stand ein einzelner Mann. War er das? Woher sollte sie das wissen? Würde er Teagan herunterstoßen und dann nach oben rennen? Sie sah zu den Gesichtern unter ihm, dann zu jenen auf den anderen Stockwerken. Sie hörte eine Sirene, wandte sich der Menschenmenge zu, die auf der Fahrbahn hinter ihr stand, und sah in ihre Gesichter. Sie hätte am liebsten gehabt, dass ihr Gehirn auf eines reagierte und ihr sagte, du, du Arschloch. Du bist es! Doch auf keinem Gesicht lag ein arrogantes Lächeln oder ein zufriedenes Grinsen. Komm schon, du Schwein. Jetzt sehe ich für dich bestimmt verängstigt genug aus.
    Doch plötzlich spielte ihre eigene Furcht keine Rolle mehr. Kelly bog um die Ecke, außer Atem und mit aschfahlem Gesicht. Sie blieb wie angewurzelt vor dem Lieferwagen stehen und schlug beide Hände vor den Mund.
    »Ray, könntest du Liv kurz ablösen«, sagte Daniel und sah sie an. »Halte Kelly von hier fern. Würdest du das tun?« Vielleicht waren das übliche Maßnahmen – gestresste Angehörige fernzuhalten, damit die Profis ihre Arbeit tun konnten –, doch Liv sah seinen flehenden Blick und wusste, dass es mehr als das war. Kelly musste auf jeden Fall ferngehalten werden. Sie hoffte nur, dass es wegen seiner eigenen Probleme war und nicht, weil er Teagan verlor.
    Liv kletterte vom Wagen, als Kelly wieder zu laufen begann. Liv fing sie auf halber Strecke ab und zwang sie zum Stehen. »Daniel weiß, was er tut.«
    »Ich sollte bei ihr sein. Ich könnte mit ihr reden. Damit sie weiß, dass ich da bin«, schrie Kelly.
    »Sie ist ohnmächtig, Kell.«
    Kelly riss sich los und lief keuchend auf und ab. Liv folgte ihr, bereit, sie aufzuhalten, falls sie wieder loslaufen wollte. Weiter unten tauchte ein Krankenwagen auf. Er stellte die Sirene ab und fuhr mit blinkenden Lichtern vorsichtig die enge Einfahrt hinein. Plötzlich blieb Kelly stehen.
    »Woher wusstest du, dass irgendwas nicht stimmte?«
    »Ich wusste es nicht.«
    »Irgendwas musst du doch gewusst haben.«
    »Sie war einfach schon zu lange fort.«
    »Nein, das war es nicht.«
    Liv sah weg, Schuldgefühle lasteten auf ihr. »Es war nur eine Ahnung.«
    Kelly hob die Stimme. »Was? Dass sie springen würde? Warum hätte sie das tun sollen? Warum hast du mir verdammt noch mal nichts davon gesagt? Wir hätten sie finden können. Wir hätten sie aufhalten können.«
    »Nein, daran hatte ich nicht gedacht. Es war nichts seltsam. Es ging ihr gut. Sie hatte kein … Herrgott, Kell. Sie ist nicht gesprungen.«
    Kelly öffnete den Mund, sagte aber nichts, sondern sah nur zum Parkdeck und wieder zum Lieferwagen. Hinter ihr rollte der Krankenwagen vorbei, wendete und kam wieder auf sie zu.
    »Sie ist gefallen? Wie konnte sie fallen?«, fragte Kelly.
    Livs Herz presste sich schmerzvoll gegen ihre Rippen. Sie sollte ihr das nicht erzählen müssen. »Sie ist nicht gefallen. Jemand hat sie geschubst. Ich glaube, jemand wollte ihr wehtun, um mich zu treffen.«
    Kelly reagierte, als habe ihr jemand einen elektrischen Schlag versetzt. Sie stieß Liv mit der flachen Hand gegen die Schulter. »Hör endlich auf! Hör einfach auf!«
    Die Wucht überraschte Liv und ließ sie zurücktaumeln. Sie brauchte einen Moment, um Kellys Angriff zu verarbeiten, als der Krankenwagen neben ihnen hielt. »Ich will es ja auch nicht glauben. Aber ich habe heute wieder einen Drohbrief …«
    »Herrgott noch mal, Liv. Teagan ist verletzt. Es geht nicht immer nur um dich.« Kelly drehte sich abrupt weg, und ihr Haar schwang wie ein langer Vorhang hinter ihr her, als sie zur Rückseite des Krankenwagens lief.
    Liv sah ihr nach, ihre Worte hatten sie erschüttert. War das der Schock, oder dachte Kelly das wirklich? Dass Liv ihr verkorkstes Leben dazu benutzte, um Aufmerksamkeit zu erregen?
    Daniel kannte die Rettungsmannschaft des Krankenwagens, informierte sie, half, Teagan eine Halskrause anzulegen, und schob sie auf eine Schaufelbahre. Liv stand daneben und sah hilflos und entsetzt zu. Als Tee auf die Trage gelegt wurde, sah sie den dicken Verband, den Daniel ihr angelegt hatte. Er bedeckte zur Hälfte ihr Gesicht. Auf dem Verband hatten sich zwei hellrote Flecken gebildet. Liv sah der Trage bis zur Tür des Krankenwagens nach, ihr fiel auf, dass eines von Teagans Augenlidern zuckte.
    Vielleicht war das ein gutes Zeichen, vielleicht hieß das, dass sie wieder aufwachen und alles gut werden würde. Liv hätte hoffnungsvoll sein sollen, aber das war sie nicht. Die unterschwellige

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