Ich kann so nicht mehr arbeiten!: Freude und Sinn statt Seeleninfarkt (German Edition)
hatte das Vertrauen in die Integrität und Führungsfähigkeit ihres Vorgesetzten unwiederbringlich verloren.
Noch bevor sie selbst in Aktion treten konnte, fügte es sich, dass ein Headhunter sie anrief und ihr eine Position in London andiente. Sie lehnte ab, denn das war mit Ehemann und Kindern von Belgien aus nicht machbar. Caroline zeigte sich jedoch interessiert, über Positionen auf dem Kontinent zu sprechen, allerdings unter der Voraussetzung, dass sie künftig an einem Tag in der Woche zu Hause arbeiten könne. Caroline liebt ihre Kinder über alles und will zumindest an einem Wochentag außerhalb der Schulstunden ganz für sie da sein können. Ein paar Wochen später unterzeichnete Caroline einen Arbeitsvertrag und war nun Verantwortliche für den Bereich Finanzen Westeuropa bei einem europäischen Traditionsunternehmen in Amsterdam.
Ihre Kündigung kam für die Mächtigen ihres alten Arbeitsgebers wie ein Donnerschlag aus heiterem Himmel. Einige Topmanager aus der Konzernzentrale in den USA riefen aufgeschreckt an und fragten, ob sich da noch etwas machen ließe. »Nein, zu spät«, erwiderte Caroline. »Ich liebe das Unternehmen, aber ich verlasse es, weil mein Chef ein A… ist und ihr ihn gewähren lasst. You don’t leave a company, you leave your boss.« Keiner der obersten Konzernlenker nahm Caroline ihre Entscheidung und die deutlichen Worte übel. Sie wird nach wie vor respektiert und bewundert.
Berufliche Beziehungen entstehen, wenn wir spürbar emotional aufeinander reagieren.
Sie enden, wenn wir das emotionale Band verlieren, wie in Carolines Fall. Erspüren Sie Ihren Gesprächspartner. Nur so erfassen Sie ihn ganz. Wenn Sie sagen, »Ich verstehe, wie Sie denken«, haben Sie einen anderen Menschen nur in Bruchstücken wahrgenommen. Sie können seine Denkmuster entschlüsseln. Sie vermögen jedoch nicht zu erkennen, was ihn antreibt, ihm Energie gibt, ihn motiviert und was ihn andererseits erlahmen lässt und dazu führt, dass er Sie oder Ihre Ideen und Vorschläge ablehnt. Mit dem Verstand erfassen Sie Konzepte, Zahlen und Strategien, aber nicht die wahre Geschichte und den aktuellen Antrieb dahinter. Erst wenn Sie sagen können: »Ich fühle mit Ihnen« oder »ich empfinde dasselbe«, haben Sie einen anderen Menschen wirklich wahrgenommen und können entsprechend gut mit ihm zusammenarbeiten.
Wenn Ihnen jemand erklärt, warum er sich beispielsweise für oder gegen Ihren Vorschlag oder Ihr Angebot entschieden hat, warum er Ihre Anweisung nicht befolgt hat, Ihre Meinung nicht teilt oder was auch immer das intellektuelle Gespräch im beruflichen Kontext nach oben gespült hat, stellen Sie folgende Frage: »Was sind die emotionalen Gründe für Ihre Entscheidung, Meinung oder Handlung?«
Hören Sie aufmerksam zu, beobachten Sie wie sich Gesichtsausdruck und Körperhaltung Ihres Gegenübers verändern und bemühen Sie sich, die geschilderten Emotionen im eigenen Körper zu erfahren. Bedanken Sie sich bei Ihrem Gesprächspartner und bleiben Sie auf der emotionalen Ebene. Gefühle anderer können Sie nicht wegargumentieren. Sie können sich nur in sie hineinversetzen und Ihr eigenes Verhalten entsprechend anpassen.
Die Neurobiologin Dr. Candace B. Pert hat herausgefunden, dass alles, woran wir uns erinnern können, im psychosomatischen Netzwerk des gesamten Körpers abgespeichert ist, und zwar in den Rezeptoren der Zellen. Die Entscheidung darüber, was Sie erinnern und was in den Tiefen Ihres Unterbewusstseins unzugänglich vor sich hin schlummert, wird von den Rezeptoren der Zellen getroffen. Ihr Gehirn ist nicht bewusst einbezogen. Wählen Sie also allein aufgrund Ihres Kopfkinoprogramms einen Beruf oder die Inhalte Ihrer Arbeit aus, kerkern Sie Ihr Wesen zwangsläufig ein.
Nicht etwa der Schnellste oder der Intelligenteste meistert berufliche Veränderungen am besten, sondern vielmehr der Anpassungsfähigste, der das gesamte System, in dem er sich bewegt, wirklich ergründet hat. Das sagen die Kybernetiker. Und was heißt es? Anpassen an den Arbeitsmarkt natürlich, denken die meisten, verbiegen sich entsprechend und akzeptieren Zwänge, die angeblich unvermeidbar sind, weil sie ein sicheres Einkommen garantieren und damit das Überleben im Kontext der eigenen Erwartungshaltung, auch wenn das bedeutet, dass sie morgens schon mit Widerwillen aufstehen, körperliche Schmerzen haben, depressiv werden oder es ihnen ständig die Zornesröte ins Gesicht treibt. Aber immer gibt es einen Weg, die
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