Ich kenne dein Geheimnis
und in den Ascher warf.
Jetzt war das Schlimmste vorbei, in wenigen Minuten würden sie ihr Ziel erreicht haben.
Als sie die Boutique betraten, stand das ganze Team von Amanda Luxury Spalier, außer Amanda und Franco Spargi. Titti empfing
sie mit einem riesigen Blumenstrauß: »Signora Soleri hat noch einen Gast, aber sie kommt, sobald es geht. Signor Spargi lässt
sich vielmals entschuldigen, er hat Fieber.« Titti half Smeralda aus dem Mantel, während Carmen sich um Edy Michelis Mantel
und die Blumen kümmerte.
»Wunderbar«, Edy stellte erleichtert fest, dass das Setting bereits so gut wie fertig war und der Fotograf Stefano LaFayette seinen Assistenten die letzten Anweisungen gab. Je schneller sie fertig wären, desto besser. Das schonte ihre Nerven, war
aber auch gut für Smeralda, die schon jetzt erschöpft wirkte.
»Glückwunsch, das Setting ist perfekt, ihr habt ganze Arbeit geleistet, nicht wahr, Smeralda?«
Smeralda setzte ein maskenhaftes Lächeln auf: »Das kann ich nur bestätigen, wirklich perfekt.« Dabei blickte sie zum Set in
der hinteren Ecke der Boutique, wo das Studioequipment aufgebaut worden war. Die Blitzanlage war vor dem blendend weißen Fotohintergrund
installiert worden, so dass eine optimale Ausleuchtung garantiert war. Das war LaFayettes Spezialität: Das perfekte Licht. Er war ein Magier, der seine Motive verzauberte.
»Das ist das erste Modell«, Titti reichte Smeralda ein enganliegendes rotes Seidenkleid mit großzügigem Dekolleté und |338| tiefem Rückenausschnitt. Ein Traum in Rot. Edy nahm Smeralda am Arm und zog sie in die Kabine. Als sich der Vorhang wieder
öffnete, brandete Beifall auf. »Du siehst hinreißend aus«, schwärmte Edy, während Titti noch einige Details korrigierte. Dann
übernahmen Artù und Simona das Kommando. Ihre begnadeten Hände gaben der schönsten Frau Italiens, wie sie von manchen Zeitungen
genannt wurde, den letzten Schliff. Artù gelang es, ihre Haare noch fülliger und glänzender aussehen zu lassen, während Simona
ihren goldbraunen Teint mit einer sonnenbeigen Grundierung unterstrich und ihre Augen mit verschiedenen Lidschatten betonte:
Perlmuttrosa für die Augenlider, Goldgelb für die Lidränder und Weißgold für die Augenbrauen. Dazu ein Lippenstift in der
Farbe des Kleides.
Eine Windmaschine sollte ein wenig Bewegung in Smeraldas Haare bringen. Der Fotograf überprüfte ein letztes Mal die Beleuchtung.
Die Scheinwerfer sollten den perlweißen Hintergrund abwechselnd in verschiedene Farbtöne tauchen: Indigoblau, Violett und
schließlich das für Donna Diabla typische Rot.
«Smeralda regarde-moi. Je te veux sexy et chic » ,
forderte der Fotograf sie auf.
Smeralda nickte. Bei ihrem ersten Fotoshooting hatte sie vor Nervosität so furchtbar geschwitzt, dass die Maskenbildnerin
ständig mit Puder nachhelfen musste, doch inzwischen war sie Profi. Mit der lasziv-trägen Arroganz eines Panthers blickte
sie in die Kamera, sexy und chic, genau wie es der Fotograf verlangte.
Sie hatte gerade das Kleid gewechselt, als sie Amanda Soleri auftauchen sah, in Begleitung von Professor Principini.
LaFayette fiel sofort auf, dass Smeralda nicht mehr bei der Sache war. Er klatschte in die Hände und sagte halb ernsthaft, halb im Scherz:
» Ici , mon amour! Regarde-moi , s’il te plaît!«
|339| »Donna Diabla, wie sie leibt und lebt!«, flüsterte Amanda ihrem Begleiter zu, der fasziniert erst das durchscheinende Musselinkleid
und dann seine Trägerin musterte.
»Was meinst du, Giampiero? Smeralda Mangano ist der Typ Frau, der einen alles vergessen lässt: Träume und Alpträume, sogar
Gewissensbisse.« Die letzten Worte hatte Amanda besonders betont, dabei fixierte sie Giampiero, um seine Reaktion zu beobachten.
Nach kurzem Zögern nickte er: »Du hast recht. Diese Frau raubt dir den Verstand. Wenn ich daran denke, dass Pelori sie mir
vorgestellt hat, bevor De Gubertis auf der Bildfläche erschienen ist! Das war die Gelegenheit …«
Amanda war entsetzt. Wie konnte er so etwas Geschmackloses sagen? So kurz nach dem Tod seiner Frau! Aber sie riss sich zusammen,
bloß keinen Skandal provozieren. Plötzlich sah sie Anna vor sich. Bei ihrem letzten Besuch in der Boutique war sie erschöpft
und teilnahmslos gewesen, das Gesicht aufgequollen. Wie sehr musste sie mit diesem Mann an ihrer Seite gelitten haben?
Kurz darauf erstrahlte alles in feuerrotem Licht und Amanda wurde bewusst, dass die Sequenz zu Ende
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