Ich kenne dein Geheimnis
war. Sie wartete, bis LaFayette eine Pause ankündigte, und bat die Gäste an die Bar, wo sie ein exquisites Büfett arrangiert hatte.
»Smeralda, heute hast du dich selbst übertroffen!« Amanda umarmte die Schauspielerin und winkte den Kellner heran.
»Für mich nur Wasser, danke«, Smeralda schüttelte den Kopf, »bei Alkohol fange ich an zu schwitzen.« Dann wandte sie sich
dem Büfett zu. Von dort bemerkte sie, wie Amanda und Giampiero miteinander tuschelten.
Als sie sich zögernd den Kaviarhäppchen näherte, schnappte sie einige Bruchstücke des Gesprächs auf.
|340| »Die Rosso-Bianco-Oro-Party und die Gründungsfeier der Lupo-Sannazzaro-d’Altino-Stiftung stehen vor der Tür. Ich würde gerne
darauf verzichten, wenn ich könnte«, seufzte Principini.
»Ich verstehe, die schmerzlichen Erinnerungen an Anna lassen dich nicht los«, Amandas Worte trieften vor falschem Mitgefühl.
»Ja, die arme Anna. Sie hat mich immer begleitet. Natürlich würde ich gerne auf die Party gehen, Vivy Sannazzaro ist schließlich
eine gute Freundin und eine wunderbare Frau. Aber alleine? Nein, das möchte ich nicht.«
Der letzte Satz ließ Hoffnung in Smeralda aufkeimen. Wie zufällig schlenderte sie auf die beiden zu.
»Entschuldigung, Amanda, ich möchte dir nochmals für diese tolle Gelegenheit danken. Du weißt, ich vergöttere Donna Diabla.«
»Ich kenne keine Frau, die in einem Donna-Diabla-Modell besser aussieht als Sie, wenn ich mir diese Bemerkung erlauben darf.«
»Vielen Dank, Professore, Sie sind sehr freundlich.«
»Sehr ehrlich«, korrigierte sie Principini.
Smeralda senkte den Blick, dann atmete sie tief durch und hauchte: »Ich möchte Ihnen mein Beileid aussprechen, Professore
…«
Amanda und Principini tauschten einen gequälten Blick, bevor der Professor die peinliche Stille durchbrach. Seine Augen ruhten
auf Smeraldas Dekolleté, als er entgegnete: »Danke, Signorina Mangano.«
»Nennen Sie mich doch bitte Smeralda.«
»Nur, wenn ich Ihnen das Du anbieten darf: Giampiero, sehr erfreut.«
»Gerne, Giampiero«, Smeralda lächelte und fuhr kurz darauf |341| in sachlichem Ton fort, »ich habe gehört, dass ihr euch über die Party bei Vivy Sannazzaro unterhalten habt. Ich sollte eigentlich
De Gubertis begleiten, aber jetzt …« Sie seufzte tief, und ihre üppigen Brüste hoben sich effektvoll. Principini war wie paralysiert.
»Smeralda, es wäre mir eine Ehre, wenn Sie mich, Pardon, wenn du mich auf die Party begleiten würdest.«
Die Schauspielerin schien zu zögern. Inzwischen hatte sich Titti genähert. »Signora Soleri, LaFayette möchte Sie gerne sprechen.«
Amanda biss sich auf die Lippen, sie hätte zu gern gewusst, ob Smeralda Principinis Angebot annehmen würde.
Principini wartete, bis Amanda außer Hörweite war, dann wandte er sich wieder Smeralda Mangano zu: »Ich bin ein Kavalier alter
Schule, weißt du«, dabei schlug er sich theatralisch mit der Hand aufs Herz. »Und die schönste Frau der Welt an meiner Seite
zu wissen …«
Von weitem sah Amanda das Erobererlächeln auf Giampieros Gesicht. Dieser Mann hatte ihre Freundin Anna zugrunde gerichtet,
und selbst jetzt, so kurz nach ihrem Tod, konnte er die Finger nicht von fremden Frauen lassen.
»Ich brauche einen Kaffee, wer noch?« Ilaria quälte sich hinter ihrem Schreibtisch hoch. Es war zwölf, und sie brauchte eine
Pause.
»O ja, gerne«, meldete sich Chiara, die wie alle ihre Kolleginnen ohne Unterbrechung gearbeitet hatte. Es gab nur ein Thema:
die Rosso-Bianco-Oro-Party. Chiara und Ilaria waren die Gästeliste durchgegangen, die ihnen das Büro von Cesco de’ Razzi gefaxt
hatte. Sie war überraschend lang und beeindruckend bestückt: Keine B-Prominenz, keine Nobodys, keine Möchtegernstars, keine
Exfreundinnen berühmter Persönlichkeiten.
|342| »Handverlesen«, kommentierte Ilaria, als sie sich einen Becher Kaffee eingoss. Sie nahm vorsichtig einen Schluck, dann verzog
sich ihr Gesicht: »Furchtbar«, sagte sie und schmiss den Plastikbecher in den Mülleimer. »Forte ist ein echter Geizhals. Erst
schafft er die Kaffeemaschine ab, und dann kauft er auch noch den schlechtesten Kaffee der ganzen Umgebung.«
Chiara trank ihren Kaffee tapfer aus, sie musste wach bleiben. Als sie die Fotos und Biografien der Gäste durchging, war sie
immer wieder eingenickt. Das Foto von Baronessa d’Altino, das sie in ihrer Kellerei neben einem Weinfass zeigte, schien sich
für einen
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