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Ich kenne dein Geheimnis

Titel: Ich kenne dein Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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war, hatte er ihm den ein oder anderen Gefallen erwiesen, und jetzt galt es, sich
     zu revanchieren. Nur deshalb hatte er den Fall angenommen. Die Anklage wegen Vergewaltigung machte ihm überhaupt keine Sorgen,
     und das nicht nur, weil er vor Selbstvertrauen nur so strotzte. In Justizkreisen nannte man ihn »Caterpillar«. Er hatte noch
     nie einen Prozess verloren. Seine Klienten waren meist einflussreiche Banker, Industrielle und Politiker, bei denen das Risiko,
     zu verlieren, sehr gering war. »Der Fall Pelori wird ein Spaziergang«, hatte er im Kollegenkreis getönt, und niemand hatte
     gewagt, ihm zu widersprechen. Mastronardis dominantes Auftreten flößte seiner Umgebung Respekt und Furcht ein. Seine Gegner
     schien er |448| förmlich zu erdrücken, nicht zuletzt wegen seiner gewaltigen Körperfülle – der Kampf gegen die Pfunde war der einzige, den
     er nicht gewinnen konnte –, und er hatte die unangenehme Angewohnheit, sich ausgiebig mit Lavendelparfüm einzusprühen. Man
     wusste sofort, ob er in der Nähe war oder nicht. Es gab Menschen, die ihn wegen seiner Fettleibigkeit unterschätzten, aber
     wer ihm in die kalten, durchdringenden Augen sah, wusste genau, wozu er fähig war.
    Während der Befragung beschränkte sich Mastronardi auf beiläufige Bemerkungen und theatralische Gesten. Mehr hielt er nicht
     für nötig. Später würde er für seinen Klienten eine detaillierte Verteidigungsstrategie entwickeln.
    Enzino Pelori war ruhig und souverän, als er auf die Fragen des Staatsanwalts Saviano Regillo antwortete, einem spindeldürren
     Mann um die sechzig mit strengem Aussehen. Der Angeklagte fasste das Geschehen so zusammen, dass Smeralda Mangano in möglichst
     schlechtem Licht erschien. Er erzählte, dass sie früher unter ihrem bürgerlichen Namen Maria Catena Calogero als Prostituierte
     gearbeitet hatte und im Laufe der Jahre ihren Namen von

a Minnona über Caty in Scila verändert hatte. Auch wenn sie nicht vorbestraft war, wäre es ein Leichtes, alles über ihre Vergangenheit
     herauszufinden. Er fügte hinzu, dass er plane, die Zeitungen zu verklagen, die rufschädigend über ihn berichtet hatten, als
     man ihn eines Abends vor dem Haus der Mangano überrascht hatte. Er erklärte dem Staatsanwalt, dass er an diesem Abend nur
     bei Smeralda gewesen sei, weil sie ausdrücklich darauf gedrängt habe. Sie hätte ihn wiederholt in ihre Wohnung eingeladen,
     aber er habe immer abgelehnt. »Ich hätte auch in dieser verdammten Nacht nein sagen sollen, aber sie tat mir leid. Und dann
     wurde ich in diese peinliche Schlägerei mit ihrem Liebhaber verwickelt, dem Filmproduzenten De Gubertis. |449| In der Wohnung selbst war ich nur ein einziges Mal, bei der Auseinandersetzung mit Ispettore Dante Bonadeo.« An diesem Abend
     habe Smeralda Mangano ihn massiv bedrängt. Zu allem Überfluss sei auch noch Ispettore Bonadeo ins Wohnzimmer geplatzt, als
     sie gerade zur Sache kamen. »Es ging temperamentvoll zu, das gebe ich zu, aber alles im Sinne von Signorina Mangano.« Nach
     Peloris Aussage warf Mastronardi ein:
» Vis sed grata puellae« .
Dann buchstabierte er seine Weisheit noch einmal fürs Protokoll. Außerdem unterstrich auch er, dass er einige Zeitungen wegen
     diffamierender Aussagen über seinen Mandanten anzeigen werde. Polizei und Justiz rügte er wegen der voreiligen Festnahme seines
     Mandanten und der völlig haltlosen Anklage wegen Vergewaltigung.
    Nachdem er Mastronardis Tiraden zur Kenntnis genommen hatte, wandte sich der Staatsanwalt wieder an den Angeklagten: »Sie
     sagen also aus, dass Sie sich am besagten Abend zum ersten Mal in der Wohnung der Signorina Calogero Maria Catena aufgehalten
     haben?«
    »Ganz genau.«
    Regillo nickte bedächtig. Aus einer Aktenmappe zog er einige Fotos und legte sie auf den Tisch. »Und was können Sie mir hierzu
     sagen? Wie Sie sehen, sind Datum und Uhrzeit der Aufnahmen genau festgehalten.«
    Pelori erblasste. Die Fotos waren eindeutig. Sie zeigten, wie er die Wohnung Smeralda Manganos betrat und sie dann überstürzt
     wieder verließ. Er musste nicht lange überlegen, um sich an diese Nacht zu erinnern. Er wusste genau, wann das gewesen war.
    »Nun? Gerade eben haben Sie ausgesagt, Sie seien nie vorher in der Wohnung gewesen …«
    »Was soll das sein? Ein Beweis?«
Avvocato
Mastronardi war |450| erbost. Dann warf er seinem Mandanten einen fragenden Blick zu.
    »Das sind Beweise, Avvocato. Beweise, dass Ihr Mandant nicht die Wahrheit gesagt

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